Am Audi-Standort Neckarsulm (Kreis Heilbronn) ist am Donnerstagvormittag das neue Gebäude der Technischen Entwicklung eröffnet worden. Rund 600 Ingenieurinnen und Ingenieure sowie weitere Mitarbeitende werden im neuen "Herz der Technischen Entwicklung", wie es bei Audi heißt, arbeiten. Audi-Werkleiter Fred Schulze ist überzeugt, dass gerade in diesem neuen Gebäude "Zukunft gestaltet" wird. Das Neckarsulmer Werk mache sich fit für die Zukunft. Gebaut wird aktuell auch eine neue Lackiererei und Montage. Über das millionenschwere Investitionsvolumen macht Audi keine genauen Angaben.
Zweitgrößter Entwicklungsstandort
Zum Start gekommen ist auch der Audi-Technikvorstand Oliver Hoffmann. Er hat einen engen Bezug zum Standort Neckarsulm, da er hier einst seine berufliche Karriere gestartet hat. Die Technische Entwicklung in Neckarsulm sei der zweitgrößte Entwicklungsstandort im Unternehmen. Bis 2025 werde Audi 20 neue Modelle auf den Markt bringen, die Hälfte davon elektrisch. "Wir brauchen starke Entwickler", so Hoffmann.
Der Leiter der Technischen Entwicklung im Werk Neckarsulm, Stephan Reil, spricht von einem "beeindruckenden Gebäude". Es ist für ihn eine echte "Ideenschmiede". Mit wenig Aufwand könne das Multifunktionsgebäude für ganz verschiedene Projekte genutzt werden. Es gebe eine maximale Flexibilität. Mit rund 35 Metern Höhe sei die Technische Entwicklung das höchste Gebäude am Standort, so Reil.
Betriebsrat: Investition positives Signal
Der Neckarsulmer Audi-Betriebsratschef Rainer Schirmer sieht den Neubau als klares Bekenntnis für den Standort. "Wir brauchen hier nicht nur Arbeitsplätze in der Produktion, sondern auch in der Entwicklung", so Schirmer. Rückblickend ist er erleichtert, dass die Investition gekommen ist. Die Planungen seien bereits 2015 begonnen worden, zwischendurch aus Spargründen aber auch mal gestoppt worden.
Multifunktionsgebäude mit vielen Besonderheiten
Die Technische Entwicklung wird sich im neuen Gebäude vor allem mit Elektromobilität beschäftigen. So wird etwa ein sogenanntes "Batterietechnikum" aufgebaut. Dort sollen einmal Hochvolt-Speichermodule erprobt werden, die später in E-Autos zum Einsatz kommen.
Es gibt aber auch eine Klimahöhenkammer, in der Autos unter extremsten Bedingungen auf Herz und Nieren geprüft werden. Dort können Temperaturen von minus 30 bis plus 55 Grad simuliert werden. Die Luftfeuchte kann von zehn bis 90 Prozent variiert werden. Höhen können bis zu 5.200 Meter simuliert werden.
Beschäftigte wollen Antworten
Der neue Audi-Chef Gernot Döllner wird am Donnerstagnachmittag bei einer regulären Betriebsversammlung in Neckarsulm sprechen. Noch immer warten die über 15.550 Mitarbeiter am Standort auf eine Entscheidung, welche E-Modelle künftig hier gebaut werden.
Klarheit soll es erst in den nächsten Wochen geben. Der Betriebsrat fordert etwa einen elektrischen Nachfolger für das in Neckarsulm gebaute Luxusmodell A8.