Pfarrer aus Brackenheim zu den Gedenktagen

Allerheiligen und Allerseelen: Die Grenze ist fließend

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Peter Wedig
Peter Wedig

Zwei Tage lang den Toten gedenken - erst den Heiligen, dann den Angehörigen. Die Grenze zwischen den beiden Tagen verschwimmt. Das bedauert auch Pfarrer Westerhold.

An einem Tag wird den Heiligen gedacht und das Leben gefeiert - einen Tag später geht es um Angehörige und Tod. So ist es eigentlich gedacht an Allerheiligen und Allerseelen. Doch die Grenze verläuft zunehmend fließend. Statt am 2. November sind viele Menschen bereits an Allerheiligen auf den Friedhöfen, haben im Vorfeld die Gräber geschmückt und gedenken dann ihrer Angehörigen. Verständlich, findet Pfarrer Oliver Westerhold von der Kirchengemeinde St. Michael in Brackenheim (Kreis Heilbronn). Wenn ein Gräberbesuch auch eine längere Anreise bedeutet, dann ist der Feiertag für die meisten einfach praktischer.

Schade sei es aber auch, wenn beide Tage vermischt werden: Westerhold fände es schöner, wenn Allerheiligen allein dazu da wäre, das Leben zu feiern - statt sich direkt am Nachmittag auf dem Friedhof bereits mit dem Tod zu beschäftigen.

Westerhold: Heiligen gedenken auch heute noch aktuell

Heiligen zu gedenken, die vor vielen Jahren und Jahrzehnten gestorben sind - passt das eigentlich noch zur Lebensrealität der Menschen? Absolut, meint Westerhold. Denn letztlich seien die Heiligen nur deswegen heilig gesprochen worden, weil es eine breite Zustimmung aus dem Volk dazu gab. Weil das Volk das Leben und den Glauben der Person als vorbildlich ansah. Ohne diese Zustimmung werde auch die Kirche nicht aktiv.

Ich würde sagen, das ist eines der Dinge, die komplett vom Volk ausgehen: dass die Kirche erst heilig spricht, wenn es vom Volk ausgeht, dass es was heilig zu sprechen gibt.

Der schwierige Begriff "Märtyrer"

Dass für viele der Gedanke, Märtyrern zu gedenken, einen faden Beigeschmack hat, weiß auch Wiebke Klomp, evangelische Dekanin aus Wertheim (Main-Tauber-Kreis). Die evangelische Kirche kennt keine Heiligenverehrung im katholischen Sinne. Sein Leben für die Religion zu geben, um ein politisches Zeichen zu setzen, findet Klomp heute nicht mehr verständlich. Für sie geht es stattdessen um Menschen, die ein Vorbild gegeben haben in ihrer Glaubenshaltung. Für die evangelische Kirche sind die Heiligen Vorbilder im Glauben. Das müssen laut Klomp gar nicht Heilige von vor hunderten von Jahren sein. Auch in der jüngeren Geschichte gibt es für die evangelische Dekanin solche Vorbilder, sie nennt zum Beispiel Martin Luther King. Der sei seinen Weg gegangen, ohne Rücksicht auf die eigene Person.

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