Raus aus der Arbeitslosigkeit, rein in die berufliche Beschäftigung – das soll der Gründungszuschuss ermöglichen. Die monatliche finanzielle Beihilfe soll Menschen, denen kürzlich gekündigt wurde, eine neue Chance auf dem Arbeitsmarkt bieten. Mit dem Geld sollen sie sich selbstständig machen. Bei der Agentur für Arbeit in Heilbronn erwartet man in Zukunft mehr Anträge für den Zuschuss. Denn erfahrungsgemäß wollen sich in Krisenzeiten mehr Menschen selbstständig machen.
Zahl der Gründungszuschüsse abhängig von der Wirtschaftslage
Patrizia Tortora ist Teamleiterin der Arbeitsvermittlung für den Kreis Heilbronn bei der Agentur für Arbeit. Sie und ihr Team helfen Menschen, die kürzlich arbeitslos geworden sind, wieder Arbeit zu finden. Eine Option ist die Selbstständigkeit.
Die Nachfrage nach dem Gründungszuschuss ist abhängig vom Arbeitsmarkt, erklärt Tortora. So wurden beispielsweise während der Corona-Pandemie deutlich mehr menschen zum Zuschuss beraten. Bei einer stabilen Wirtschaftslage hingegen kommen kaum Anträge rein.
Tortora kann sich vorstellen, dass der Gründungszuschuss in den kommenden Jahren wieder stärker nachgefragt wird. Denn dem Arbeitsmarkt stehe ein großer Wandel bevor. Auch Stellenabbauten bei Großkonzernen verursachen einen höheren Beratungsbedarf und demnach auch mehr Gründungszuschüsse, so die Fachfrau.
Existenzgründung: aus der Not heraus selbstständig machen
In wirtschaftlich stabilen Zeiten gründen nur die, die es wirklich wollen und nicht die, die sich umorientieren müssen, sagt Patrizia Tortora. Eine Begegnung ist ihr dabei besonders im Kopf geblieben: Ein Mann kam mit einem riesigen Ordner mit allen Unterlagen zu ihr in die Beratung. "Er sagte, dass er das seit zehn Jahren machen wolle. Jetzt, wo er gekündigt wurde, sah er die Chance", erinnert sie sich.
Das sind laut Tortora aber eher Einzelfälle. Normalerweise haben die Menschen nur eine Geschäftsidee und ein grobes Konzept. Den Wunsch nach Selbstständigkeit ermitteln die Vermittlungsfachkräfte dann im Erstgespräch mit den Klienten und Klientinnen.
In dem 45-minütigen Gespräch stellen die Mitarbeitenden Reflexionsfragen. Dadurch soll das Risiko der Selbstständigkeit bewusst gemacht werden. Zum Beispiel: Ist die Finanzierung geklärt? Welche Versicherungen sind gewünscht?
Die weitere Beratung findet durch Telefonate, Videoanrufe oder persönliche Gespräche statt. Die Anzahl variiert dabei stark. Gut vorbereitete Gründerinnen und Gründer brauchen nur zwei Termine, andere brauchen bis zu zehn.
Seminar für Existenzgründung: Hilfe für den Start der Selbstständigkeit
Patrizia Tortora und die anderen 42 Vermittlungsfachkräfte empfehlen ein sogenanntes Existenzgründungsseminar. Das bieten zum Beispiel die Handwerkskammer oder die Industrie- und Handelskammer kostenlos an. Aber es gibt auch private Anbieter, bei denen es kostenintensiv werden kann.
In den Seminaren lernen künftige Gründerinnen und Gründer unter anderem einen Businessplan zu erstellen. Der ist Voraussetzung für den Antrag des Gründungszuschusses. Andere Themen sind die Qualifikationsvoraussetzungen, Gründungsformen oder Basiswissen zu Kalkulation, Steuern, Versicherungen oder Altersvorsorge.
Patrizia Tortora weiß, dass es auch Menschen gibt, die es nicht schaffen, langfristig selbstständig zu sein. Wie viele Menschen durch den Gründungszuschuss auch anschließend noch selbstständig sind, darüber führt die Agentur für Arbeit keine Statistik.