An vielen Schulen sind Lehrkräfte in den vergangenen Jahren beleidigt, gemobbt oder körperlich angegriffen worden. Das geht aus einer aktuellen Forsa-Studie hervor. Das Meinungsforschungsinstitut hat im Auftrag des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) bundesweit 1.300 Schulleitungen befragt, darunter 253 in Baden-Württemberg
Dabei kam heraus: An rund 60 Prozent der Schulen kam es in den letzten fünf Jahren zu direkter psychischer Gewalt in Form von Beschimpfungen und Bedrohungen gegen Lehrkräfte, vor allem von Seiten der Eltern. An jeder dritten Schule gab es Fälle von Cybermobbing und an jeder vierten Schule sind Lehrerinnen oder Lehrer körperlich angegriffen worden.
Gewalt-Vorfälle am häufigsten an Grundschulen
Der baden-württembergische VBE-Vorsitzende Gerhard Brand spricht von einem alarmierenden Anstieg. Die Täter seien auch Eltern. Am häufigsten gebe es Vorfälle an Grundschulen. Brand warnte davor, es zu unterschätzen, wenn Grundschülerinnen und Grundschüler ihre Lehrkräfte beispielsweise treten und schubsen. Das sei der Beginn von Problemen.
Ursache sei, dass die Bedingungen an den Schulen nicht stimmten. Laut dem VBE-Landesvorsitzenden geht es dabei um bauliche Gegebenheiten aber auch um den Lehrkräftemangel bis hin zum Mangel an multiprofessionellen Teams. Brand fordert von der Politik vor allem, mehr Personal an die Schulen zu holen, kleinere Klassen zu schaffen und Lehrerinnen und Lehrern bei gewaltsamen Angriffen beizustehen, unter anderem durch Ansprechpartner, Fortbildung und Schulung.
Schulleiter in BW geben Schulpolitik die Note 4,5
Auch die Berufszufriedenheit der Schulleiterinnen und Schulleiter erreicht laut der aktuellen Befragung ein Allzeittief. Mehr als die Hälfte würde den Beruf nicht weiterempfehlen - doppelt so viele wie 2018. Die Schulpolitik in Baden-Württemberg wird von den Schulleitungen mit der Note 4,5 so schlecht bewertet wie noch nie.
Dazu erklärte Brand: "Diese Entwicklung ist schlicht verheerend. Es ist eine Abschreckung für alle Lehrkräfte, die darüber nachdenken, in Leitungsverantwortung einzutreten, sowie für alle Menschen, die mit dem Gedanken spielen, Lehrkraft zu werden."