Der Präsident des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, Stefan Wolf, hat den Grünen um Regierungschef Winfried Kretschmann ein Scheitern bei der Energiepolitik vorgeworfen. "Ich finde, Sie als grüne Partei haben in der Energiepolitik total versagt", sagte Wolf am Donnerstagabend in der SWR-Sendung "Zur Sache Baden-Württemberg" an den Fraktionschef der Landtags-Grünen, Andreas Schwarz, gerichtet. "Wir haben viel zu wenig Windkraftanlagen, wir haben keine regenerativen Energien. Es heißt immer nur aus der Kohle raus."
Gesamtmetall-Chef wirbt für Atomkraft
Der frühere Chef des Autozulieferers ElringKlinger aus Dettingen/Erms (Kreis Reutlingen) sieht im Atomausstieg einen "Riesenfehler". Wolf sagte in der Diskussionsrunde mit Grünen-Landtagsfraktionschef Schwarz: "Das ist saubere Energie, das ist grüne Energie." Das habe sogar die Europäische Union entschieden, weil Atomkraftwerke keine Treibhausgase in die Luft pusteten.
Hier sehen Sie die ganze Sendung "Zur Sache Baden-Württemberg" vom 12. Oktober 2023.
Die Wirtschaft leide unter den höchsten Energiepreisen weltweit, das bedrohe den Standort Deutschland. Atomkraft sei günstig und würde der Industrie helfen, argumentierte der Gesamtmetall-Chef. Er und viele andere seien dafür, dass die alten Meiler wieder hochgefahren und neue gebaut würden, wie in vielen anderen Ländern. An den Grünen-Politiker Schwarz appellierte er: "Springen Sie über Ihren Schatten und seien Sie weniger ideologisch und weniger dogmatisch."
Grünen-Fraktionschef beharrt: "Atomkraft ist Risikotechnologie"
Schwarz entgegnete: "Atomkraft ist und bleibt eine Risikotechnologie." Bei der Solarenergie sei Baden-Württemberg mit vorne. Richtig sei aber, dass der Ausbau der Windkraft schneller vorangehen müsse. Der Grüne verwies auf die 400 Windräder, die derzeit in Planung seien. Wolf sagte jedoch: "Das ist zu wenig."
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Baden-Württemberg will in dieser Legislaturperiode mindestens 500
Windräder im Staatswald errichten. Doch bei den Baugenehmigungen gebe es Probleme, warnt BW-Landwirtschaftsminister Peter Hauk.
Gesamtmetall-Chef warnt vor "großer Deindustrialisierung"
Der Präsident der Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektroindustrie befürchtet einen wirtschaftlichen Abstieg Deutschlands. "Es gibt einen großen Strauß an Problemen, die massiv angegangen werden müssen, sonst droht uns eine große Deindustrialisierung und das heißt, das geht auf die Arbeitsplätze der Menschen in unserem Land." Neben den höchsten Energiepreisen habe Deutschland auch die höchsten Unternehmenssteuern und die höchsten Sozialabgaben weltweit. Es müsse niemanden wundern, wenn Unternehmer sagten: "Da gehe ich doch lieber nach USA oder in die Schweiz."
Wolf ergänzte: "Wir haben ein schlechtes Bildungssystem, wir haben keine Anreize für Fachkräfte, aus dem Ausland nach Deutschland zuzuwandern". Auch die Bürokratie sei für die Unternehmen ein großes Problem. Zwar habe Kretschmann nun Bürokratieabbau angekündigt. "Ich sehe es nur noch nicht."
Wolf: "Ich hasse diesen Begriff Work-Life-Balance"
Der Arbeitgeber-Präsident fordert auch, es brauche in der Gesellschaft ein neues Verständnis von Arbeit. "Ich hasse diesen Begriff 'Work-Life-Balance', weil er impliziert, dass 'work' schlecht und 'life' gut ist. Und das stimmt einfach nicht." Arbeit könne ganz toll und sinnhaft sein und bedeute für die Menschen auch gesellschaftliche Teilhabe. Es müsse wieder viel stärker ins Bewusstsein der Menschen rücken, dass sich Leistung lohne. "Das kommt mir viel zu kurz."
Auch bei Kindern müsse der Leistungsgedanke wieder stärker betont werden. "Ich finde es ganz schrecklich, dass die Bundesjugendspiele jetzt abgeschafft werden sollen. Ich war nicht der größte Leichtathlet unter dem Himmel, aber geschadet hat es mir nicht. Warum soll Leistung bei Kindern nicht mehr zählen?" Die Kultusminister der Länder haben eine Reform der Bundesjugendspiele beschlossen. Künftig sollen die Bundesjugendspiele bis zur vierten statt bisher bis zur zweiten Klasse nur noch ein Wettbewerb und kein Wettkampf mehr sein.
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