Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) kritisiert die Debatte über die Reform der Bundesjugendspiele. "Ich bin ein scharfer Gegner davon, dass wir dauernd solch banale Sachfragen zu Kulturkämpfen hochjazzen", sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart.
Herausforderungen in der Bildungspolitik sieht Kretschmann an anderer Stelle: "Wir haben doch wirklich ernsthafte Probleme. Wir wissen zum Beispiel, dass sich Kinder heute zu wenig bewegen. Und wir sehen, dass ein erheblicher Teil der Kinder nach der Grundschule weder lesen noch schreiben noch rechnen kann", sagte Kretschmann. Da sei es nicht hilfreich, um die Frage, wie man Bundesjugendspiele organisiere, einen Kulturkampf zu führen. "Solche unsachlichen Debatten polarisieren und am Schluss spalten sie."
Neues Konzept an Grundschulen Bundesjugendspiele: Weniger Wettkampf, mehr Teamgeist
Ab kommendem Schuljahr sollen die Bundesjugendspiele an Grundschulen anders bewertet werden. Statt der Einzelleistung stehen die Ergebnisse eines ganzen Teams im Fokus. Der Landesschülerinnen- und -schülervertretung (LSV) reicht das aber nicht.
Jugendspiele: Künftig Zonen statt genauen Messwerten
Ab dem nächsten Schuljahr sollen in allen Grundschulklassen die Bundesjugendspiele nicht mehr als Wettkampf stattfinden, sondern als Wettbewerb. Heißt konkret: Leistungen der Schülerinnen und Schüler - sollen wie bisher schon bei Erst- und Zweitklässlern - nicht mehr zentimetergenau mit dem Maßband erfasst werden. Stattdessen gibt es künftig beim Weitsprung oder Werfen verschiedene Zonen, in denen bestimmte Punkte vergeben werden.
Laut Bundesfamilienministerium sollen die Spiele mit der Wettbewerbsform kindgemäßer werden. Die Reform hatte die Kultusministerkonferenz bereits 2021 beschlossen. Kritiker der Reform bemängeln, dass man Kinder auch befähigen müsse, mit Niederlagen umzugehen. Zudem beklagen sie den Wegfall des Leistungsgedanken: "Wir tun unseren Kindern keinen Gefallen, wenn wir so tun, als ob sich messen und Leistung nichts mit dem Leben zu tun hätten", sagte die Berliner Bildungssenatorin Katharina Günther Wünsch (CDU).
Kretschmann: "Leistung ist nicht der einzige Maßstab"
Kretschmann selbst hatte nach eigenen Worten keine Probleme mit Leistungsdruck. "Man will ja lieber weiter als kürzer springen. Das ist doch irgendwie logisch. Aber Leistung ist nicht der einzige Maßstab - es geht auch um Gemeinschaft und Zusammenhalt." Aufgabe guter Pädagogik sei es, Kinder dazu zu befähigen, die Welt zu meistern, so Kretschmann, der selbst Lehrer ist.