Inflationsrate steigt wieder

Gefühlte Preissteigerung: Wird wirklich alles immer teurer?

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"Alles wird immer teurer" - dieses Gefühl haben viele und tatsächlich steigen die Preise in etlichen Bereichen. Doch die gefühlte Inflation entspricht nicht der tatsächlichen Teuerungsrate.

Im Juni sind die Verbraucherpreise in Deutschland um durchschnittlich 6,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Das teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag auf Basis vorläufiger Zahlen mit. Grundlage für diese Berechnung ist ein festgelegter Warenkorb, der einen Querschnitt aus verschiedenen Lebensbereichen umfasst - zum Beispiel Wohnen und Lebensmittel, Tanken, Bekleidung und Freizeit.

Baden-Württemberg über dem Bundesdurchschnitt

In Baden-Württemberg lag die Inflationsrate nach einer ersten Schätzung des Statistischen Landesamtes im Juni bei 6,9 Prozent. Das heißt, die Preise lagen im Schnitt um 6,9 Prozent höher als im Juni 2022. Stark gestiegen sind demnach mit mehr als 14 Prozent die Preise für Nahrungsmittel. Bekleidung und Schuhe kosteten gut 5 Prozent mehr, ebenso Möbel und Haushaltsgeräte. Dagegen sanken die Preise für Kraftstoffe und Heizöl.

Doch beim täglichen Einkauf fühlt sich das für viele Menschen ganz anders an. Sie haben den Eindruck, dass die Preise sehr viel stärker steigen. Deshalb klafft zwischen der errechneten Preissteigerung und der, die Bürgerinnen und Bürger jeden Tag empfinden, eine große Lücke.

Gefühlte Inflation höher als tatsächliche Teuerung

An der Tankstelle gefragt, gehen Kunden von mindestens 10 Prozent Preissteigerung aus. "Ja, ich denke, die ist über zehn", vermutet Andreas Heinkl, als er bei einer Tankstelle in Pforzheim tankt. Kunde Mensur Zimmermann spricht sogar von 35 bis 40 Prozent Mehrkosten. "Ich finde die 6 Prozent Inflation wenig. Ich denke es ist viel mehr", sagt er. Bis vor zwei, drei Jahren habe seine Tankrechnung immer bei 80 bis 100 Euro gelegen. Jetzt seien es 150 Euro, berichtet Zimmermann.

Oder das Beispiel Fleischkäse-Brötchen: Hier hat Tankstellenbetreiber Peter Stahl kürzlich den Preis von 2 Euro auf 2,50 Euro erhöht. Auch der Kaffee kostet jetzt 50 Cent mehr als früher. Beim Einkauf im Großmarkt werde fast alles teurer, sagt Stahl. Das müsse er zumindest teilweise an die Kundschaft weitergeben.

Genau diese alltäglichen Kaufsituationen sind es auch, die besonders im Bewusstsein der Kundinnen und Kunden sind: Lebensmittel und Treibstoff - solche Produkte kauft man häufig ein. Was sie kosten, bleibt da stärker in Erinnerung.

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Studie: gefühlte Inflation in Deutschland dreimal höher

Das belegt auch eine Studie der Kreditversicherungsgruppe Allianz Trade. Sie kommt zu dem Schluss, dass in Deutschland die gefühlte und die tatsächliche Teuerungsrate besonders weit auseinanderklaffen. "Da ist es eben so, dass wir festgestellt haben, dass diese gefühlte Inflation dreimal höher ist als die offizielle festgestellte Teuerungsrate. Und diese kalkulierte gefühlte Inflationsrate, die liegt eben bei 18 Prozent", sagt Jasmin Gröschl, Senior Volkswirtin von Allianz Trade.

Psychologische Aspekte spielen eine Rolle

Die Gründe dafür seien vielfältig: Einerseits die derzeit häufigen Preisänderungen bei anfallenden Einkäufen im Supermarkt. "Aber es ist eben auch so, dass da psychologische Aspekte eine Rolle spielen. Gerade bei der gefühlten Inflation zum Beispiel werden von den Verbrauchern steigende Preise stärker wahrgenommen, fallende Preise eher nicht", sagt Volkswirtin Gröschl. Und sie fügt hinzu: "In der Regel gehen wir davon aus, dass die gefühlte Inflation in der Stadt höher ist, da dort die Lebenshaltungskosten höher sind."

Niedrige Einkommen - stärker gefühlte Inflation

Allgemein haben laut Gröschl Haushalte mit niedrigem Einkommen eine noch mal deutlich stärker gefühlte Inflation. Denn sie müssten einen viel höheren Anteil ihres Einkommens für Lebensmittel, Kraftstoffe und sonstige Besorgungen ausgeben.

Außerdem, so Gröschl, gebe es innerhalb Europas Unterschiede. Das liege auch daran, wie die Verbraucher einkaufen und welche Lebensmittel zum Beispiel konsumiert würden. In Deutschland gebe es einen relativ hohen Anteil an verarbeiteten Lebensmitteln. In Südeuropa sei die gefühlte Inflation etwas niedriger - zum Beispiel in Italien oder Spanien. "Das liegt daran, dass dort sehr viel häufiger frische Lebensmittel benutzt werden und deren Inflation war etwas niedriger als die von verarbeiteten Lebensmitteln", sagt Volkswirtin Gröschl.

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