Messungen im Kanton St. Gallen am Schweizer Bodensee haben erhöhte Mengen PFAS in Gewässern, Böden, Milch und Fleisch von Weidetieren ergeben. Dieser könnte durch Klärschlamm in die Natur gekommen sein, der als Dünger verwendet wurde. Die Behörden reagieren, Bauern müssen jetzt eine Reihe von Maßnahmen ergreifen. So soll die Bevölkerung geschützt werden. Im benachbarten Vorarlberg und auf der baden-württembergischen Bodensee-Seite geben die Regierungen Entwarnung.
So berichtete Bodensee Aktuell am 31.08. über die PFAS-Messungen im Kanton St. Gallen:
Die Messungen wurde am Bodensee und in Hinterland-Gemeinden gemacht, zum Beispiel in St. Margrethen, Altenrhein und Eggertsriet. Zum Teil waren die Werte deutlich zu hoch. Belastete Produkte wie Fleisch und Milch werden jetzt nicht mehr verkauft.
PFAS-Werte in Vorarlberg laut Regierung unauffällig
Im benachbarten Vorarlberg seien dagegen Lebensmittel und Wasserproben unauffällig, heißt es in einer Mitteilung der Landesregierung vom Donnerstag. Die Untersuchungsergebnisse der Pumpwerke Mäder, Höchst und Lustenau lägen weit unter dem in der EU ab 2026 geltenden PFAS-Grenzwert für Trinkwasser. Die Gemeinde Gaißau bezieht ihr Trinkwasser aus St. Margrethen im Kanton St. Gallen. Auch hier seien die Messwerte unauffällig, so die Vorarlberger Landesregierung.
Auch Baden-Württemberg gibt Entwarnung
Diese Art der Düngung habe in Baden-Württemberg nahezu keine Relevanz, teilte das baden-württembergische Umweltministerium mit. Zudem habe es jüngst im Vergleich zu einer bundesweiten Untersuchung zu PFAS aus dem Jahr 2009 keine erheblichen Unterschiede gegeben. Somit sei also keine neue Verunreinigung in den vergangenen 15 Jahren feststellbar. Die Grenzwerte beim letzten Untersuchungszeitraum von 2022 seien für alle Bodenseefische mit Ausnahme einzelner Hechte unterhalb der aktuell gültigen Höchstwerte gewesen.
Betriebe müssen Auflagen erfüllen
Betriebe im Kanton St. Gallen haben jetzt die Auflage, in Zukunft sicherzustellen, dass ihr Fleisch und ihre Milch nicht belastet sind. Außerdem dürfen betroffene Bauern belastete Erde nicht auf andere Felder bringen. Tiere sollen mit Leitungswasser der Gemeinde getränkt werden, das laut Behörden nicht belastet ist. Zum Ausgleich bekämen die Betriebe günstige Kredite des Kantons, hieß es.
PFAS vermutlich durch Klärschlamm in die Natur gelangt
Die PFAS-Chemikalien seien vermutlich durch belasteten Klärschlamm in die Natur gelangt. Dieser war in der Schweiz bis 2006 als Dünger erlaubt. Die Chemikalien dienen dazu, Material wasserabweisend zu machen, zum Beispiel Regenjacken. Der Stoff kommt auch in Beschichtungen von Bratpfannen oder Zahnseide vor.
PFAS erstmals 2021 entdeckt
Bereits 2021 war im Kanton St. Gallen eine hohe Belastung mit PFAS festgestellt worden, damals im Bereich Eggertsrieter Höhe. Die Behörden haben nach eigenen Angaben daraufhin die Untersuchungen ausgeweitet.
Gewässerschutzkommission wies auf PFAS im Bodensee hin
Bereits im vergangenen Jahr hatte das Thema PFAS in der Region für Schlagzeilen gesorgt. Die Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee, kurz IGKB, hatte damals von zu hohen Werten im Trinkwasserspeicher Bodensee berichtet. Vor allem bei dem Stoff PFOS war die Belastung deutlich erhöht. Ende 2020 waren mehrere Tonnen PFOS-haltigen Löschschaums am Schweizer Ufer in den Bodensee gelangt. Die Bevölkerung wurde erst Monate später darüber informiert.
Gewässerschutzkommission fordert Verbot Experten warnen: Zu viel Chemikalien im Bodensee
Im Trinkwasserspeicher Bodensee gibt es zu hohe Konzentrationen von schädlichen Industriechemikalien, sogenannten PFAS. Die Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee fordert ein Verbot der Stoffe.