Eingeschränkte Mobilität ist ein großes Thema im Alter. Nicht mehr mit den Freunden oder der Familie wegen des Alters mithalten zu können, beschäftigt viele Menschen. Ingenieur Gerhart Wissel aus Überlingen (Bodenseekreis) hat deshalb lange an einer Lösung gefeilt und schließlich einen Turbo-Rollator entwickelt. Mit dem kann er jetzt wieder raus ins Gelände - egal ob Schnee liegt oder es quer durch den Wald geht. SWR-Reporterin Julia Kretschmer hat ihn besucht.
Gerhart Wissel ist glücklich, wenn er im Wald unterwegs ist. Mitten in der Natur, fernab von jeder Straße.
Schwerer Unfall mit fast 90 Jahren
Bis vor wenigen Jahren war der Überlinger noch sportlich unterwegs: Wandern, Klettersteige, Skipisten. Doch mit Ende 80 hatte Gerhart Wissel einen Unfall mit dem Mountainbike. Seitdem sind Wanderungen nicht mehr möglich. Stattdessen ist der Rollator sein ständiger Begleiter.
Ich wollte nicht ein alter Mann sein, der Kreuzworträtsel löst oder die Sportschau schaut, anstatt sich zu bewegen", sagt Wissel zu seiner Motivation. "Ich wollte in der Natur sitzen, in die Berge fahren können, und durch den Wald. Und das vor allem auch im Winter bei Schnee, wenn’s so schön glitzert. Das wollte ich alles weiter erleben."
Übliche Rollatoren kommen an ihre Grenzen
Rollatoren, wie man sie im Handel bekommt, konnten mit Gerhart Wissels Anforderungen nicht mithalten. Die Räder seien zu klein, um im Gelände oder über Hindernisse zu fahren, so der Überlinger. Für den Maschinenbauer lag auf der Hand selbst kreativ zu werden. Das Ziel:
Grobe Skizzen wurden zu genaueren Konstruktionsplänen. Heraus kam ein Gefährt, das optisch entfernt an einen Rollator erinnert. Aber es steckt mehr drin: Große Räder, verstellbare Griffe, starke Bremsen. Hinzu kommt ein Freilaufmotor für den E-Antrieb, Schneeketten für die Hinterräder und eine Lenksperre für die Vorderräder, die das Fahren über Stock und Stein erleichtert. Diese Elemente hat Gerhart Wissel schützen lassen.
Im Moment bauen Wissel und ein Tüftelfreund in Deggenhausertal (Bodenseekreis) an ihrer ersten Rollatoren-Serie. Wenn zehn Stück fertig sind, möchte Gerhart Wissel sie an Interessenten verkaufen. Dass seine Vision eines geländefähigen Rollators eine Spinnerei sei, darüber kann der Erfinder nur müde lächeln, wenn er sicheren Fußes querfeldein durch den Wald wandert.