Die Asklepios Klinik in Lindau reagiert auf die Schließung der Rotkreuzklinik in Lindenberg im Allgäu (Kreis Lindau). Man wolle kurzfristig Betten und Personal aufstocken, heißt es aus Lindau. Denn mit der Schließung der Klinik in Lindenberg stehe auch das Krankenhaus in Lindau vor Herausforderungen, so eine Mitteilung.
Asklepios Klinik Lindau: Letzte verbleibende Klinik im Landkreis
Als einzig verbleibende Klinik im Landkreis tue man alles, um die medizinische Versorgung sicherzustellen. Dafür brauche man mehr Personal und hoffe auf Bewerbungen von Mitarbeitenden aus Lindenberg, so die Klinikleitung. Die Asklepios Klinik bietet ihnen deshalb an sogenannten Hospitationstagen Anfang Juli an, das Krankenhaus in Lindau kennenzulernen.
Am Montag war das Aus der insolventen Rotkreuzklinik im Allgäu bekannt geworden. Der Versuch, die Klinik zu sanieren, sei gescheitert, teilte der Insolvenzverwalter mit. Die verbliebenen 250 Beschäftigten der Rotkreuzklinik verlieren damit ihre Jobs. Bereits im November war dies im Rahmen des Sanierungskonzepts für 120 Männer und Frauen der Fall. Ursprünglich waren an der Klinik 370 Menschen beschäftigt.
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Auch Oberschwabenklinikverbund will Betten aufstocken
Der Oberschwabenklinikverbund (OSK) des Kreises Ravensburg mit seinen Kliniken in Wangen im Allgäu und Ravensburg hatte daraufhin angekündigt, Betten aufzustocken. Man bedauere die kurzfristige Schließung Lindenberger Klinik sehr, hieß es von der Oberschwabenklinik. Man habe selbst erst am Montag von der Schließung erfahren.
"Wir arbeiten seit Bekanntwerden der Insolvenz in Lindenberg im Juli 2023 an einem sukzessiven Aufbau unserer Kapazitäten", heißt es von der OSK weiter. Dies wolle man nun verstärkt vorantreiben, um den stationären Bettenbedarf und eine bestmögliche medizinische Versorgung in der Region zu gewährleisten. Im Krankenhaus in Wangen könnten etwa kurzfristig um rund 30 Betten aufgestockt werden. Für die Beschäftigten der Rotkreuzklinik könnte die OSK damit auch ein möglicher neuer Arbeitgeber sein. Der Klinikverbund hatte im Rahmen des Sanierungskonzepts für das Lindenberger Krankenhaus bereits mit dem Kreis Lindau auch Gespräche über eine mögliche Kooperation geführt.
Rotkreuzklinik Lindenberg: Keine Aufnahme von neuen Patienten
Im nächsten Schritt auf dem Weg zur Schließung der Rotkreuzklinik, die zur Schwesternschaft München vom Bayerischen Roten Kreuz gehört, würden die 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über ihre Kündigungen informiert und die Aufnahme neuer Patienten in Kürze gestoppt, hieß es am Montag. Wer sich aktuell in Behandlung befinde, werde weiter versorgt, so der Insolvenzverwalter einer Rechtsanwaltskanzlei aus Hannover. Wann genau das Krankenhaus geschlossen wird, ist noch offen.
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Krankenhausfinanzierung für kleine Häuser nicht ausreichend
Als einen Grund für die Entscheidung, das Krankenhaus in Lindenberg mit 174 Betten zu schließen, nennt die Kanzlei die Krankenhausfinanzierung des Bundes. Sie reiche insbesondere für kleinere Häuser nicht aus. Die Schließung der Rotkreuzklinik Lindenberg sei damit das Ergebnis unzureichender Rahmenbedingungen durch die Krankenhausstrukturreform, aber auch veränderter Patientenströme.
Lindauer Landrat von Entscheidung enttäuscht
Der Lindauer Landrat Elmar Stegmann (CSU) sprach in einer ersten Reaktion von einem herben Schlag für die Region. Es sei erst im Mai von einem zukunftsfähigen Klinikkonzept die Rede gewesen. Der Kreis Lindau habe daher zum Erhalt einer erweiterten Notfallversorgung eine Million Euro an jährlicher Unterstützung in Aussicht gestellt. Zwar habe die Klinik zuletzt von niedrigen Belegzahlen gesprochen, dass die Lage aber so dramatisch ist, sei dem Kreis nicht bekannt gewesen, so der Landrat. Er sei enttäuscht und betroffen. Wichtig sei nun, so Stegmann, dass die Bürgerinnen und Bürger weiterhin eine optimale medizinische Versorgung haben und die noch verbliebenen Mitarbeiter wieder gut unterkommen.
Insolvenz im Schutzschirmverfahren sollte Klinik ursprünglich retten
Die Rotkreuzklinik hatte im Juli vergangenen Jahres eine sogenannte Insolvenz im Schutzschirmverfahren beantragt, bei dem die Geschäftsleitung unter Aufsicht eines Insolvenzverwalters weiterarbeiten kann. Mit Reformen und einem Schwerpunkt auf Altersmedizin wollte das Krankenhaus eigenen Angaben zufolge wieder wirtschaftlich auf die Beine kommen. Die gemeinnützige Klinik der Schwesternschaft München vom Bayerischen Roten Kreuz ist ein Haus der Grund- und Regelversorgung. Es war 1960 bis 1963 vom Kreis Lindau und der Stadt Lindenberg gebaut und dann offiziell der Schwesternschaft übergeben worden.