Am Bodensee gibt es nach jahrelanger Planung ein neues Naturschutzgebiet, die Öffentlichkeitsbeteiligung ist abgeschlossen. Das 257 Hektar große Gelände befindet sich bei Radolfzell sowie auf dem Gebiet der Gemeinden Allensbach und Reichenau (alle Kreis Konstanz). Dort brüten und rasten viele Wasservögel, außerdem wachsen am Ufer zahlreiche gefährdete Pflanzen. Am Freitag hat das Regierungspräsidium Freiburg eine entsprechende Verordnung für die Ausweisung des Naturschutzgebietes "Markelfinger Winkel und westlicher Gnadensee" verkündet, sie tritt Ende September in Kraft.
Einwände gegen Ausdehnung auf den Flachwasserbereich
Es gibt im Bereich Markelfinger Winkel bereits ein Naturschutzgebiet, das aber mit der neuen Verordnung erweitert wird. Die Ausdehnung des schon bestehenden Schutzgebietes "Markelfinger Winkel" vom Uferbereich auf die Flachwasserzone hatte bei vielen Anwohnern Bedenken ausgelöst. Heftige Kritik kam auch von Wassersportlern. Sie fürchteten, dass beispielsweise Baden, Segeln, Rudern oder Stand-Up-Paddling künftig nicht mehr erlaubt sein werden. Segler, Fischer und Anlieger konnten ihre Einwände bei der Öffentlichkeitsbeteiligung einbringen.
Radolfzell will Planänderung Naturschutzgebiet "Markelfinger Winkel" soll kleiner werden
Die Stadt Radolfzell will, dass die Pläne des Regierungspräsidums Freiburg für das Naturschutzgebiet "Markelfinger Winkel" überarbeitet werden. Es geht um eine Verkleinerung des Schutzgebietes.
Bedenken von Berufsfischern und Wassersportlern berücksichtigt
Die Verordnung werde den unterschiedlichen Interessen vom Naturschutz über die Freizeitnutzung bis zur Fischerei weitgehend gerecht, heißt es vom Regierungspräsidium. Neue Einschränkungen, insbesondere für Radfahrer, Wanderer, für die Nutzung des Strandbades oder für den Campingplatz, entstünden nicht.
So kann laut Behörde das Segeljugendtraining des Markelfinger Wassersportclubs weiterhin stattfinden. Der zum Baden nutzbare Bereich beim Strandbad wurde vergrößert. Die Betriebe einer Werft und eines Anbieters von Yachttechnik werden nicht eingeschränkt. Und auch die Berufsfischerei bleibt möglich.
Bodensee-Vergissmeinnicht, Kolbenenten und Zwergdommeln
Die unter Schutz gestellten Flächen im Gebiet "Markelfinger Winkel und westlicher Gnadensee" sind Lebensraum für viele seltene Pflanzen. An Land befinden sich laut Regierungspräsidium Strandrasengesellschaften, kalkreiche Niedermoore, Pfeifengraswiesen und Auwälder, in denen hochgradig gefährdete Arten wie das Bodensee-Vergissmeinnicht wachsen.
In der Uferzone würden Zwergdommeln brüten und viele Vögel während der Mauser Schutz suchen. Für 10.000 Kolbenenten sei das Gebiet ein wichtiger Rastplatz.
Mit der Ausweisung als Naturschutzgebiet sorge man für den Erhalt dieses Brut- und Rastgebiets für Wasservögel, so Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer.