Der Radolfzeller Gemeinderat hat sich am Dienstagabend für eine Verkleinerung des geplanten, neuen Naturschutzgebietes "Markelfinger Winkel und westlicher Gnadensee" im Kreis Konstanz ausgesprochen. Er schlägt außerdem vor, im Winter die Schutzzeiten für Wasservögel zu verkürzen. Die Anregungen und Änderungswünsche gehen an das Regierungspräsidium Freiburg, das im Rahmen des Planungsverfahrens Stellungnahmen von den beteiligten Kommunen sammelt.
Das bereits bestehende Naturschutzgebiet zwischen der Halbinsel Mettnau und dem Radolfzeller Ortsteil Markelfingen soll ausgeweitet werden und künftig neben dem bereits geschützten Uferbereich auch die Flachwasserzone umfassen. Darüber streiten Anwohner und Naturschützer. Heftige Kritik kommt unter anderem von Wassersportlern, denn mit der Ausweisung zum erweiterten Schutzgebiet sind Einschränkungen und Verbote verbunden: Je nach Zone sind dann beispielsweise Baden, Segeln, Rudern oder Stand-Up-Paddling nicht erlaubt.
Rücksicht auf die Belange der Menschen vor Ort
Der Radolfzeller Gemeinderat hat bei seinen Änderungswünschen, nach eigener Aussage, die Belange der Menschen vor Ort berücksichtigt. So schlägt die Stadt im Winter eine kleinere Schutzzone für Wasservögel vor, damit Hobbyangler nicht so stark eingeschränkt werden. Darüber hinaus sollen die Vereinssegler ganzjährig trainieren können. Und im Sommer will Radolfzell eine schmalere Uferschutzzone als geplant, damit Boote dort auch tagsüber ankern dürfen.
Stadt Radolfzell verspricht Aufklärungsarbeit
Im Gegenzug bietet die Stadt verschiedene Maßnahmen an, um das Bewusstsein für den Naturschutz bei den touristischen Nutzern des Sees zu sensibilisieren. Dazu soll das Anbringen von Abstandsmarkierungen auf dem Wasser und vor dem Schilf gehören. Außerdem würden Campingplätze und Vermietungsstellen für Wasserfahrzeuge dazu verpflichtet, ihre Gäste und Kunden über Verhaltensregeln auf dem See und Rücksichtnahme gegenüber Wasservögeln zu informieren.
Naturschützer enttäuscht von Gemeinderatsbeschluss
Der Leiter des NABU-Bodenseezentrums auf der Reichenau, Eberhard Klein, reagierte enttäuscht auf die Beschlussfassung des Radolfzeller Gemeinderats. So könne man die Natur nicht wirksam schützen, sagte er dem SWR. Der Gemeinderat erkläre zwar in seiner Beschlussfassung, Naturschutz sei sinnvoll und wichtig, beantrage aber gleichzeitig, das Naturschutzgebiet zusammenzukürzen.
Der Ortsvorsteher von Markelfingen, Lorenz Thum (CDU), ist mit der Entscheidung zufrieden. Man müsse nicht alles überregulieren. Es bräuchte weniger Verbote.
Ob die Anregungen des Radolfzeller Gemeinderates in die Planung für das Naturschutzgebiet einfließen, ist noch offen. Die endgültige Entscheidung über die tatsächliche Ausgestaltung des Naturschutzgebiets trifft das Regierungspräsidium Freiburg.