Ein Traktor fährt auf einem Feld.

EU-Parlament nimmt Richtlinien für Bauern teils zurück

Neue Umweltauflagen: Im Raum Bodensee-Oberschwaben sind viele Fragen offen

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Verena Katschker
Verena Katschker
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Corinna Scheller
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Nach wochenlangen Bauernprotesten hat das Europaparlament am Mittwoch einige Umweltauflagen für Landwirte abgeschwächt. So reagieren Bauern und Umweltschützer im Raum Bodensee-Oberschwaben darauf.

Das EU-Parlament hat nach europaweiten Protesten von Landwirten am Mittwoch einige Umweltauflagen in der Landwirtschaft zurückgenommen. Bei den Änderungen an der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) geht es unter anderem um Standards, die für guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand von Böden sorgen sollen. Welche Auswirkungen die Beschlüsse in der Region Bodensee-Oberschwaben haben, ist den Verantwortlichen vor Ort allerdings noch unklar.

Der Bauernverband Allgäu-Oberschwaben sieht die Entscheidung des EU-Parlaments zunächst positiv. Man begrüße vor allem, dass Landwirte nicht mehr gezwungen werden sollen, vier Prozent ihrer Fläche zum Umweltschutz stillzulegen. Das teilte der Vorsitzende des Bauernverbandes, Franz Schönberger, am Donnerstag auf SWR-Anfrage mit. Stattdessen sollen die Betriebe Anreize bekommen, freiwillig Flächen brach liegen zu lassen.

Auswirkungen auf Region noch ungewiss

Viele Bauern in der Region seien schon jetzt engagiert bei den Themen Arten- und Naturschutz. Es gehe aber darum, die Balance zu halten. Betriebe müssten wirtschaften können und genug verdienen, um ihr Überleben zu sichern. Es gehe außerdem darum, die Erzeugung regionaler Lebensmittel zu erhalten, so Schönberger. Die Region Bodensee-Oberschwaben sei dazu gut geeignet, es gebe genügend Niederschlag und fruchtbare Böden.

Ob die neuen EU-Entscheidungen überhaupt Auswirkungen auf Bauern in der Region Bodensee-Oberschwaben haben, da ist Franz Schönberger skeptisch. Die Umsetzung liege nun bei Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne). Dieser aber gebe dem Naturschutz Vorrang, meint Schönberger.

"Die EU hat besser verstanden, was die Bauern brauchen, als die Bundesregierung."

Landwirtschaftliche Betriebe sollen künftig auch mehr Wiesenflächen in Ackerland umwandeln dürfen. Es helfe Landwirten, wenn sie hier mehr Freiheiten hätten, so Schönberger.

BUND Bodensee-Oberschwaben sieht Änderungen kritisch

Ganz anders sieht dieses Thema der Naturschutzverband BUND Bodensee-Oberschwaben. Mit dem bisherigen Verbot, Grünland in Ackerflächen umzuwidmen, sei viel Gutes erreicht worden, so Geschäftsführer Ulfried Miller. Er nennt als Beispiel den Wasser- und den Artenschutz. Die EU habe zwar entschieden, den sogenannten Grünlandumbruch leichter zu machen, wie die negativen Auswirkungen für die Umwelt aber kompensiert werden könnten, dazu gebe es zu wenig Ideen.

Bei der freiwilligen Stilllegung von vier Prozent der Betriebsfläche glaubt Ulfried Miller, dass viele Landwirte in Oberschwaben dies wirklich tun würden. Dafür müssten die Anreize aber stark sein. Es müsste Geld fließen, meint er. Es sollte sich für die Betriebe lohnen, Umweltschutz zu betreiben. Die Landwirte seien Unternehmer und Entscheidungen müssten sich rechnen. "Bäuerinnen und Bauern leisten mit Landschaftspflege und dem Einsatz für den Naturschutz einen Dienst an der Allgemeinheit. Das müssten sie entsprechend vergütet bekommen", sagt Miller.

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Betriebe mit einer Größe unter zehn Hektar von strengen Kontrollen zu befreien, hält der BUND für sinnvoll. Das betreffe vor allem Nebenerwerbslandwirte. Für sie sei der Zuwachs bei der Bürokratie durch immer strengere Auflagen und komplizierte Anträge besonders abschreckend. Bei Kontrollen zur rechtmäßigen Vergabe von Subventionen sei es außerdem viel sinnvoller, große Betriebe mit entsprechend hohen Fördersummen genauer unter die Lupe zu nehmen, so Ulfried Miller.

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