Kernnetz durch Bundesnetzagentur genehmigt

Industrie am Bodensee fühlt sich abgehängt beim grünen Wasserstoff

Stand
Autor/in
Martin Hattenberger
SWR-Redakteur Martin Hattenberger Autor Bild

Das Kernnetz für Wasserstoffpipelines lässt große Teile der Region Bodensee-Oberschwaben aus. Das kritisieren die Industrie und Verbände in der Region scharf - und fordern Nachbesserungen.

Die Pläne des Kernnetzes sehen bislang vor, dass eine Pipeline von Lindau nach Norden bis Ulm geht, weitere Pipelines gehen nach Stuttgart oder an den Hochrhein - alles zu weit - so die Industrie am Bodensee. Die Industrie- und Handelskammern kritisieren das scharf. Eine ausreichende Versorgung mit grünem Wasserstoff sei unverzichtbar für die Standortsicherung im Südwesten, sagt etwa Katrin Klodt-Bußmann, die Hauptgeschäftsführerin der IHK Hochrhein-Bodensee.

Die Region Hochrhein-Bodensee ist weiter stark benachteiligt, insbesondere die Bodenseeregion.

Handwerk und Industrie sind sich einig - Wasserstoff wird gebraucht

Die IHK Bodensee-Oberschwaben sieht die Region ebenfalls benachteiligt. Sie fordert, dass auch der westliche Bodensee und der Kreis Sigmaringen so schnell wie möglich angeschlossen werden müssten. Da gehe es um Investitionssicherheit und die Zukunft, so deren Geschäftsführer. Und auch die Handwerkskammer Ulm fordert Nachbesserungen. "Wasserstoff ist der Treibstoff der Zukunft. Und mit dem müssen auch unsere Betriebe beliefert werden", so Tobias Mehlich, der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer. Wasserstoff müsse zukünftig überall verfügbar sein wie Gas heute.

Kritik auch von Industrieunternehmen

Auch die großen Industrieunternehmen in der Bodenseeregion fühlen sich abgehängt, allen voran ZF Friedrichshafen und Rolls-Royce Power Systems. Diese haben schon seit Jahren darauf gedrängt, dass eine Pipeline bis nach Friedrichshafen führt, und auch ihren hohen Bedarf an Wasserstoff angemeldet. Doch bislang endet die nächste Pipeline in Lindau am Bodensee. Für diese Unternehmen würde das bedeuten: Sie müssen den Wasserstoff mit Lastwagen von Lindau abholen. Rolls-Royce Power Systems hat ausgerechnet, dass dann sechs Lastwagen pro Tag nach Lindau hin- und zurückfahren müssten, um den Bedarf an grünem Wasserstoff zu decken.

Andreas Jung kritisiert Ausbaupläne scharf

Auch der CDU-Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Konstanz, Andreas Jung, kritisiert die Pipeline-Pläne scharf. Er sieht Baden-Württemberg im Vergleich zum Norden Deutschlands stark benachteiligt. Große Teile Baden-Württembergs würden zu einer Wasserstoff-Wüste werden, sagte Jung dem SWR.

Dabei darf es nicht bleiben. Wir haben doch Industriestandorte, in Friedrichshafen, in Singen. Da muss nachgebessert werden.

Die Industrie- und Handelskammer Hochrhein-Bodensee fordert, dass eine schnellere Anbindung der Bodenseeregion an die Wasserstoffpipelines erfolgen müsse. Auch brauche es einen schnellen Ausbau von dezentralen Elektrolyseanlagen, damit auch Wasserstoff vor Ort gewonnen werden könne, um den Bedarf dort zu decken, wo es keine Pipelines gibt.

Mehr zum Thema Wasserstoff

Hardthausen am Kocher

Region erhält 550.000 Euro Förderung Heilbronn-Franken: Neue Wasserstoffstrategie soll die Energiewende bringen

In der Region Heilbronn-Franken soll der Wasserstoffausbau weiter vorangetrieben werden. Anstelle von Einzellösungen sollen künftig alle am selben Strang ziehen.

SWR4 am Nachmittag SWR4

Stuttgart

Vorstandsvorsitzender Daimler Truck AG Martin Daum | 23.9.2024 Lkw mit Batterien oder Wasserstoff – Wie sieht die Zukunft aus?

Welche Technologie setzt sich beim Güterverkehr durch und wie muss sich die Infrastruktur entwickeln? Der Vorstandsvorsitzende der Daimler Truck AG, Martin Daum, gibt Antworten.

Leute SWR1 Baden-Württemberg

Mehr von SWR Aktuell Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Die wichtigsten News direkt aufs Handy SWR Aktuell Baden-Württemberg ist jetzt auch auf WhatsApp

Der WhatsApp-Kanal von SWR Aktuell bietet die wichtigsten Nachrichten aus Baden-Württemberg, kompakt und abwechslungsreich. So funktioniert er - und so können Sie ihn abonnieren.

Baden-Württemberg

SWR Aktuell - der Morgen in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren: Newsletter mit BW-Nachrichten am Morgen!

Sie wollen morgens auf dem neuesten Stand sein? Dann abonnieren Sie "SWR Aktuell - der Morgen in BW". Die News aus Ihrem Bundesland ganz bequem in Ihrem Mailpostfach.

Reportagen, Shorts und Erklärvideos SWR Aktuell nun mit eigenem YouTube-Kanal am Start

Ab sofort ist SWR Aktuell auch bei YouTube mit einem eigenen Kanal zu finden. Damit ist die Nachrichtenmarke des SWR künftig neben Instagram und Facebook auch auf der wichtigsten Nachrichtenplattform präsent.