Es geht um Schrottimmobilien und dubiose Kreditvermittler: Die Volksbank Konstanz hat nach einer internen Untersuchung festgestellt, dass sie bei der Vergabe von Immobilienkrediten womöglich Betrügern aufgesessen ist. Sie hat jetzt über erste Untersuchungsergebnisse informiert. Betroffen sind demnach etwa 60 Immobilienkredite mit einem Volumen von 20 Millionen Euro. Im Zuge der Aufklärung arbeite man eng mit der Bankenaufsicht und den Ermittlungsbehörden zusammen.
Netzwerk um Influencer "Immo Tommy"
Die Immobilienkredite hatte das Bankhaus in den Jahren 2021 bis 2023 über einen externen Vermittler vergeben. Dabei übernimmt der Vermittler die vorgeschriebene Finanzierungsberatung und vermittelt den Kunden dann an die Bank. In einer Pressemitteilung schreibt die Volksbank, nach ihren Erkenntnisse sei der Kreditvermittler Teil eines Netzwerkes rund um den Stuttgarter Immobilien-Influencer "Immo Tommy" gewesen.
Influencer Immo Tommy: Frustrierte Kunden nach Immobilienkauf
In Sozialen Netzwerken wirbt Influencer Tomislav Primorač mit dem Traum der eigenen Immobilie ohne Eigenkapital.
Gefälschte Dokumente für Kreditvergabe vorgelegt
Überprüfungen hätten ergeben, dass die Kredite auf Basis falscher Informationen erteilt worden seien. Der Kreditvermittler sowie weitere Beteiligte hätten gefälschte Eigenkapitalnachweise vorgelegt und falsche Angaben zu den Immobilien gemacht - mit dem Ziel, selber hohe Provisionen zu kassieren. Die Volksbank hat den Kreditvermittler und weitere mutmaßlich Tatbeteiligte angezeigt. Sie sieht einen "hohen Grad an krimineller Energie" bei dem Netzwerk.
Recherchen zu Influencer Immo Tommy
NDR und Spiegel hatten im Sommer über das Netzwerk rund um den Stuttgarter Immobilien-Influencer "Immo Tommy" und die mutmaßliche Abzocke mit Schrottimmobilien berichtet.
Recherche von NDR und "Spiegel" Stuttgarter Influencer "Immo.Tommy": Abzocke mit Schrottimmobilien?
Der bekannte Immobilien-Influencer "Immo Tommy" hat über sein Netzwerk zahlreiche Immobilien vermittelt, die für Betroffene zum finanziellen Debakel wurden. Das zeigen Recherchen des NDR und des "Spiegel".
Die Volksbank Konstanz betont allerdings, dass sie zu keinem Zeitpunkt direkten Kontakt oder eine geschäftliche Beziehung zu den handelnden Personen im "Immo Tommy"-Netzwerk gehabt habe.
Volksbank Konstanz hat personelle Konsequenzen gezogen
Neben den Strafanzeigen hat die Volksbank auch intern Konsequenzen gezogen. "Mitarbeitende haben zumindest durch fehlerhaftes Handeln dazu beigetragen, dass für die Volksbank Schäden entstanden sind", heißt es in der Pressemitteilung der Bank. Deshalb habe man personelle Maßnahmen ergriffen. Ob es auch Kündigungen gab, wollte die Bank auf Nachfrage nicht bestätigen. Darüber hinaus sei das Vermittlungsgeschäft bis auf Weiteres eingestellt.
Risikovorsorge wegen drohendem finanziellen Schaden
Die Volksbank Konstanz rechnet damit, dass einige Kunden ihre Immobilienkredite nicht mehr bedienen können. Sie hat nach eigenen Angaben vorsorglich 2,7 Millionen Euro als sogenannte Risikovorsorge zurückgelegt. Im Zuge der Überprüfungen wurde auch ein Teil der betroffenen Immobilien neu bewertet, teilte die Volksbank auf Nachfrage mit. In den meisten Fällen musste der Beleihungswert nach unten korrigiert werden.