Sozialminister Lucha bei der Kranzniederlegung im ZfP Weissenau zum Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus

Veranstaltungen zur Erinnerung an die Opfer

Gedenken an den Holocaust in Oberschwaben und am Bodensee

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Moritz Kluthe
SWR-Redakteur Moritz Kluthe Autor Bild

An vielen Orten ist am Wochenenende an die Opfer des Holocausts erinnert worden. Zum Internationalen Gedenktag fanden zahlreiche Veranstaltungen auch in der Region Bodensee-Oberschwaben statt.

Die Befreiung des nationalsozialistischen Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau hat sich am Samstag zum 79. Mal gejährt. Aus diesem Anlass fanden am Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust auch in der Region Bodensee-Oberschwaben zahlreiche Veranstaltungen statt.

Am Samstagnachmittag fand die zentrale Gedenkveranstaltung der Zentren für Psychiatrie in Baden-Württemberg am ZfP Ravensburg-Weissenau statt. Der Medizinhistoriker Thomas Müller vom ZfP sagte im Vorfeld, er halte es auch in den heutigen Zeiten mit den Kriegen in Gaza und in der Ukraine für besonders wichtig, an die Opfer der sogenannten Euthanasie zu erinnern.

Es scheint uns doppelt wichtig, daran zu erinnern, dass die Entwicklung eines Unrechtsregimes in Deutschland Wege gebahnt hat, die in diese Verbrechen geführt haben.

Kranzniederlegung für Euthanasie-Opfer in Ravensburg-Weißenau

Vom Turm der Klosterkirche in Ravensburg-Weißenau ertönten am Nachmittag 691 Glockenschläge: Für jeden ermordeten Menschen ein Glockenschlag. Unter anderem damit wollen die Stadt Ravensburg und das Zentrum für Psychiatrie Weissenau jährlich an die Opfer der Euthanasie-Aktion in ihrer Stadt erinnern. Außerdem legte im Rahmen der zentralen Gedenkveranstaltung der baden-württembergische Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) einen Kranz am Denkmal der grauen Busse in Ravensburg-Weissenau ab. Graue Busse holten damals Kranke in Psychiatrien ab und transportierten sie in den Tod.

Am Abend richtete die Stadt zudem eine Gedenkveranstaltung im Theater Ravensburg aus, bei der das Theaterstück "Zigeuner-Boxer" gezeigt wird. Am kommenden Dienstagabend lädt die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Begegnung in Oberschwaben die Zeitzeugin Eva Umlauf in den Schwörsaal ein. Sie hat mit ihrer Mutter und ihrer Schwester Auschwitz überlebt und wird aus ihrem Buch "Die Nummer auf deinem Unterarm ist blau wie deine Augen" lesen.

ZfP Reichenau gedenkt mit Nelken an Opfer

Beim ZfP Reichenau (Kreis Konstanz) hat am Samstagnachmittag ebenfalls ein Gedenkakt stattgefunden. Am Mahnmal vor Haus 20 wurde erstmals kein Kranz niedergelegt, sondern es wurden 508 verschiedenfarbige Nelken ausgelegt. Sie erinnern an die Patientinnen und Patienten, die im Rahmen des Euthanasie-Programms deportiert und umgebracht wurden. Danach begann die Konstanzerin Ruth Frenk mit einer Lesung aus ihrem Buch "Bei uns war alles ganz normal". Frenk wuchs als Tochter von zwei Shoah-Überlebenden zunächst in den Niederlanden auf und lebt inzwischen seit fast 50 Jahren in Konstanz.

Im Gewölbekeller des Kulturzentrums am Konstanzer Münster widmet sich zudem eine Ausstellung mit dem Namen "Es konnte alle treffen" dem Thema Zwangssterilisation und Euthanasie-Morden. Mehr als 300 Konstanzerinnen und Konstanzer - darunter Frauen, Männer, Jugendliche und Kinder wurden Opfer, weil sie krank waren oder von der im Nationalsozialismus geltenden Norm abwichen. Der Eintritt ist frei. Die Ausstellung ist noch bis kommenden Mittwoch geöffnet.

Eine weitere Gedenkveranstaltung gab es am Samstagabend im Evangelischen Pfarrhaus am See in Überlingen: Dort las die Konstanzer Schauspielerin Heinke Hartmann Gedichte der jüdischen Autorin Gertrud Kolmar.

THW-Bufdis putzen Stolpersteine

Eine andere Form des Gedenkens fand in Sigmaringen und Riedlingen statt. Hier reinigten am Samstag junge Menschen, die ihren Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) beim Technischen Hilfswerk leisten, Stolpersteine. Die Steine erinnern vor Ort an einzelne Menschen, die Opfer des Nationalsozialismus wurden.

Holocaust-Gedenkveranstaltungen in Radolfzell und Friedrichshafen

In Friedrichshafen hingegen versammelten sich Bürger und Politiker anlässlich des Gedenktags am Samstagmittag auf dem Fridolin-Endraß-Platz. Er ist nach einem Widerstandskämpfer benannt, der zuletzt in Friedrichshafen gelebt hatte. Und auch in Radolfzell (Kreis Konstanz) wird den Opfern des Nationalsozialismus gedacht. Hier sprach am frühen Samstagabend am Seetorplatz gegenüber dem Bahnhof der Historiker Helmut Fidler. Danach wurden am Gedenkstein für die Opfer Kerzen abgestellt.

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