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Kandidaten und Wählerstimmung

Europawahl: Wer tritt an in der Region Bodensee-Oberschwaben?

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AUTOR/IN
Nathalie Schneider

Am 9. Juni ist es soweit: Die Europawahl steht an. Wer aus der Region Bodensee-Oberschwaben kandidiert und wie Wählerinnen und Wähler über Europa denken.

Am Sonntag findet auch am Bodensee, im Allgäu und in Oberschwaben neben der Kommunalwahl die Europawahl statt. Alle fünf Jahre entscheiden die europäischen Bürger über ihre Repräsentanten in Brüssel und Straßburg. 720 Abgeordnete werden in diesem Jahr von den Wahlberechtigten in 27 Ländern gewählt. Viele Menschen in der Region Bodensee-Oberschwaben finden die Wahl wichtig, andere haben sich noch nicht mit dem Thema befasst oder sind enttäuscht von Europa, wie eine Umfrage in Friedrichshafen zeigt:

Welche Kandidatinnen und Kandidaten aus der Region stehen zur Wahl?

Aus der Region Bodensee-Oberschwaben gibt es nur wenige Kandidatinnen und Kandidaten, die für einen Sitz in Brüssel und Straßburg kandidieren. Der Grund: Nahezu alle Parteien treten mit deutschlandweiten Listen zur Wahl an. Lediglich bei der FDP, der CDU und der Partei "Menschliche Welt - für das Wohl und Glücksein aller" stehen Kandidatinnen und Kandidaten aus unserer Region auf dem Wahlzettel. Aussichtsreicher Bewerber ist der CDU-Europaabgeordnete Norbert Lins aus Pfullendorf.

Norbert Lins: Ein erfahrener Europaabgeordneter

Erfahrung in europäischer Politik bringt Norbert Lins aus Pfullendorf (Kreis Sigmaringen) bereits mit. Seit nunmehr zehn Jahren sitzt er für die CDU im Europäischen Parlament. Seit 2019 ist er Vorsitzender im Ausschuss für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung. Sollte er wiedergewählt werden, hätte er dieses Amt nicht automatisch inne, sondern müsste sich wie jeder andere Parlamentarier darum bewerben.

Als einziger Kandidat aus der Region hat er gute Chancen, ins Parlament einzuziehen. Für die nächsten fünf Jahre freut er sich besonders darauf, die Interessen seiner Heimatregion auf europäischer Ebene weiter vertreten zu können. "Ob Handwerk, Handel, Landwirtschaft, Industrie oder Tourismus - die Region braucht eine gute Interessenvertretung", so Norbert Lins.

Was erwartet Norbert Lins von Europa?

Es müsse in Zukunft besser gelingen, wirtschaftliche Perspektiven zu schaffen, so Lins. Dazu wünscht er sich eine Balance zwischen Nachhaltigkeit und Klimaschutz auf der einen und wirtschaftlicher Entwicklung auf der anderen Seite. "Vor allem aber müssen wir der jungen Generation deutlich machen, dass Europa viele Vorteile bringt, aber auch richtig gemanagt werden muss", sagt der CDU-Kandidat.

Anja Widenmann aus Ravensburg tritt für die FDP an

"Ich bin weder alt noch männlich", sagt Anja Widenmann, Kandidatin der FDP, gelegentlich in Reden über sich selbst. Abgeleitet ist es aus dem Spruch "Hast du einen Opa, schick ihn nach Europa". Denn früher sei es gängige Praxis gewesen, Politikern am Ende ihrer Karriere noch einen Platz im Europaparlament zu verschaffen, sagt Widenmann. Die junge FDP-Politikerin ist das Gegenteil: Aufgewachsen in Ravensburg, studiert die 25-Jährige mittlerweile in Berlin und engagiert sich in der FDP Ravensburg. Sie kandidiert für das Europaparlament, ebenso wie Sarah Zickler aus Salem (Bodenseekreis).

Realistische Chancen auf einen Platz im Europäischen Parlament hat Widenmann allerdings kaum. Sie steht auf Listenplatz 30. Bei der Wahl 2019 zogen fünf FDP-Abgeordnete ins Europaparlament ein. Außerdem steht Anja Widenmannn für die FDP auf den Listen für die Gemeinderatswahl in Schlier und die Kreistagswahl in Ravensburg.

Was erwartet FDP-Politikerin Widenmann von Europa?

Widenmann hofft, dass Europa den Menschen noch lange erhalten bleibe. "Es ist eine absolute Chance für meine Generation, in Zukunft eine stabile Gesellschaft aufzubauen, die Frieden innehat und in der wir uns alle wohl fühlen."

Kandidaten aus Wolfegg mit wenig Chancen

Gleich drei Bewerber aus Wolfegg (Kreis Ravensburg) stehen auf der Liste der Partei "Menschliche Welt - für das Wohl und Glücklichsein aller": Dominik Laur, Marcel Lang und Elias Rolf. Die Kleinstpartei gibt es seit 2013 in Deutschland. Sie hat nur 660 Mitglieder. Eines der Wahlversprechen ist es, durch Yoga und Mediation mehr Achtsamkeit ins Europaparlament zu bringen. Die Kandidaten aus Oberschwaben dürften aber kaum Chancen haben, ins Parlament einzuziehen. Bei der Wahl 2019 erreichte die Partei lediglich 0,1 Prozent der Stimmen.

Was denken die Menschen in Friedrichshafen über Europa?

Knapp 65 Millionen Menschen sind in Deutschland wahlberechtigt. Erstmalig dürfen hierzulande auch die 16- und 17-Jährigen wählen. Was für Erwartungen haben die Menschen an Europa? In Friedrichshafen sagen viele, sie erhoffen sich mehr Einigkeit im europäischen Parlament:

Wie sieht der Stimmzettel aus?

Auf dem Stimmzettel für die Europawahl finden sich in diesem Jahr in Deutschland 35 Parteien. Wählen kann man die allseits bekannten Parteien, wie CDU, Grüne oder SPD. Aber auch kleinere Parteien, beispielsweise die Piratenpartei oder die Partei der Humanisten stehen zur Wahl. Jeder Wahlberechtigte hat eine Stimme. Wer sich den Stimmzettel vorab anschauen möchte, findet ihn hier.

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