Die Erdbebenserie, die seit Wochenbeginn die Region Singen (Kreis Konstanz) erschüttert, beinhaltete das bis dahin stärkste Beben in Deutschland des bisherigen Jahres. Am Donnerstagabend registrierten die Verantwortlichen des Landeserdbebendienstes weitere Aktivitäten, das stärkste Beben wurde gegen 18 Uhr mit einer Stärke von 3,2 auf der Richterskala registriert. Damit war das Beben die stärkste in Deutschland bisher gemessene Erschütterung im Jahr 2023. Laut Schweizerischem Erdbebendienst (SED) war das Beben auch im fast 50 Kilometer entfernten Zürich zu spüren.
Bereits in den Tagen zuvor wurden in der Region mehrere Erdbeben gemessen. Wie der Landeserdbebendienst auf SWR-Anfrage bestätigte, erreichte am Dienstag eines eine Stärke von 3,1 auf der Richterskala und war somit ebenfalls auch ohne Messgeräte für die Menschen nahe des Bodensees spürbar. Über 100 Wahrnehmungsmeldungen von Anwohnerinnen und Anwohnern der Region waren daraufhin beim Landeserdbebendienst eingegegangen. Wie das Polizeipräsidium Konstanz dem SWR mitteilte, blieben Sachschäden auf Grund des Erdbebens aber aus.
Erdbeben am Bodensee hängen mit Alpenbildung zusammen
Die Ursache der Beben liegt in der geographischen Lage der Region rund um Singen und Konstanz. Von hier aus erstrecken sich die Alpen bis zu den italienischen Städten Como und Bergamo. Das Hochgebirge hat sich vor Millionen von Jahren durch Verschiebungen von tektonischen Platten gebildet. Konkret schiebt sich hier die afrikanische Platte unter die eurasische. Dieser Prozess der Alpenbildung ist noch im Gange und führt auf Grund der Plattenverschiebung immer wieder zu Erdbeben in der Alpenregion, erklärt Andrea Brüstle vom Landeserdbebendienst.
Laut Brüstle sind Beben wie am Dienstag daher keineswegs eine Seltenheit. Auf Grund der Natur von Erdbeben seien Vorhersagen, wann und wo das nächste Beben in der Region und in Baden-Württemberg auftritt, nicht möglich. "Das geht ganz einfach nicht", sagt Brüstle auf SWR-Anfrage.
Auch der Eindruck, dass einer Reihe von schwächeren Erdbeben zwangsläufig ein stärkeres folgen muss, sei falsch. "Erdbeben kündigen sich nicht an", so Brüstle. Der Landeserdbebendienst dokumentiert alle Erschütterungen, die auf den Seismographen im Land aufgezeichnet werden. Erdbebenanfällig sind laut Brüstle außerdem der Zollernalbkreis und weitere Regionen auf der Schwäbischen Alb. Auch der Oberrheingraben nahe des Schwarzwalds sei immer wieder betroffen.
Erdbeben in Baden-Württemberg keine Seltenheit
Immer wieder bebt in Baden-Württemberg spürbar die Erde, Schäden sind dabei aber eher eine Seltenheit. Im Februar 2022 wurden vergleichbare Beben mit Epizentren im Zollernalbkreis und im Bodenseekreis registriert. Auch hier berichteten Bewohnerinnen und Bewohner der Gebiete nur von Gläsern, die in den Schränken wackelten und klirrten.
Dass aber auch in BW starke Beben nie ausgeschlossen werden können, zeigt der Blick ins Jahr 1978. Damals hatte ein Beben der Stärke 5,7 unter anderem Schäden an der Burg Hohenzollern angerichtet.