"Oma Paula" verfügt über ein riesiges Repertoire an selbst erfundenen Witzen. Zwischen Alb und Allgäu tritt sie auf - auch für Betriebsfeste wird sie engagiert. Die bald 90-Jährige hat viele Fans. "Herzhaftes Lachen ist die beste Medizin, weil dann das Zwerchfell das Herz von unten sanft massiert", sagt Oma Paula. Es reiche nicht, einfach die Mundwinkel nach oben zu ziehen. Wenn sie zum Beispiel nicht schlafen könne, denke sie an etwas Lustiges, um dann entspannt einzuschlafen. Witze sind ihre Hausmedizin.
In dem kleinen Ort Ahlen bei Uttenweiler lebt Paula Renz seit ihrer Geburt. Im Kloster Untermarchtal lernte sie den Beruf der Schneiderin. Gearbeitet hat sie in der eigenen Landwirtschaft und als Handarbeitslehrerin. Noch immer bastelt sie viel. Das Klöppeln hat sie zwar spät für sich entdeckt, trotzdem hat sie es darin zu großer Fertigkeit gebracht.
Mit Witz und Knitz
In ihrer gemütlichen Küche ist es mollig warm. Auf dem Tisch steht ein "Mensch-ärgere-Dich-nicht"-Spiel. Das ist allabendlich im Einsatz, wenn ihre Schwester Agnes auf einige Partien vorbeikommt. Wenn sie spielen, geht es laut und lustig her, weil Paula Renz diese Duelle im Stil einer Reporterin kommentiert.
Bei Auftritten in der Ahlener Dorffasnet und mit Gedichten für die Fasnetszeitung hat Paula Renz die Leidenschaft des heiteren Erzählens zunächst im engeren Kreis ausgelebt. Mit den "7 Schwoba Käpsele" um Rösle Reck, Marlies Grötzinger, Hermann Rehm oder Barny Bitterwolf hat sie es zu einer breiten Bekanntheit geschafft.
Ihr Leben sei nicht immer heiter gewesen. Geholfen habe ihr stets ihre feste Frömmigkeit, die große Familie mit sieben Geschwistern, sechs Kindern, acht Enkeln und drei Urenkeln sowie die Freude an der Schöpfung, an Natur und Tieren, von denen sie stets viele um sich herum hatte. Paula Renz spielt außerdem gerne Mundharmonika und singt seit 70 Jahren im Kirchenchor.
Diese ansteckend lebhafte Liebe zum Leben, zu Humor und Heiterkeit sowie Kreativität und schöpferischem Tun halten die fast 90-Jährige jung. Bis auf altersbedingte Zipperlein sei seine Mutter noch richtig fit, so Karl Renz.
Starallüren habe seine Mutter überhaupt nicht, sagt Karl Renz. Sie nehme ihre Auftritte ernst und bereite sich vor. Ihre Witze seien nie verletzend oder geschmacklos. "Aber deftig dürfen sie sein", lacht er. Oma Paulas Schwester Agnes ergänzt: "Die meisten Witze sind wunderbar und passen."
Ein Abend mit Witzen, die sitzen
Das schätzen auch die Gäste in der Bad Schussenrieder Brauereigaststätte. Paula Renz stellt sich adrett in Tracht gekleidet an die Tische. Schnörkellos und ohne großartige Zwischenmoderationen erzählt sie zur großen Freude der Anwesenden Witz um Witz. In der Hand hat sie dabei einen Stapel mit Notizzetteln, die sie eigentlich nicht braucht. Jeder Witz ist knapp erzählt mit treffenden Pointen.
Die Corona-Zeit hatte auch Oma Paula ausgebremst. "Und eigentlich sollte allmählich Schluss sein", sagt Karl Renz, der seine Mutter zum Auftritt nach Bad Schussenried gefahren hat. An dem Abend erzählt er, man habe ihm aber zugetragen, dass seine Mutter am traditionellen Josefstag Mitte März im Schussenrieder Bierkrugstadel auftreten werde: "Hatte sie mir noch nicht erzählt", schmunzelt er.
SWR-Reporter Johannes Riedel hat von "Oma Paulas" Auftritt eine Kostprobe mitgebracht: