In der Region rund um den Bodensee und auch in anderen Teilen Baden-Württembergs fehlen viele Bademeister. Laut dem Bundesverband Deutscher Schwimmmeister (BDS) ist die Lage in diesem Jahr gravierend. In der Region Bodensee-Oberschwaben sind für dieses Jahr noch Ausbildungsstellen offen. Woran das liegen könnte und was den Beruf des Bademeisters ausmacht.
Der Job des Bademeisters: Vom Babyschwimmen bis Wassergymnastik
Bademeister Sigi Kathan schnappt sich Eimer und Besen und wirft sie ins kleine Boot am Bodensee. Es ist etwas windig und die Wellen schlagen hoch - zielstrebig rudert er auf eine Badeinsel im See zu. Die wird jeden Morgen gereinigt, bevor das Naturstrandbad Kressbronn öffnet, erklärt er. Währenddessen kontrolliert er dort die Schrauben und die Leiter.
Der Beruf des Bademeisters ist vielseitig. Er sorgt für die Sicherheit der Badegäste: Dazu gehört neben der Aufsicht beim Schwimmen auch, dass die komplette Anlage - zum Beispiel die Spielplätze - in Schuss sind. Außerdem ist Sigi Kathan zur Stelle, wenn es einen medizinischen Notfall gibt, ein Gast mal in eine Wespe tritt oder ein Mückenstich anschwillt.
Das Besondere am Beruf sei auch, dass man viel mit Menschen zu tun hat, sagt Peter Harzheim vom BDS mit Sitz in Wesseling (Nordrhein-Westfalen). Und zwar verschiedener Altersklassen: Man leitet einen Baby-Schwimmkurs, betreut Grundschulkinder beim Schwimmunterricht oder Senioren bei der Wassergymnastik.
Ein Bademeister verdient laut BDS zwischen 2.800 und 3.000 Euro pro Monat. Wer einen Meister macht, könne zwischen 3.500 und 4.000 Euro verdienen.
Gewalt, schlechte Presse und die Pandemie: Gründe für den Bademeistermangel
Aus Sicht des BDS gibt es einen großen Mangel an Bade- oder Schwimmmmeistern. Vergangenes Jahr hätten der Branche bundesweit schätzungsweise 3.000 Fachkräfte gefehlt, heißt es. In diesem Jahr sehe es nicht besser aus.
Die Gründe dafür sind vielschichtig. Als während der Corona-Pandemie viele Bäder geschlossen wurden, hätten sich einige Bademeister einen anderen Job gesucht und seien nicht zurückgekehrt, sagt Harzheim. Zudem hätte der Beruf vergangenes Jahr viel schlechte Presse erfahren. Grund sei das Thema Gewalt in Freibädern gewesen.
Ein Bericht zum Thema, der vergangenen Sommer bei "Zur Sache Baden-Württemberg" gesendet wurde:
Viele Badbetreiber mussten Sicherheitspersonal einsetzen, damit die eigenen Mitarbeiter ihre Aufgaben erfüllen konnten. Aggressive Gäste und Beleidigungen seien mitunter ein Grund für den Bademeistermangel, sagt auch Thorsten Wölfle, Geschäftsführer der Stadtwerke Biberach. Gerade weibliches Personal wolle sich das nicht mehr antun. Auch Bademeister Sigi Kathan kennt unangehme Situationen mit Badegästen - selbst wenn es in Kressbronn noch sehr ruhig zugehe, sagt er.
Andere Bäder in der Region stellen hingegen keine höhere Gewaltbereitschaft fest, so zum Beispiel in Ravensburg und Konstanz. Einen Mangel an Fachpersonal gäbe es trotzdem. In Ravensburg werden laut Stadtverwaltung für dieses Jahr noch Bademeister-Auszubildende gesucht.
Suche nach Lösungen: Mehr Nachwuchs oder doch künstliche Intelligenz?
Eine mögliche Lösung, um den Beruf attraktiver zu machen, ist naheliegend: mehr Gehalt. Viele Arbeitgeber seien jetzt auch bereit, mehr zu zahlen, sagt Peter Harzheim vom BDS. So zum Beispiel die Stadtwerke in Biberach: Der Bademeistermangel sei "gerade bei kommunalen Bädern dem unattraktiven Tarifvertrag geschuldet". Man hätte deswegen zum Jahreswechsel gegengesteuert, so Sprecher Thorsten Wölfle. Andere Bäder greifen zudem auf Arbeitskräfte aus dem Ausland zurück.
Und es gibt noch einen ganz anderen Ansatz: Künstliche Intelligenz. Einige Bäder im Land wollen Überwachungssysteme einsetzen, um das Badepersonal zu entlasten. So zum Beispiel in Freudenstadt - und auch in Kaiserslautern wird aktuell künstliche Intelligenz in einem Freibad getestet.
Testphase im Freibad Waschmühle Künstliche Intelligenz soll Bademeister in Kaiserslautern unterstützen
Kann eine Künstliche Intelligenz dabei helfen Leben zu retten? Das will die Stadt Kaiserslautern im Freibad Waschmühle künftig testen.
Eine wirkliche Lösung sei das aber nicht, findet der BDS. Die Technik könne die Bademeister zwar entlasten, aus ihrer Sicht aber kein Personal ersetzen.
Bademeister Sigi Kathan aus Kressbronn sieht das ähnlich. Künstliche Intelligenz könne nur sehr begrenzt unterstützen: Wenn sich beispielsweise Kinder in gefährliche Situationen begeben, müsse man das ihnen oder ihren Eltern schon persönlich sagen.
Trotz Mangel: Vielerorts keine verkürzten Öffnungszeiten
Trotz Bademeistermangel: Die Bäder in Ravensburg erwarten in diesem Jahr keine verkürzten Öffnungszeiten. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr, in dem unter anderem das Flappachbad früher schließen musste. Auch die Bädergesellschaft Konstanz erwartet für 2024 keine verkürzten Öffnungszeiten aufgrund von Personalmangel. Die Biberacher Bäder wollen die Öffnungszeiten an einem Abend um zwei Stunden verkürzen - das liege aber an der zu geringen Nachfrage der Badegäste, heißt es.
Anders ist die Situation in Friedrichshafen: Seit Jahren sei die Personallage angespannt, so eine Sprecherin. Man sei weiterhin auf der Suche. Das Wellenfreibad Ailingen, das Frei- und Seebad Fischbach sowie das Strandbad haben derzeit verkürzte Öffnungszeiten. Alle drei Bäder sind täglich von 11 Uhr bis 20 Uhr geöffnet.