Kampf gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit

Gedenkjahr zum Hilzinger Kirchweih-Aufstand vor 500 Jahren

Stand
Onlinefassung
H. Eichenhofer
Autor/in
Tina Löschner
SWR-Redakteurin Tina Löschner Autorin Bild

Im Bauernkrieg vor 500 Jahren hat Hilzingen im Hegau (Kreis Konstanz) eine wichtige Rolle gespielt. Mit einem Gedenkjahr soll an den Kampf gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit erinnert werden.

Der Hilzinger Aufstand der Landbevölkerung zur Kirchweih jährt sich zum 500. Mal. Zum Auftakt wurde am Donnerstag, 20. Juni in der Hilzinger Museumsremise im Schlosspark die Wanderausstellung "Aufbruch bis zum Ende" eröffnet. Die Ausstellung zeigt, wer die Menschen waren, die die verschiedenen Aufstände prägten und wer als Vordenker gesehen werden kann. Außerdem gibt es ein Spielmodell der Hilzinger Kirchweih von 1524 zu sehen - unter anderem mit Playmobil Figuren. Begleitet wird das Gedenkjahr von vielen Veranstaltungen.

Wie kam es zu den Aufständen der Bauern und der Landbevölkerung?

Unter der Landbevölkerung im Hegau rumorte es bereits. Die Bauern waren es damals leid, dem Adel Privilegien und Kriege finanzieren zu müssen. Der Auslöser für die Aufstände war schließlich eine Steuererhöhung durch den Adel, der in Italien Krieg führte und dadurch hohe Ausgaben hatte. Die Bauern aber kämpften ihrerseits wegen Unwettern mit Missernten und hatten selbst nicht genug zum Leben.

Wer von einer ohnehin schon kleinen Ernte einen noch größeren Anteil wegnimmt, so merken das die Menschen, die von dem verbleibenden Rest leben sollen, doppelt. Und wenn die Herren mehr einnehmen, während die Untertanen immer weniger behalten, dann macht sich Unzufriedenheit breit.

Ausstellung zum Hilzinger Kirchweih-Aufstand vor 500 Jahren
Ein Spielmodell mit Playmobil Figuren veranschaulicht das Geschehen an der Hilzinger Kirchweih von 1524. Bild in Detailansicht öffnen
500 Jahre Bauernkrieg in Hilzingen
Der Spielmann ist eine zentrale Figur des Hilzinger Kirchweih-Aufstands. Bild in Detailansicht öffnen
Ausstellung zum Hilzinger Kirchweih-Aufstand vor 500 Jahren
Bauern wollten mit dem Adel verhandeln und auf ihre eigene Misere aufmerksam machen. Am Ende fanden sie aber kein Gehör. Bild in Detailansicht öffnen

Bauernkriege beginnen in Südwestdeutschland

Im Frühsommer 1524 gab es einen ersten Aufstand der Landbevölkerung in Stühlingen (heute Kreis Waldshut). Daraufhin verbot der Adel alle Kirchweih-Feste im Hegau. In dieser Zeit war die Hilzinger Kirchweih eines der großen Feste der Region. Jedes Jahr im Oktober kamen Adel, Stadtbevölkerung und "das gemeine Volk" zusammen. Trotz des Verbots versammelten sich die Hilzinger Bauern am Kirchweihtag. 800 Bauern kamen in Hilzingen zusammen. Sie waren friedlich, wollten ihre Anliegen vortragen und mit dem Adel verhandeln.

Die Aufstände zogen sich vom Hegau bis Mitteldeutschland

Die Bauernaufstände der Jahre 1524 bis 1525, die vom Hegau ausgingen und sich schnell auf Südwestdeutschland ausbreiteten, zogen sich schließlich über Oberschwaben, Württemberg, Franken bis Sachsen und Thüringen. Die ländliche Bevölkerung begehrte gegen Adel, Kirchenvertreter und die städtischen Obrigkeiten auf. Sie protestierten gegen zu hohe Forderungen und religiöse Unfreiheit.

Forderungen gelten als Vorläufer der Menschenrechte

Im Verlauf der Aufstände stellten die Bauern mit den Zwölf Artikeln von Memmingen 1525 erstmals Forderungen auf, die als frühe Formulierung von Menschenrechten gelten. Der Adel zeigte sich aber nicht verhandlungsbereit und hatte kein Einsehen. Die Aufstände wurden am Ende blutig niedergeschlagen, fast 100.000 Menschen sollen den Tod gefunden haben.

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