Ein EM-Spiel im Stuttgarter Stadion am Abend, ein friedliches Fußballfest. Es gibt weniger Straftaten als sonst, eventuelle Randalierer trauen sich erst gar nicht, die unschönen Seiten solcher Großereignisse zu zeigen, weil sie wissen: Die Polizei ist vorbereitet, und sie hat eine Staatsanwältin oder einen Staatsanwalt dabei. So kann es schnell Haftbefehle und Anklagen geben, und nach einer Nacht in der Zelle kann ein Hooligan schon verurteilt sein. Ungefähr so stellt sich die baden-württembergische Justizministerin Marion Gentges (CDU) die Sicherheitslage zur Fußball-Europameisterschaft vor. Im SWR-Politikmagazin "Zur Sache Baden-Württemberg" warnt sie: "Jeder, der meint, dieses Fußballfest für Straftaten oder Anschläge zu missbrauchen, wird sich bestens vorbereiteten Sicherheitsbehörden gegenübersehen. Wir sind in der Lage, sehr schnell zu reagieren."
So funktioniert das konkret: Während des Fußballturniers wird eine Staatsanwältin oder ein Staatsanwalt mit der Polizei im Einsatz sein, an Spieltagen auch im oder am Stadion. Eine andere Staatsanwältin oder Staatsanwalt wird das Polizeipräsidium Stuttgart unterstützen, und rund zehn weitere werden zusätzlich in Bereitschaft sein. Im Zusammenhang mit Großereignissen wie der Fußball-EM geht es vor allem um Delikte wie Körperverletzung, Sachbeschädigung, Landfriedensbruch oder Widerstand gegen die Polizei - alles Vorfälle, bei denen es den Behörden darauf ankommt, möglichst schnell Verdächtige zu ermitteln und zu bestrafen. Auch die Bereitschaft für die übrigen Straftaten wird bei den Staatsanwaltschaften ausgebaut.
Beschleunigte Verfahren: Gute Erfahrungen bei anderen Großereignissen
Die Justiz in Baden-Württemberg hat insgesamt gute Erfahrungen mit beschleunigten Verfahren gemacht: Mehr als 80 Prozent der Urteile in solchen Schnellverfahren seien rechtskräftig, ohne dass sie angefochten würden, sagt ein Ministeriumssprecher. Das gelte für Stuttgart wie für die meisten anderen Städte. Die Hoffnung der Behörden ist, dass dadurch mögliche Täter schon von vornherein abgeschreckt werden - und dass bei einer schnellen Strafe der Lerneffekt am größten ist.
Wie groß die konkrete Gefahr für welche Straftaten ist, lässt sich schwer einschätzen. Die Polizei hat bestimmte Personen und Gruppen im Blick. Szenekundige Beamte sind gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft am Stadion unterwegs. Der Verfassungsschutz von Bund und Land warnt derweil vor einer abstrakten Terrorgefahr - wie sie bei solchen Großereignissen öfter vorkommt.
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Sicherheit rund um EM: Stadtbild in Stuttgart hat sich verändert
Im Stadtbild von EM-Spielorten wie Stuttgart sind schon vor dem Turnier Absperrungen mit Betonpollern sichtbar, um zu verhindern, dass Fahrzeuge zu nah an Menschenmengen herankommen. Dazu wird es Polizeikräfte mit entsprechender Ausrüstung geben, sichtbar im Straßenbild, aber auch im Hintergrund. Bei der Polizei gibt es eine gewisse Grundanspannung in so einer Situation. Doch auch hier sehen sich die Behörden gut vorbereitet: "Insgesamt muss man natürlich sagen, dass wir bei Großveranstaltungen ja schon seit geraumer Zeit das Risiko von Anschlägen haben. Und diesem begegnen wir mit den üblichen nochmals intensivierten Schutzmaßnahmen," sagt ein Sprecher des Polizeipräsidiums Stuttgart.
Die größte Hoffnung bei Justiz und Polizei wäre natürlich, dass es gar nicht erst dazu kommt, dass die Behörden alle Register ziehen müssen bis hin zu Antiterrormaßnahmen. Der Polizeisprecher spricht von einer positiven, fokussierten und professionellen Grundeinstellung: "Wir freuen uns nach einer langen und harten Vorbereitungszeit, dass wir jetzt endlich quasi auf den Platz bringen können, was wir vorbereitet haben." Und Justizministerin Gentges sagt: "Wir wünschen uns alle ein tolles Fußballfest mit vielen Gästen und ausgelassener Stimmung - aber wir wissen, dass bei solchen Großereignissen auch immer andere Seiten des Menschen zu Tage treten, und darauf sind wir vorbereitet."
Mehr dazu in der Sendung "Zur Sache Baden-Württemberg" am Donnerstag um 20.15 Uhr im SWR-Fernsehen.