Viele Drittklässlerinnen und Drittklässler in Baden-Württemberg haben Schwierigkeiten beim Rechnen, Lesen und Zuhören. Laut den Ergebnissen der bundesweiten Vergleichsarbeiten (Vera) erreichten 24 Prozent der rund 80.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Vergleichsarbeiten in Klasse 3 beim Lesen nicht die Mindeststandards, die für den Abschluss der Grundschule nach Klasse 4 vorgesehen sind. Beim Zuhören verfehlten 28 Prozent die Mindestanforderungen, beim Rechnen sogar 29 Prozent. Rund ein Viertel aller Schülerinnen und Schüler der dritten Klasse hat also Nachholbedarf bei den Basiskompetenzen in der Schule.
Entscheidend: Wird zu Hause deutsch gesprochen?
Besonders häufig verfehlen der Studie zufolge Kinder die Mindeststandards, die zu Hause überwiegend nicht deutsch sprechen. Schülerinnen und Schüler mit deutscher Alltagssprache erreichten deutlich häufiger höhere Kompetenzstufen, heißt es in der Auswertung. Die Studie hat außerdem untersucht, wie es sich auswirkt, wenn die Kinder und deren Eltern viele Bücher besitzen und lesen. Demnach gibt es einen positiven Zusammenhang zwischen dem kulturellen Kapital zu Hause - gemessen an der Zahl der Bücher im Haushalt - und den Ergebnissen der Vergleichsarbeiten.
BW will mit einem Förderprogramm die Sprachdefizite beheben
Die baden-württembergische Landesregierung hat im April ein Förderprogramm zur Sprachförderung an Kitas und Grundschulen beschlossen. Mit dem Programm sollen Kinder mit Sprachproblemen frühzeitig gefördert werden. So sollen nach den kommenden Sommerferien Kita-Kinder, bei denen in ihrer Einschulungsuntersuchung erhebliche Sprachdefizite festgestellt wurden, im Jahr vor der Einschulung eine verpflichtende Sprachförderung von vier Stunden pro Woche in Gruppen erhalten.
Sprechen die Kinder danach noch immer nicht ausreichend Deutsch, sollen sie ab dem Schuljahr 2026/2027 in der Grundschule in sogenannten Juniorklassen gefördert werden. Bisher wurden Kinder in solchen Fällen vom Schulbesuch zurückgestellt.
Dreistelliger Millionenbetrag Grün-Schwarz beschließt Paket zur Sprachförderung von Kindern in BW
Viele Kinder haben laut Studien große Probleme beim Lesen und Schreiben. Die Regierungsfraktionen in BW haben sich deshalb auf ein Förderprogramm in Kitas und Grundschulen geeinigt.
BW-Kultusministerin Schopper: "Bildungsreform konsequent umsetzen"
Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) sieht sich durch die Ergebnisse der Vergleichstests in ihrem Kurs bestärkt. "Wir haben die richtigen Schwerpunkte bereits gesetzt. Jetzt ist es von großer Bedeutung, dass wir die Bildungsreform, vor allem bei der Frühförderung, konsequent umsetzen und einen langen Atem beweisen", sagte Schopper. Auch frühere Erhebungen hatten teils große Defizite ergeben.
2022 hatte eine Studie des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) gezeigt, dass Viertklässler in Baden-Württemberg zunehmend Probleme beim Lesen und Zuhören haben. Als Reaktion darauf gibt es seit diesem Schuljahr eine verbindliche Leseförderung an den Grundschulen. Schülerinnen und Schüler sollen zweimal in der Woche im Unterricht laut vorlesen.
Für das Programm rechnet die grün-schwarze Koalition im kommenden Doppelhaushalt mit Kosten in Höhe von 100 Millionen Euro pro Jahr. Es soll in den kommenden Jahren Schritt für Schritt umgesetzt werden. Erste Maßnahmen sollen dem Konzept zufolge im kommenden Schuljahr greifen. Der Endausbau ist demnach für das Jahr 2028/2029 vorgesehen.
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