Die Landtagspräsidentin von Baden-Württemberg, Muhterem Aras (Grüne), hat CDU-Generalsekretär Mario Czaja bei Twitter entschieden widersprochen. Einen verpflichtenden Deutsch-Unterricht für Kinder ohne Sprachkenntnisse vor deren Einschulung hält sie für rechtswidrig und verweist dabei auch auf ihre eigene Biografie.
CDU-Generalsekretär: Nur noch Deutsch auf Schulhöfen
Czaja hatte in einem am Mittwoch erschienenen Interview mit der Tageszeitung "Die Welt" gesagt, Sprache sei der "Schlüssel zur Integration".
"Es geht nicht, dass auf den Schulhöfen andere Sprachen als Deutsch gesprochen werden." Auch sollte nach Czajas Meinung kein Kind ohne Deutschkenntnisse eingeschult werden. Diese Kinder sollten vor der Einschulung verpflichtend Sprachunterricht in Kita oder Vorschule besuchen müssen, so der CDU-Politiker.
Czajas Forderung komme dem Verbot von Mehrsprachigkeit im schulischen Alltag gleich und ignoriere wissenschaftliche Erkenntnisse, entgegnete darauf Aras am Mittwoch. Vielmehr hätten PISA-Schulstudien gezeigt, dass bewusste und geförderte Mehrsprachigkeit die Bildungschancen erhöhe.
Bildung Deutschdefizite an Schulen – Ist Mehrsprachigkeit die Lösung?
Das deutsche Schulsystem geht immer noch von einer homogenen, einsprachig deutschen Schülerschaft aus. Kinder, die eine andere Sprache sprechen, werden darin als Problem wahrgenommen. Studien zeigen jedoch, dass mehrsprachige Kinder in Fächern wie Mathematik und Englisch bessere Leistungen erzielen.
BW-Landtagspräsidentin Aras verweist auf eigene Biografie
Sie selbst, erklärte Aras, sei 1978 nach Deutschland gekommen und in die 5. Klasse einer Hauptschule eingeschult worden. "Ich sprach kein Wort Deutsch", twitterte sie. "Heute bin ich Präsidentin @Landtag_BW." Dieser Weg wäre nicht möglich gewesen, "hätten Lehrerinnen mich in Ihrem Sinne als Sprachpolizei isolieren müssen". Bislang hat Czaja nicht auf Aras' Kritik geantwortet.