Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) hat sich am Dienstag zur aktuellen Lage bezüglich Corona und Grippe geäußert - und schärfere Corona-Maßnahmen ausgeschlossen. Er betonte in Anlehnung an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD): "Die Pandemie ist vorüber, aber Corona bleibt uns erhalten". Maßnahmen werde es im kommenden Winter keine geben, versprach er.
Dennoch hofft der Grünen-Politiker auf die Vernunft und Mithilfe der Bevölkerung. Vor allem aufgrund der seit dieser Woche zur Verfügung stehenden angepassten Impfstoffe lautete Luchas dringender Appell an die Bevölkerung: "Lassen Sie sich impfen, lassen Sie sich impfen, lassen Sie sich impfen!"
Thomas Mertens, Chef der Ständigen Impfkommission erklärt im Video, wem eine Auffrischungsimpfung gegen Corona empfohlen wird.
Zahl der Corona-Infektionen in Baden-Württemberg nimmt wieder zu
Der BW-Gesundheitsminister machte deutlich, dass die Erkältungssaison starten würde. "Die Zahl der Atemwegserreger inklusive Influenza und SarsCoV2 steigt wieder an." Stefan Brockmann, Leiter des Landesgesundheitsamtes Baden-Württemberg in Stuttgart, sagte, dass seit rund drei Wochen die Zahl der Corona-Infektionen wieder zunehmen würde.
Die aktuelle Inzidenz im Land liege aktuell bei 5, 17 Personen seien derzeit aufgrund von Corona auf Intensivstationen in Behandlung. Die Zahlen seien allerdings aufgrund von wenig PCR-Testung nicht sehr aussagekräftig, die Dunkelziffer dürfte deutlich größer sein.
Forschung zu Long-Covid soll vorangetrieben werden
Allerdings sei Baden-Württemberg gut auf die Situation vorbereitet: "Dank des bestehenden Impfschutzes und einer durch durchgemachte Infektionen breiten Immunität", so Lucha. Auch aufgrund des breiten Monitorings seien die Behörden gerüstet. Dennoch hofft der Minister auch weiterhin auf verantwortungsvolles Handeln aller: "Wer krank ist sollte zu Hause bleiben", sagte Lucha, der auch das Tragen von Masken bei Atemwegserkrankungen empfahl.
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Außerdem informierte Lucha darüber, dass der Bund mehr Geld für den Kampf gegen Long-COVID zur Verfügung stellen möchte und lobte Baden-Württemberg als Vorreiter in diesem Bereich - mit einem Modellprojekt an vier Unversitätskliniken.
Bisher wurden nach Angaben des Ministeriums rund um Corona etwa 28 Millionen Euro an Forschungsmitteln für die Erforschung der Ursachen, des Umgangs und der Folgen ausgegeben oder sind bis 2024 eingeplant. Bei mehr als zehn Millionen Euro davon sei es um Long Covid gegangen.
Inzidenz von Atemwegserkrankungen bei rund 900
Stefan Brockmann sprach über die Überwachung von akuten Atemwegserkrankungen (ARE-Surveillance). Derzeit gäbe es im Land rund 800 bis 900 Patienten je 100.000 Einwohner, die innerhalb einer Woche eine Atemwegserkrankung entwickelten.
Stichprobenartig werden bei Hausärzten Abstriche von Patienten gemacht, um festzustellen, welche Erreger tatsächlich für die Erkrankungen verantwortlich sind. Seit drei Wochen gibt es einen Anstieg von Corona-Fällen in diesen Stichproben, zuvor dominierten RS-Viren.