Eine Mitarbeiterin der Pflege läuft über einen Gang auf der Corona-Intensivstation des Universitätsklinikums Essen.

Entlastungen geplant

Weniger Nachtdienste in der Pflege - BW-Krankenhäuser unterstützen Lauterbach-Vorstoß

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Autor/in
Matthias Deggeller

Gesundheitsminister Lauterbach plant, Pflegekräfte zu entlasten - zum Beispiel durch weniger Nachtdienste. Die BW-Krankenhausgesellschaft begrüßt das, sieht aber weitere Probleme.

Nicht zuletzt wegen steigender Coronazahlen und Personalnot in Krankenhäusern plant Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) eine Entlastung von Pflegekräften. Sogenannte schwere Schichtdienste sollen bald wegfallen - wenn Behandlungen dafür medizinisch geeignet sind, sollen sie tagsüber stattfinden. Das kündigte der Minister am Dienstag an.

Übernachtungen seien nicht immer nötig

Matthias Einwag, Hauptgeschäftsführer der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG), sieht darin einen "wichtigen Schritt in die richtige Richtung, den wir sehr begrüßen würden." Das sagte Einwag zum Wochenende dem SWR. Mehr ambulante Behandlungen zu ermöglichen, entspreche auch "internationalen Erfahrungen". Patienten würden zwar den multidisziplinären Hintergrund eines Krankenhauses benötigen, müssen dazu aber nicht unbedingt dort übernachten. Die Behandlungen könnten so flexibler erfolgen.

Einwag nennt konkrete Beispiele, wo sich der Vorstoß einfach umsetzen ließe, wie Leistenbruch- oder Kreuzbandoperationen. "Wichtig ist, dass sowohl die medizinische als auch die soziale Situation des Patienten berücksichtigt werden soll, zum Beispiel, ob zuhause eine Betreuung möglich ist." Wann die Entlastungen dann aber auch in den Krankenhäusern konkret durchschlügen, sei noch nicht abzuschätzen. "Das wird stark von den konkreten Gesetzesformulierungen abhängen und sicher auch eine Zeit benötigen", sagt Einwag.

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Abbau von Bürokratie sei geboten

Belastungen sieht der Krankenhaus-Experte allerdings auch in anderen Bereichen. "Wir fordern einen Bürokratie-Lockdown", so Einwag. Damit könnte das Personal gehalten und möglicherweise auch erweitert werden. Der Mangel an Fachkräften gilt hier als großes Problem, was sich auch in der Unzufriedenheit bei den Beschäftigten äußert. "Sie wollen nicht immer wieder aus der Freizeit zur Arbeit gerufen werden, weil das Personal knapp ist", ärgert sich Einwag. Auch mangele es an echter Wertschätzung. Beifall reiche nicht: "Besser wäre es, systematische Entlastungen vorzusehen wie beispielsweise die Steuerfreiheit von Nacht- und Wochenendarbeit."

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