Mehr als ein Fünftel mehr Menschen leben in Baden-Württemberg seit 1973. Wie das Statistische Landesamt Baden-Württemberg am Donnerstag mitteilte, verlieren Städte in den vergangenen Jahren zunehmend an Attraktivität. Das liege vor allem an der Wohnungsknappheit. Insgesamt haben derzeit 11,1 Millionen Menschen ihren Wohnsitz in Baden-Württemberg. Das sind rund 22 Prozent mehr als 1973.
Seit 50 Jahren wachsen fast alle Stadt- und Landkreise in Baden-Württemberg - nur in Stuttgart und Mannheim ging die Bevölkerungszahl seit der Kreisreform in den 1970er Jahren zurück.
Breisgau-Hochschwarzwald und Heilbronn wachsen stark
In zwei baden-württembergischen Kreisen war das Bevölkerungswachstum in den vergangenen 50 Jahren besonders hoch: Im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald leben 2022 knapp 51 Prozent mehr Menschen als noch 1973. Dahinter folgt der Landkreis Heilbronn mit einem Bevölkerungszuwachs von etwa 50 Prozent. In den Stadtkreisen Stuttgart und Mannheim dagegen wohnen heute weniger Menschen als vor 50 Jahren: Stuttgart weist unterm Strich ein Minus von 0,7 Prozent auf. In Mannheim ging die Bevölkerung seit 1973 um 5,3 Prozent zurück. 1973 trat das sogenannte Kreisreformgesetz in Kraft, bei dem die Zahl der Stadt- und Landkreise von 72 auf 44 reduziert wurde.
Laut Statistischem Landesamt verlief die Bevölkerungsentwicklung in den vergangenen Jahrzehnten sehr unterschiedlich. Wachstumsphasen in den Städten wechselten sich mit Wachstumsphasen in den ländlich geprägten Regionen ab. Während es die Menschen bis Ende der 1950er Jahre in die Städte zog, bevorzugten sie ab den 1970ern und bis zur Jahrtausendwende das Umland. Stuttgart, Mannheim und Karlsruhe verloren in dieser Zeit Einwohner. Die 22 Spitzenreiter beim Bevölkerungswachstum waren dagegen allesamt Landkreise. Auch hier nahmen Heilbronn und der Breisgau-Hochschwarzwald die vordersten Plätze ein.
"Trend in die Stadt" gibt es nicht mehr
Nach der Jahrtausendwende kehrte sich der Trend jedoch um: Die Menschen lebten wieder vermehrt in den Städten. Vor allem Heidelberg, Karlsruhe und Freiburg im Breisgau verzeichneten überdurchschnittliche Zuwächse. Ländlich geprägte Kreise verloren dagegen Einwohner.
Laut Statistischem Landesamt sei dieser "Trend in die Stadt" in den letzten Jahren aber praktisch zum Stillstand gekommen. Vor allem die Wohnungsknappheit sorge dafür, dass viele Familien die Städte verlassen und das Wachstum dort geschwächt wird. Stuttgart, Heidelberg und Karlsruhe hätten in den vergangenen Jahren sogar Einwohner verloren.