Nach Kurzschluss am Montag

Stromausfall in Stuttgart: Ursache, Dauer und Hilfe - alle Antworten im Überblick

Stand
Autor/in
Moritz Kuhlmann
Philipp Pfäfflin
Bild von Philipp Pfäfflin

Am Montag ist im Westen von Stuttgart der Strom ausgefallen. Dabei stellen sich immer wieder ähnliche Fragen nach Ursache, Dauer und Hilfe in Notlagen. Wir haben die Antworten gesammelt.

In Stuttgart-West hat es am Montagvormittag einen Stromausfall gegeben. Laut Stuttgart Netze waren rund 3.000 Menschen betroffen. Nach rund 20 Minuten sei die Störung behoben worden. Ursache war ein Kurzschluss in einem Mittelspannungskabel. Solche Ausfälle gibt es immer wieder. Das bestätigt ein Sprecher von Stuttgarter Netze. In Stuttgart komme es ungefähr 50 Mal pro Jahr zu einem Stromausfall. Der Ausfall sei demnach nichts Ungewöhnliches. Woran liegt das eigentlich? Und wie verhält man sich im Fall der Fälle? Ein Überblick:

Handy und Internet: Was fällt aus, wenn der Strom weg ist?

Das Mobilfunknetz funktioniert in vielen Fällen weiter - solange keine zentralen Knotenpunkte, Sendemasten oder Antennenstandorte betroffen sind. "Kurze und lokal begrenzte Stromausfälle können sogar bei einigen Anlagen durch interne Speicher kompensiert werden", erklärt ein Sprecher des Mobilfunkbetreibers Telekom. Wer genug Akku auf dem Handy hat, kann also das Smartphone weiter nutzen.

Ähnlich ist es beim Internet. Auch die Internetversorgung ist nicht zwangsläufig von einem Stromausfall betroffen. Das erforderliche Signal kommt weiter an. Allerdings: Beim WLAN oder Kabelanschluss scheitert es beim Stromausfall eher an den nicht mehr funktionierenden Routern in den Haushalten. Diese sind auf eine Stromversorgung angewiesen.

Wasser: Bleibt die Leitung trocken?

Welche anderen Versorgungsnetzwerke von einem Stromausfall betroffen sind, hängt von der Größe und Schwere des Ausfalls ab. Die Wasserversorgung beispielsweise bleibt bei einfachen Stromausfällen bestehen. Nur im Falle eines sogenannten "Blackouts", einem großflächigen Stromausfall, können selbst Wasserwerke ausfallen. Die Landeswasserversorgung verweist unterdessen auf die Möglichkeit, im Notfall rund drei Millionen Menschen mit Wasser versorgen zu können. Dabei werde allerdings der Wasserfluss reduziert.

Fällt die Heizung aus? Wird es ohne Strom kalt in der Wohnung?

Wärmepumpen werden mit Strom betrieben. Das heißt, bei einem Stromausfall können sie nicht weiter heizen. Aber auch Öl- oder Gasheizungen sind von einem Stromausfall betroffen. Das Problem liegt hier vor allem bei der Technik hinter der Heizung. So gibt es ohne Strom keinen Zündfunken, die Steuerung der Anlage fällt aus und die Umwälzpumpe funktioniert nicht mehr - und ohne diese kann die Hitze aus dem Heizungskeller nicht zu den Heizkörpern in der Wohnung transportiert werden. Holzöfen wie beispielsweise Kachel- oder Kaminöfen sind hingegen nicht von einem Stromausfall betroffen.

Können Aufzüge stehen bleiben?

Es gibt Aufzüge, die eine eigene Notstromversorgung haben. In diesem Fall springt eine Batterie ein und die Aufzugskabine fährt bei einem Stromausfall automatisch ins nächstgelegene Stockwerk. Doch nicht alle Aufzüge verfügen über diese Technik. So berichtet beispielsweise die Stuttgarter Feuerwehr, dass sie immer wieder zu Einsätzen gerufen werde, bei denen Menschen aus stecken gebliebenen Aufzügen gerettet werden müssen.

Haben Ampeln und Krankenhäuser eine eigene Notstromversorgung?

Zunächst einmal wird es dunkel auf den Straßen. Die Straßenbeleuchtung in Stuttgart hat zwar ein eigenes Netz. Dieses ist aber mit dem Stromnetz verbunden und fällt im Zweifelsfall ebenfalls aus. Auch im Straßenverkehr kann ein Stromausfall Probleme machen, so können zum Beispiel die Ampeln ausfallen. An großen Kreuzungen muss dann die Polizei eingreifen.

Sogenannte kritische Infrastruktur, also Krankenhäuser, Seniorenheime, sicherheitsrelevante Institutionen wie das Landeskriminalamt (LKA) in Stuttgart-Bad Cannstatt oder auch das SWR-Funkhaus sind hingegen aber auf eine ununterbrochene Stromversorgung angewiesen. Deshalb verfügen sie über eine Notfallversorgung. Doch trotz Notstromgeneratoren kann es sein, dass auch hier der Strom wegbleibt. Das zeigt der Stromausfall im LKA im Januar 2023.

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Der Stadtbahnverkehr in Stuttgart und der Region läuft ebenfalls mit Strom und ist deshalb von der Versorgung abhängig. Unterwerke an den Strecken, in der Stadt ungefähr alle zwei Kilometer, leiten den Strom in die Oberleitungen. Ist zum Beispiel nur eines dieser Unterwerke von einem Ausfall betroffen, können die umliegenden Werke die Störung meist kompensieren. Größere Stromausfälle können aber auch den Stadtbahnverkehr lahmlegen.

Fahren bei einem Stromausfall Züge und S-Bahnen?

Die Deutsche Bahn hat ihren eigenen Stromkreislauf. Züge und S-Bahnen benötigen deutlich mehr Strom als Staßenbahnen. So ist der Bahnverkehr vor kleineren, lokalen Stromausfällen geschützt, selbst wenn die Strecke durch ein betroffenes Gebiet verläuft. Größere Stromausfälle oder Störungen im eigenen Netz der Bahn können den Verkehr hingegen behindern.  

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Was tun, wenn der Strom weg ist?

Bemerkt man, dass der Strom weg ist, sollte man sich zunächst über das Ausmaß des Ausfalls informieren. Dafür ist es wichtig, Zugang zum Internet oder einem Mobiltelefon zu haben, um sich über den Netzbetreiber zu informieren. Eine Übersicht über aktuelle Stromausfälle gibt es auf dieser bundesweiten Online-Karte.

In der Regel handelt es sich um einen kleineren Ausfall. Dann reicht es meist abzuwarten, bis der Strom wieder funktioniert. Bei schwereren Stromausfällen richtet beispielsweise die Stadt Stuttgart rund 40 Notfall-Anlaufstellen ein. Diese sind allerdings nur für den Katastrophenfall. Außerdem wird empfohlen, sich für so einen schwereren Stromausfall ausreichend vorzubereiten. Informationen und Tipps finden sich hier:

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 Was sind die Ursachen für einen Stromausfall?

Das Stuttgarter Stromnetz besteht laut Netzbetreiber zu 97 Prozent aus unterirdischen Leitungen. Entsprechend gering ist das Risiko, dass ein umgefallener Baum zu einem Stromausfall führt. Die häufigste Ursache im Falle eines Stromausfalls ist deshalb auch in anderen Großstädten ein defektes oder marodes Mittelspannungskabel. Diese liegen in der Regel jahrzehntelang unter der Erde. Dabei kann es - unter anderem auch durch natürlich Erdbewegungen - zu Materialermüdung und letztlich zum Kurzschluss kommen.

Aber auch äußere Einflüsse können für einen Stromausfall verantwortlich sein. Bei Bauarbeiten kommt es häufiger zum sogenannten "Baggerbiss", bei dem die Kabel versehentlich beschädigt werden. "Leider kommt das hier in Stuttgart häufiger vor, da hier eben viel gebaut wird", erklärt Moritz Oehl vom Netzbetreiber Stuttgart Netze. Absichtliche Sabotage der Stromversorgung, wie etwa durch Hackerangriffe, können nicht ausgeschlossen werden. Aber auch auf solche Szenarien sei man vorbereitet, heißt es bei Stuttgart Netze.

Stromausfall - wie geht es weiter? Wie wird eine Leitung repariert?

Kommt im dichter besiedelten Stadtgebiet eine Störung vor, wird das Kabel oft nicht direkt repariert, sondern der Strom wird erst einmal über andere Kabel umgeleitet. Das ist möglich, weil hier Kabel parallel und sich ergänzend verlaufen. In so einem Fall fährt der Bereitschaftsdienst des Netzbetreibers zu einer sogenannten Umschaltstation in der Nähe der defekten Stelle und leitet von dort den Strom um. Mittlerweile können einige Verbindungen sogar schon aus der Ferne geschaltet werden.

Techniker leitet in einer Umspannstation den Strom auf eine andere Leitung um.
Bei einem Stromausfall in der Stadt, kann der Strom in der Regel umgeleitet werden. Techniker tragen dabei in der Umspannstation Schutzkleidung.

Wie schnell der Strom dann wieder da ist, hängt davon ab, wie schnell die Mitarbeitenden an der betroffenen Umschaltstation sind. Meist ist der Strom nach 30 bis 45 Minuten umgeleitet und damit das Gebiet wieder versorgt. Erst danach geht es an die Reparatur. Dafür kommt ein Messwagen zum Einsatz, mit dem sich die defekte Stelle lokalisieren lässt. So muss nicht die ganze Straße aufgegraben werden. Dann wird das Kabel repariert oder gleich ersetzt.

In weniger dicht besiedelten Gebieten kann der Strom manchmal aber nicht umgeleitet werden. Zu manchen Häusern führt beispielsweise nur ein Kabel. Ist das defekt, müssen Betroffene auf die Reparation warten. Das kann dann schon mal vier bis fünf Stunden dauern, heißt es bei Stuttgart Netze.

Das Stuttgarter Stromnetz im Vergleich

Das Stuttgarter Stromnetz muss einiges aushalten. Immerhin versorgt es über 630.000 Bürger und Bürgerinnen in über 90.000 Häusern mit Strom. Auch wegen der vielen Industrie im Stuttgarter Raum ist das Netz für eine große, gleichzeitige Lastentnahme dimensioniert.

Dementsprechend schneidet das Stromnetz im Vergleich recht gut ab: Der durchschnittliche Bürger beziehungsweise die durchschnittliche Bürgerin in Stuttgart ist laut Stuttgart Netze im Jahr etwa sieben Minuten ohne Strom. Zum Vergleich: In Ludwigsburg liegt der Wert für das Jahr 2023 nach Informationen der dortigen Stadtwerke bei rund 16 Minuten. Deutschlandweit liegt der Wert laut Bundesnetzagentur bei gut 12 Minuten (Stand 2022). In den USA mit einem deutlich weniger engmaschigen Stromnetz liegt der Wert sogar bei mehr als 120 Minuten im Jahr, heißt es bei Stuttgart Netze weiter.

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"Im Jahr rechnen wir mit etwa 40 bis 60 größeren Störungen", sagte Moritz Oehl, Sprecher der Stuttgart Netze. "Im Vergleich zum Vorjahr ist die Tendenz sinkend. Deshalb gehen wir im Moment nicht davon aus, dass es in Zukunft mehr Stromausfälle geben wird." Stromkabel halten in der Regel rund 50 Jahre, dann müssen sie erneuert werden. Bei über 5.600 Kilometer Stromnetz in Stuttgart eine Herausforderung.

Zumal neue Anforderungen hinzu kommen - etwa die Lademöglichkeiten für E-Autos. Bis 2035 muss das Stromnetz in Stuttgart deshalb doppelt so leistungsstark werden, heißt es bei Stuttgart Netze weiter. Dem entsprechend werde das Stromnetz beständig repariert, erneuert und erweitert.

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