Die FDP im baden-württembergischen Landtag kritisiert, dass zahlreiche Lehrkräfte die Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg wieder verlassen wollen. Dabei bezieht sich die Oppositionspartei auf die Antwort des baden-württembergischen Kultusministeriums auf eine Landtagsanfrage, die dem SWR vorliegt.
Von 13.300 Lehrkräften an den Gemeinschaftsschulen haben 880 im vergangenen Schuljahr einen Versetzungsantrag an eine andere Schulart gestellt. Dies entspricht einem Anteil von 6,6 Prozent. 300 Lehrerinnen und Lehrer sind laut Kultusministerium tatsächlich versetzt worden. Für die FDP ist das ein Indiz dafür, dass Gemeinschaftsschulen für Lehrkräfte wegen des starken Leistungsgefälles der Schülerinnen und Schüler nicht attraktiv sind. Dagegen verweist das Kultusministerium auf SWR-Anfrage darauf, dass 300 Lehrkräfte anderer Schularten auf eine Gemeinschaftsschule wechseln wollten.
Gemeinschaftsschulen umstritten
Das Projekt war 2011 von der grün-roten Landesregierung mit dem Ziel eingeführt worden, mehr Bildungsgerechtigkeit zu schaffen. Sie ist eine Schule für Kinder aller Leistungsstufen. Die Einführung der Gemeinschaftsschule war in Baden-Württemberg umstritten.
Im Juli dieses Jahres hatte Gerhard Brand, Chef des Landesverbands Bildung und Erziehung (VBE), zudem bereits auf die hohe Arbeitsbelastung an Gemeinschaftsschulen hingewiesen. Eine nicht repräsentative Verbandsumfrage habe unter anderem ergeben: 95 Prozent der befragten Lehrer und Lehrerinnen berichten von einer sehr hohen (77 Prozent) oder hohen (18 Prozent) Arbeitsbelastung. Das Land sei in der Pflicht, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und die Schulart als attraktiven Arbeitsplatz weiterzuentwickeln, so Brand. Obwohl sich rund 60 Prozent der Lehrkräfte grundsätzlich mit der Gemeinschaftsschule identifizierten, wollen laut der Umfrage fast ebenso viele aufgrund der hohen Belastung diese Schulen verlassen.