Das Kultusministerium in Stuttgart hat nach heftigen Reaktionen der Lehrerinnen und Lehrer ein Werbeplakat zur Gewinnung neuer Lehrkräfte korrigiert. Das teilte Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) am Montag mit. Nach der Änderung stehe auf dem Plakat nun: "Gelandet und gar keinen Bock auf deine jetzige Arbeit? Hurraaa! Mach was dir Spaß macht und werde Lehrer*in", hieß es in einer Pressemitteilung. Sobald wie möglich werde ein Aufkleber auf dem Plakat am Flughafen angebracht. Der erste Teil des alten Spruchs lautete zuvor "Gelandet und gar keinen Bock auf Arbeit morgen?".
Lehrkräfte sollten durch das Plakat nicht diskreditiert werden
Unter anderem die Landesvorsitzende des Realschullehrerverbandes war in der Vorwoche darüber erzürnt. "Man wusste vor dieser Kampagne nicht, wie viel Blödheit auf ein einziges Plakat passt", teilte Karin Broszat mit. Hier werde suggeriert, dass es Lehrkräften nur um die Ferien gehe. Diese Unterstellung rücke den Berufsstand in ein unglaubliches Licht.
![Ein Werbeplakat für den Beruf des Lehrers hängt am Flughafen in Stuttgart. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Christoph Schmidt) Ein Werbeplakat für den Beruf des Lehrers hängt am Flughafen in Stuttgart.](/swraktuell/baden-wuerttemberg/1713358300295%2Ckritik-an-lehrerkampagne-in-bw-102~_v-16x9@2dS_-6be50a9c75559ca1aaf1d0b25bae287afdcd877a.jpg)
"Es war nie unser Ansinnen, auch nur eine Lehrkraft mit diesem Plakat zu diskreditieren. Bei uns ist niemand überhaupt nur auf die Idee gekommen, Lehrkräfte mit dem Attribut faul in Verbindung zu bringen", erklärte Schopper. Dies habe sie auch gegenüber der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und dem Verband Bildung und Erziehung (VBE) deutlich gemacht hat.
Kultusministerium sollte dafür sorgen, dass Lehrerberuf attraktiver wird
Der VBE zeigte sich zufrieden mit der Korrektur. Der neue Spruch sei unverfänglich. "Das alte Plakat war eine ständige Provokation. Wir sind erleichtert, dass unsere Anstrengungen dazu geführt haben, dass das Kultusministerium das Plakat korrigiert hat. Der Schrecken hat ein Ende", sagte VBE-Chef Gerhard Brand. Unzählige Lehrer hätten sich über das Werbeplakat beschwert.
Die GEW ließ über ihre Landesvorsitzende Monika Stein in Freiburg wissen: "Es ist gut, dass das Kultusministerium das umstrittene Plakat ändert. 'Ohne Bock auf den Beruf' geht die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen nicht." Das Kultusministerium müsse auch dafür sorgen, dass die jungen Menschen in den Beruf finden und dass alle Lehrkräfte gesund und professionell in den 4.500 Schulen im Land arbeiten könnten, sagte Stein.
Philologenverband BW fordert eine Entschuldigung bei Lehrkräften
Auch der Philologenverband in Baden-Württemberg begrüßt, dass das baden-württembergische Kultusministerium das umstrittene Plakat zum Lehrermangel abgeändert hat. Der Vorsitzende des Verbandes, Ralf Scholl, sagte, es stelle sich allerdings die Frage, warum das Plakat überhaupt so aufgehängt werden konnte und warum es mehr als eine Woche dauerte, bis die Landesregierung reagiert habe. Er forderte eine Entschuldigung bei den Lehrkräften, die sich von der Aussage auf dem Plakat verletzt gefühlt hätten.