Erst The Länd, dann the Chänce, jetzt also die Lährer. Auffallen um jeden Preis - darum geht es bei dieser Werbekampagne der Landesregierung. Aber der Zweck heiligt nicht jedes Mittel. Zumal hier ein billiges Klischee bedient wird. "Gelandet und gar keinen Bock auf Arbeit morgen? Mach, was Dir Spaß macht und werde Lehrer*in." So plakatiert am Flughafen mitten in den Sommerferien heißt das wohl nichts anders als: Das Schönste am Lehrerberuf sind die Ferien. Also nix wie Lehrer werden, dann hat man viel frei. Es soll tatsächlich Lehrer geben, die am letzten Schultag mit dem Wohnmobil vorfahren, um nach der Zeugnisausgabe sofort in den Urlaub zu starten. Aber das ist nicht die Regel.
Ministerium will Quereinsteiger ansprechen "Keinen Bock auf Arbeit morgen?" - Werbeaktion empört BW-Lehrer
Die BW-Landesregierung will mit einer Plakatkampagne mehr Lehrkräfte für die Schulen gewinnen. Lehrerverbände sprechen von "Niveaulosigkeit". Jetzt reagiert das Kultusministerium.
Alltag als Lehrer weit mehr als Ferien und "HURRAAA!"
Schulalltag heißt oft Krisenmanagement, wenn der Stundenplan mangels Reservekräften und Vertretungslehrern mal wieder nicht eingehalten werden kann und man den Eltern erklären muss, warum wieder so viel Unterricht ausfällt. Gleichzeitig müssen Lehrer versuchen, Kindern aus bildungsfernen Schichten die Schule schmackhaft zu machen und sie zum Lernen zu bringen. Was angesichts des Lehrermangels immer schwieriger wird. Jahrelang hat die Landesregierung in Baden-Württemberg zu wenig für die Nachwuchsgewinnung getan. Jetzt versucht sie es mit einem dualen Studium, aber nur in ausgewählten Fächern. Mit ganzen 60 Studienplätzen an drei Hochschulen. So wird man den Lehrermangel nicht beheben. Dafür sollen jetzt Quereinsteiger sorgen.
Mag schon sein, dass einige von ihnen auf die Kampagne reagieren und die Aussicht auf Ferien gut finden. Für die aktuellen Lehrer ist diese Kampagne jedoch kontraproduktiv. Weil sie nicht zur Motivation beiträgt, und die ist dringend nötig, um das Bildungswesen am Laufen zu halten. Das Kultusministerium muss sich schon vorher überlegen, was mit solchen scheinbar lustigen Aktionen ausgelöst werden kann. Wäre die Werbekampagne ein Schulaufsatz, würde drunter stehen: Thema verfehlt.