Bei 560 Stellen soll innerhalb der Werkzeugsparte Power Tools des Technologiekonzerns Bosch in Leinfelden-Echterdingen (Kreis Esslingen) der Rotstift angesetzt werden. Die Beschäftigten vor Ort sollen laut SWR-Informationen schockiert gewesen sein, als sie am Mittwoch die Nachricht erhielten. Denn die Geschäftsleitung habe dem Vernehmen nach eigentlich Große Pläne für den Standort gehabt und zuletzt deutlich Personal aufgebaut.
Grund: Wettbewerbsfähigkeit am globalen Markt
Thomas Donato, Vorsitzender des Bereichsvorstands von Bosch Power Tools, erklärt in einem Statement gegenüber dem SWR, man habe sich sehr viele Gedanken über diese Entscheidung gemacht - sie sei dem Unternehmen nicht leicht gefallen. Aber im globalen Markt, müsse man die Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig verbessern.
Aus Sicht der IG Metall beklage die Geschäftsleitung, dass zu hohe Kosten das Betriebsergebnis drückten. Tatsächlich habe Bosch Power Tools in den letzten Jahren Marktanteile in einzelnen Märkten verloren, so Max Czipf von der IG-Metall Esslingen. Deshalb wolle Bosch Power Tools jetzt schneller und effizienter werden, um besser auf den Markt und die Kunden reagieren zu können. "Menschen loszuwerden, von denen man in den letzten Jahren viele erst aus gutem Grund eingestellt hat, löst das Problem aber aus Sicht der IG Metall nicht", teilte die Gewerkschaft in einer Mitteilung mit, die dem SWR vorliegt. Gerade in der Corona-Pandemie, als die Branche der Elektrowerkzeughersteller von einer Sonderkonjunktur in den Baumärkten profitiert habe, sei man froh über jeden Mitarbeitenden gewesen. Dass es nun einen Abschwung gebe, sei abzusehen gewesen.
Stellenabbau vor allem bei Forschung und Entwicklung
Die Streichungen sollen vor allem in den Bereichen Forschung und Entwicklung, und der Verwaltung stattfinden. In der Produktion seien schon in den letzten Jahren drastisch Stellen abgebaut worden, sagte die IG Metall dem SWR.
Der Stellenabbau bei Bosch ist laut IG Metall kein Bekenntnis zum Industriestandort. Außerdem stört sich Czipf von der IG Metall daran, dass der Konzern seine Arbeitsfelder insbesondere nach China verlagere und sich dadurch "abhängiger" mache "von einem autokratischen Land". Das sei falsch, so Czipf. In einer Mitteilung riet die IG Metall des Weiteren der Geschäftsleitung, "einen langen Atem zu beweisen und das aufgebaute Know-how und Personal einzusetzen, anstatt abzubauen oder zu verlagern." Eine weitere Verlagerung von Know-how, insbesondere von Entwicklungskompetenz in sogenannte "Low-Cost-Länder" wie China, sei ein fatales Signal. Eine solche Entscheidung könne sich schon sehr bald rächen.
Jobs sollen ins günstigere Ausland verlagert werden
Es ist seitens Bosch die vierte Ankündigung dieser Art in kürzester Zeit. Der Konzern hatte seine Beschäftigten erst vor einer Woche darüber informiert, dass er weitere 500 Stellen abbaut. Konkret ging es dabei um die Sparte für elektronische Steuergeräte, also den Geschäftsbereich Mobility Electronics. Außerdem stehen darüber hinaus in den nächsten drei Jahren bei Bosch global 1.200 Arbeitsplätze auf dem Spiel, auch in Abstatt (Kreis Heilbronn) - davon 950 in Deutschland.
Einzelne Tätigkeiten sollen dem Konzern zufolge an kostengünstigeren Standorten im Ausland angesiedelt werden. Das soll den Angaben nach so sozialverträglich wie möglich gestaltet werden. Als Beispiele nannte eine Bosch-Sprecherin Altersteilzeit- und Vorruhestandsangebote sowie Abfindungsvereinbarungen und die Vermittlung an andere Standorte der Bosch-Gruppe. Zu den Plänen starten demnach nun Gespräche mit den Arbeitnehmervertretungen.
Autonomes Fahren läuft nicht wie erhofft Bosch plant Stellenabbau auch in Abstatt
Weil die Entwicklung beim autonomen Fahren stockt, will Bosch mehr Stellen abbauen als geplant. Laut "Handelsblatt" ist auch Abstatt betroffen.
Das macht Bosch Power Tools
Bosch Power Tools stellt unter anderem Elektrowerkzeuge, Gartengeräte, Messtechnik und Zubehör her. Zusammen mit den Haushaltsgeräten bildet die Sparte den Geschäftsbereich Consumer Goods, der 2022 rund 25 Prozent des gesamten Bosch-Umsatzes von etwas mehr als 88 Milliarden Euro ausmachte. Für die deutlich größere Autozuliefersparte wurden in den vergangenen Wochen mehrfach ähnliche Pläne bekannt. Dort will Bosch aktuell bis zu 3.200 Stellen streichen, unter anderem in der Antriebssparte sowie in Bereichen, die für Fahrzeugcomputer, Steuergeräte und die entsprechende Software zuständig sind.