Wenig Optimismus vor Treffen in Berlin

BW-Elternbeirat vor Bildungsgipfel: "Geld für die richtigen Dinge"

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Arne Wiechern

Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger will ab Dienstag mit einem Bildungsgipfel raus aus der Krise. Der baden-württembergische Landeselternbeirat ist skeptisch, ob das der große Wurf wird.

Das deutsche Bildungssystem steckt in einer tiefen Krise - das hat Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) gesagt. Auf einem Gipfel in Berlin soll auf ihre Einladung hin über Wege aus der Krise debattiert werden. Wie es mit der Bildung aus Elternsicht weitergehen sollte, erklärt Michael Mittelstaedt im SWR - er ist Vorsitzender des Landeselternbeirates in Baden-Württemberg.

SWR: SPD-Chefin Saskia Esken fordert ein Sondervermögen für die Bildung in Höhe von 100 Milliarden Euro. Wäre das ein richtiger Schritt oder nur ein Tropfen auf den heißen Stein?

Michael Mittelstaedt: Das ist sicherlich ein richtiger Schritt. Man muss aber vorher ganz klar definieren, wohin das Geld fließen soll. Sonst passiert das, was immer bei Starkregen passiert: Das Wasser - beziehungsweise das Geld - versickert und die Pflanzen verdorren trotzdem.

Zuständigkeitsproblem: "Man schiebt Verantwortung hin und her"

SWR: Besonders bei der Digitalisierung an Schulen braucht es ja mehr Tempo. Stark-Watzinger sprach am Sonntag auch die maroden Schulgebäude an: Ist das eine treffende Analyse oder würden Sie sagen, da müssen wir eigentlich noch viel, viel weiter gehen?

Mittelstaedt: Es ist schon ein guter Ansatz, aber man muss tatsächlich weitergehen. Man hat es auch auf dem Bildungskongress Didacta gesehen: Das große Problem ist dieses Pingpong der Zuständigkeiten. Man schiebt die Verantwortung hin und her. Der pädagogische Bereich liegt in Händen des Kultusministeriums, umsetzen sollen es die Kommunen vor Ort. Letztendlich bekommen jetzt die Kreise, die Aufgabe für den Ganztag 2026 - und das passt alles einfach nicht zusammen.

SWR: Stark-Watzinger sagte nun: Einfach immer weiter Geld ausgeben, das könne so nicht funktionieren. Der Bund könne nicht immer weiterhelfen. Worauf soll es dann also hinauslaufen? Geld ausgeben, ohne Geld auszugeben?

Mittelstaedt: Nein, ohne Geld wird es gar nicht funktionieren. Das Geld muss aber an der richtigen Stelle ankommen. Chancengleichheit bedeutet da auch, dass die Kommunen, die letztlich die Schule in der Infrastruktur gestalten, auch die entsprechenden Mittel zur Verfügung gestellt bekommen und die Mittel nicht irgendwo anders versiegen.

SWR: Wäre es vielleicht insgesamt besser, die Zuständigkeiten stärker zusammenzufassen, vielleicht die Bildungsfragen grundsätzlich mehr auf Bundesebene zu regeln?

Mittelstaedt: Ich denke, da liegen die Bildungssysteme in den Bundesländern einfach zu weit auseinander. Man versucht ja beim Abitur leidlich irgendwas zusammenzufassen und zu vereinheitlichen. Aber das funktioniert offensichtlich nicht. Und dann so einen großen Schritt zu gehen und gleich die Bildungssystem der Länder irgendwo vereinheitlichen zu wollen - ich denke, das endet in einer Katastrophe.

Wir stehen da ja in Baden-Württemberg auch nicht wirklich schlecht da. Man müsste das Ganze nur mal ein bisschen gerade ziehen. Also die Verantwortlichkeiten etwas mehr in eine Hand legen, die Kommunen besser finanziell ausstatten und dann auch schauen, dass das Geld dort tatsächlich für die richtigen Dinge eingesetzt wird. Mindeststandards festlegen und dann auch schauen, dass diese Mindeststandards einen gewissen Qualitätsanspruch erfüllen. Da ist man jetzt auch in vielen Themen wieder zurückgerudert, weil man diesen Qualitätsgedanken personell schon kaum noch erfüllen kann.

"Ich glaube kaum, dass die Probleme auf dem Bildungsgipfel gelöst werden können. Zumindest nicht mit der Vorbereitung, die man da reingesteckt hat - oder eben nicht reingesteckt hat."

SWR: Nun findet ab Dienstag der Bildungsgipfel statt. Glauben Sie, dass das wirklich ein bahnbrechender Fortschritt sein wird, der dabei rauskommt?

Mittelstaedt: Also in Anbetracht der Tatsache, dass sich alle am Prozess Beteiligten einig sind, dass das große Problem der Lehrkräftemangel ist, kann es da wohl kaum zu einer Lösung kommen - weil die Frage, wo sollen die Lehrkräfte herkommen, ungeklärt ist.

Das Thema Ganztagsschule ist das nächste Riesending, was 2026 auf uns zukommt. Da ist auch noch fast nichts geklärt. IQB-Bildungstrend - wie soll es nachhaltig gelöst werden, dass wir da besser dastehen? Unser Ministerpräsident hat es gesagt: Nicht das Gymnasium macht uns die größten Sorgen, sondern die Grundschulen, wo viele Schüler Schwierigkeiten bei den Basiskompetenzen haben. Das sind Dinge - ich glaube kaum, dass die dort gelöst werden können. Zumindest nicht mit der Vorbereitung, die man da reingesteckt hat - oder eben nicht reingesteckt hat.

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