Die Regierungspräsidien in Baden-Württemberg haben mehr als 2.700 Stellen für Lehrerinnen und Lehrer ausgeschrieben. Die Bewerbungsfrist laufe bis Sonntag, den 3. März, teilte das Kultusministerium am Montag in Stuttgart mit. Auf einem Bewerberportal sind die Stellen veröffentlicht und Bewerbungen möglich.
Ein Teil der Stellen sei auch für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger ohne Lehramtsstudium zugänglich, so das Ministerium. Aktuell seien für den Direkteinstieg etwa 900 Stellen geöffnet. Quereinsteiger könnten eingestellt werden, wenn sich keine ausgebildete Lehrkraft auf die Stelle bewerbe. Die besten Chancen bestünden deswegen bei Stellen in "Engpassregionen" wie im ländlichen Raum oder im Großraum Stuttgart, hieß es.
Mehr Möglichkeiten für Quereinstieg
Wie Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) sagte, öffnet ihr Ministerium den Direkteinstieg von Menschen ohne Lehramtsstudium weiter. So ist ab April laut Kultusministerium der Direkteinstieg auch am Gymnasium möglich, und zwar in den Fächern Mathematik, Physik, Chemie, Biologie, Informatik und Bildende Kunst. Auch hier gilt, dass Seiteneinsteiger nur auf eine Stelle eingestellt werden, für die es keinen Bewerber mit Lehrerausbildung gibt.
"Auf diese Weise können im Gymnasialbereich vielleicht 20, 30 Seiteneinsteiger in den Engpassfächern eingestellt werden", kommentierte Ralf Scholl, der Landesvorsitzende des Philologenverbandes Baden-Württemberg. "Wenn von diesen Seiteneinsteigern dann circa die Hälfte die drei ersten harten Jahre durchhält, zeigt das, wie begrenzt die Möglichkeiten sind, mit Seiteneinsteigern die Unterrichtsversorgung im Land zu verbessern." Gleichwohl sei jeder fachlich qualifizierte Seiteneinsteiger, "der gut mit Kindern und Jugendlichen zurecht kommt", ein Gewinn für die Schüler und die Schule.
Unterrichten auf Umwegen Lehrermangel in BW: So schlägt sich ein Direkteinsteiger
An Schulen in Baden-Württemberg fehlen Lehrkräfte. Direkteinsteiger wie Donat Brender sollen die Lücken schließen. Er ist einer der ersten, der an einer Grundschule unterrichtet.
Land muss für das kommende Schuljahr 5.100 Stellen besetzen
Beim Direkteinstieg erhalten Bewerberinnen und Bewerber zwei Jahre lang eine pädagogische Qualifizierung. Nach einem Bewährungsjahr könnten sie anschließend unbefristet angestellt oder verbeamtet werden, so das Kultusministerium. Ebenfalls geöffnet werde der Direkteinstieg als wissenschaftliche Lehrkraft für Sonderpädagogik.
Die erste Einstellungsrunde für das kommende Schuljahr war im November 2023, dabei wurden rund 1.000 Lehrkräfte eingestellt. Insgesamt stehen laut Kultusministerium für das Schuljahr 2024/2025 rund 5.100 Stellen zur Besetzung an. Im vorigen Schuljahr seien es etwa 5.500 Stellen gewesen.
Neue Werbekampagne für den Lehrberuf
Lehrermangel ist im Land schon seit Langem Thema. Dem will die Landesregierung mit Programmen für Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger begegnen. Kürzlich hat das Kultusministerium eine neue Werbekampagne gestartet, um Quereinsteiger für den Lehrberuf zu gewinnen. Der Slogan einer ersten Kampagne war im vergangenen Sommer in die Kritik geraten. Zudem fehlen Lehrerinnen und Lehrer, die eine Schule leiten wollen: An den 3.820 öffentlichen Schulen in Baden-Württemberg sind 259 Rektorstellen frei, es gab aber nur 213 Bewerbungen.
Vergangene Woche fand in Stuttgart ein erstes parteiübergreifendes Gespräch statt, um über eine gemeinsam getragene Bildungsreform in Baden-Württemberg zu sprechen. Zu der Diskussion über eine Bildungsallianz hatte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) die Fraktionsvorsitzenden von Grünen, CDU, SPD und FDP eingeladen, nicht aber den Chef der AfD-Fraktion.