Film und Theater, das war die Welt des jungen Ludwig Franz Hirtreiter, später in aller Munde als Sänger und Entertainer Rex Gildo. Schauspieler wollte er werden, einer der spielen, singen und tanzen kann. Die Managerin Ada Tschechowa wurde auf den jungen Mann aufmerksam, verpasste ihm den Künstlernamen "Alexander Gildo" und verhalf ihm zu seinem ersten Filmauftritt.
Start zum Star: Hauptrolle im Film mit Conny Froboess
Ein Jahr später sah man ihn bereits in seiner ersten Hauptrolle neben Conny Froboess in dem Streifen "Hula-Hopp, Conny". In diese Zeit fällt auch der Beginn seiner musikalischen Laufbahn. "Der stille Draufgänger", wie er von der Filmpresse genannt wurde, pflegte während der Dreharbeiten immer vor sich hin zu singen. Dies blieb nicht unbemerkt und er erhielt eine Einladung zum Schlagerpapst Kurt Feltz zum Vorsingen.
"Können Sie nicht stottern?"
"Können Sie nicht ein bisschen stottern?" Dieser Gesangsstil à la Elvis Presley oder Paul Anka war damals groß in Mode. Er konnte und bald stand seine erste Schallplatte "Caféteria Santa Lucia" in den Geschäften – ein Flop. Das Gesangstalent war nun auch dem Produzenten Nils Nobach aufgefallen. Er suchte für die Plattenfirma Electrola nach einem Sänger für das Teenager-Publikum und nahm ihn unter Vertrag. Damit schlug die Geburtsstunde von "Rex Gildo". Bereits Anfang 1960 erreichte er mit "Sieben Wochen nach Bombay" die Hitparaden.
Rex Gildo auf der Musicalbühne
Bei einem Casting für die deutsche Erstaufführung des Musicals "My fair lady" schlug er 1961 über 100 Bewerber aus dem Rennen. Er war stolz darauf, zur Premierenbesetzung zu gehören. 110-mal stand er als Freddy im Berliner "Theater des Westens" auf der Bühne. Auch die Schallplattenaufnahme wurde der Renner – das Album stand insgesamt 22 Wochen lang auf Platz 1 der Verkaufscharts und Rex Gildo erhielt hierfür die seltene Auszeichnung der "Diamantenen Schallplatte".
"Sexy Rexy" und Gitte - das Traumpaar des Schlagers
In den 1960er Jahren lieferte "Sexy Rexy" Hit auf Hit, darunter auch einige erfolgreiche Duette mit der Dänin Gitte Haenning. Sie avancierten zum "Traumpaar des deutschen Schlagers" und bescherten der Plattenindustrie zwei Jahre lang gewaltige Umsätze und der Regenbogenpresse manche – mitunter frei erfundene – Story.
"Fiesta Mexicana" wird zum Segen und Fluch zugleich
1972 erdachten Schlager-Hitgarant Ralph Siegel und Michael Holm den Titel "Fiesta Mexicana", der für Rex Gildo Segen und Fluch zugleich bedeutete: "Ich könnte das Lied niemals weglassen. Egal, ob bei einem Filmball oder im Festzelt – spätestens nach dem fünften oder sechsten Lied wird aus dem Publikum 'Hossa' geschrien. Das gehört einfach dazu." Auch in Spanien und Mexico erklomm der Kultsong die Hitparaden.
"Nicht ein einziges Mal schlecht gelaunt"
Die Branche schätzte ihn nicht nur als vielseitigen Künstler, sondern auch als harten und disziplinierten Arbeiter. Der gebürtige Straubinger hielt sich stets an die Devise "Die leichte Kunst ist die schwerste". 1974 wählten ihn Deutschlands Show-Journalisten zu ihrem Favoriten. Dafür wurde er mit der "Rose", dem "Sympathiepreis der deutschen Presse", ausgezeichnet. "Mehr als hundertmal habe ich ihn getroffen, aber ich habe nicht ein einziges Mal erlebt, dass er schlecht gelaunt war. Extrem höflich und freundlich im Umgang - ein Gentleman", berichtete der Starfotograf Didi Zill.
Sein adrettes Auftreten und sein jungenhafter Charme machten ihn zum Publikumsliebling bei allen Altersgruppen und in allen Gesellschaftsschichten. In seiner über vier Jahrzehnte andauernden Karriere hat er fast 40 Millionen Tonträger verkauft, ist in mehr als 600 TV-Sendungen aufgetreten und absolvierte über 5.000 Live-Auftritte.
Ab Mitte der 1980er Jahre wurde es ruhiger um ihn und er konnte mit seinen neuen Liedern an die alten Erfolge nicht mehr anknüpfen. Er trat weiterhin live auf, mitunter in Möbelhäusern, und blieb nach außen immer der jugendliche Strahlemann. Er wurde im Laufe der Zeit zur Marionette seiner selbst. Die Autorin Ulrike Bremer schrieb zu ihrem Film "Legenden - Rex Gildo" treffend: "Am Ende konnte er nicht mehr anders, als mit Perücke und viel Make-up den ewig jungen Beau zu geben, den Frauenschwarm, den 'Sexy Rexy' - auch noch mit 63 Jahren."
Unter Schminke und Toupet: Was verbarg sich hinter der Fassade?
Gerüchte über Alkohol- und Tablettensucht gingen durch die Presse und die Medien stürzten sich auf vermeintliche Ungereimtheiten in seiner Biografie, manches vom Künstler selbst frei erfunden. All dies brachte sein integeres Erscheinungsbild ins Wanken brachten. Was war Dichtung, was Wahrheit? Welcher Mensch verbarg sich wirklich hinter der schönen Fassade? Fragen, die für immer unbeantwortet bleiben, denn am 26. Oktober 1999 verstarb er in München an den Folgen eines Fenstersturzes. Die Staatsanwaltschaft ging von Selbstmord aus.
Die Biografie von Rex Gildo als Film
"Der letzte Tanz" – unter diesem Titel verfilmte der Regisseur Rosa von Praunheim 2022 das Leben von Rex Gildo. Das Drehbuch erzählte von dem Spagat zwischen der heilen Schlagerwelt und seiner langjährigen Beziehung zu seinem Manager und "väterlichen Freund" Fred Miekley, nach dessen Tod das Leben von Rex Gildo aus den Fugen geriet. Dem damaligen Geist der Gesellschaft war es geschuldet, dass er seine sexuelle Orientierung nicht leben durfte und, um den Schein zu wahren, er sogar eine Ehe mit seiner Cousine Marion einging.
Das war Rex Gildo | |
Geboren | 2. Juli 1936 in Straubing |
Gestorben | 26. Oktober 1999 in München |
Bürgerlicher Name | Ludwig Franz Hirtreiter |
Theaterdebüt | 1956 in "Peterchens Mondfahrt" an den Münchener Kammerspielen |
Filmdebüt | 1957 in "Immer, wenn der Tag beginnt" |
Hits | Speedy Gonzales (1962) Vom Stadtpark die Laternen (zusammen mit Gitte, 1963) Fiesta Mexicana (1972) Wenn ich je Deine Liebe verlier (1981) |
Fernsehen (Auswahl) | Gestatten, Rex Gildo (1981) Fiesta Rexicana (1993) |
Auszeichnungen (Auswahl) | "Bravo-Otto" in Bronze (1961, 1963, 1964 und 1966) "Stadtsiegel der Stadt Salzburg" als Leitbild für die Jugend (1973) "Goldene Stimmgabel" (1982, 1993, 1994 und 1999) |