Wenn die kleine Cornelia auf dem Stuhl ein paar Lieder trällert
Komponist Gerhard Froboess hatte einen neuen Schlager geschrieben: "Pack’ die Badehose ein". Er brachte die Noten in Begleitung seiner kleinen Tochter Conny zu Hans Carste, dem damaligen Sendeleiter beim RIAS Berlin. Dieser schenkte dem Mädchen eine Tafel Schokolade. Als Dank sollte sie ihm ein Lied singen. Das fand Carste so entzückend, dass er sie in eine der nächsten Quizveranstaltungen im Rundfunk einlud.
Wenig später war die kleine Cornelia in "Mach’ mit", einer Sendung mit Hans Rosenthal als Quizmaster, zu Gast. Um ans Mikrofon zu gelangen, musste sie auf einen Stuhl klettern. Dann trällerte die kleine Cornelia unbekümmert zwei Lieder: "O, diese Göre" und "Pack’ die Badehose ein".
"Herr Froboess, warum haben Sie uns Ihre Tochter verschwiegen?"
Am anderen Tag war das siebenjährige Mädchen Gesprächsthema in ganz Berlin. Die Schallplattenfirma Electrola meldete sich prompt beim Papa: "Herr Froboess das geht ja nicht, warum haben Sie uns Ihre Tochter verschwiegen?" Das Lied von der Badehose existierte seinerzeit bereits in einer Fassung mit den Schöneberger Sängerknaben und nun wollte die Plattenfirma partout eine Neuaufnahme – zusammen mit der kleinen Conny. 1951 war es dann soweit.
Das Lied wurde ein Riesenerfolg – und für Cornelia Froboess war die Kinderzeit vorüber.
Conny Froboess avanciert zum Teenageridol
Mitte der 1950er Jahre fühlte sich die heranwachsende Conny in ihrer Rolle zunehmend unwohl, denn die Kinderlieder passten nicht mehr zu ihr. Der Produzent Nils Nobach kam zur rechten Zeit. Er schlug Gerhard Froboess vor, dass seine Tochter den Paul Anka-Hit "Diana" in deutscher Sprache singen sollte. Damit gelang ein grandioser Neustart und die Platte erreichte 1958 Platz 2 in den Charts. Aus der "kleinen Cornelia" war das Teenager-Idol Conny geworden – modern, unternehmungslustig und voller Tempo.
An der Seite von Rex Gildo und Peter Kraus ein Filmstar
Ihre Hits kamen Schlag auf Schlag. Sie konnte sehr bald auch im Rahmen einer ganzen Reihe von Schlagerfilmen präsentieren. Denn darauf hatte die Branche gewartet: ein hübsches, junges Mädchen, das singen und tanzen kann, das "Pep" hat und bis in die Fingerspitzen voller Musik steckt. So etwas wollte das Publikum auf der Leinwand sehen. An ihrer Seite spielten beliebte Stars der Zeit, wie beispielsweise Fred Bertelmann oder Rex Gildo. Geradezu sensationell war es, die beiden Teenager-Idole Conny Froboess und Peter Kraus gemeinsam filmen und singen zu lassen.
"Wenn die Conny mit dem Peter"
1958 entstand "Wenn die Conny mit dem Peter". Zwei Jahre später folgte "Conny und Peter machen Musik". Obwohl sie lediglich in zwei Filmen zusammen vor der Kamera standen, sind sie noch bis heute vielen als eine Art "Teenager-Traumpaar" in Erinnerung. Die gemeinsamen Filmauftritte ließen sich ohne Komplikationen arrangieren. Die Duettaufnahmen allerdings brachten ein Problem mit sich: Die Künstler standen bei verschiedenen Plattenfirmen unter Vertrag und diese wurden sich nicht einig. So mussten ihre gemeinsamen Filmschlager von Conny Froboess mit Will Brandes und von Peter Kraus mit Micky Main aufgenommen werden.
Mit "Zwei kleine Italiener" zum Grand Prix nach Luxemburg
Der größte Schallplattenerfolg gelang Conny Froboess 1962 mit "Zwei kleine Italiener". Der Schlager aus der Feder von Christian Bruhn siegte nicht nur bei den "Deutschen Schlagerfestspielen" in Baden-Baden. Er führte sie zudem nach Luxemburg zum "Grand Prix d’Eurovision de la Chanson", um damit die deutsche Flagge zu vertreten. Dort belegte Cornelia einen respektablen 6. Platz. Hierzulande gelang ihr ein Nummer-1-Erfolg und die Single fand über eine Million Käufer.
Der endgültige Abschied vom Schlager
Die Zeit blieb nicht stehen und auch Conny Froboess entwickelte sich weiter. Auf dem Höhepunkt ihrer Plattenerfolge beschloss sie, das Fach zu wechseln. Der Wandel vollzog sich jedoch nicht abrupt, sie blieb beim breiten Publikum mit Schallplattenveröffentlichungen zunächst weiterhin präsent. Der endgültige Abschied vom Schlager folgte 1967 und fortan widmete sie sich nur noch ihren Aufgaben als Schauspielerin, denen sie bereits seit einigen Jahren den Vorzug gegeben hatte. Gesungen hat sie trotzdem gelegentlich, in Kabarett- und Kleinkunstprogrammen und auf der Bühne, aber nie mehr für die Schallplatte.
Cornelia Froboess setzt Maßstäbe auf der Theaterbühne
Auch im Film- und Theaterfach setzte Cornelia Froboess Maßstäbe. Zahlreiche renommierte Auszeichnungen belegen das. Über Jahrzehnte war sie Mitglied der Münchner Kammerspiele bevor sie an das Bayerische Staatsschauspiel wechselte. Sie gastierte zudem in Wien, Hamburg und Berlin und stand beispielsweise als "Maria Stuart", "Mutter Courage" oder "Minna von Barnhelm" auf den Theaterbrettern.
Zudem war sie in zahlreichen Film- und Fernsehrollen zu sehen. Sie drehte unter der Regie von Jean Renoir oder Rainer Werner Fassbinder und war in jüngerer Zeit im Fernsehen als Gestütsbesitzerin Maria Kaltenbach in der "Ostwind" -Reihe zu sehen.
Immer eine leidenschaftliche Sammlerin geblieben
Eines hat sich im Laufe der vielen Jahre nicht geändert: ihre Sammelleidenschaft von Büromaterialien. Im Interview mit SWR4 erinnerte sie sich schmunzelnd an eine Gastspielreise nach Tokio.
Sie kaufte so viel ein, dass sie die erstandenen Blöcke und Papiere bei der Rückreise auf die Koffer ihrer Kollegen aufteilen musste, um alles nach Hause schaffen zu können. Wer vermutet, dass sie exzessive Schreiberin ist und alles benutzt, irrt. Sie stapelt es zu Hause, freut sich daran und beschenkt damit gute Freunde.
Cornelia Froboess im Steckbrief
Geboren: | 28. Oktober 1943 in Wriezen |
Familie: | Ehemann Hellmuth Matiasek (Heirat 1967, 2022 verstorben) Tochter Agnes (geboren 1968) und Sohn Kaspar (geboren 1970) |
Hits (Auswahl) | "Lieber Gott, lass‘ die Sonne wieder scheinen" (1953) "I love you Baby" (1959) "Midi-Midinette" (1961) "Lady Sunshine und Mister Moon" (1962) "Drei Musketiere" (1963) |
Filme (Auswahl) | "Der lachende Vagabund" (1958, mit Fred Bertelmann) "Hula-Hopp, Conny" (1959, mit Rex Gildo und Harald Juhnke) "Mariandl’s Heimkehr" (1962, mit Hans Moser und Peter Weck) "Der Musterknabe" (1963, mit Peter Alexander) "Rheinsberg" (1967, mit Christian Wolff) "Die Sehnsucht der Veronika Voss"(1982, mit Rosel Zech) |
Sprecherin: | Mehrere Hörspiele und Tätigkeit als Synchronsprecherin, wie die "Löwin Zira" in "Der König der Löwen 2 – Simbas Königreich" Erzählerin in "Peter und der Wolf" von Sergei Prokofjew |
Auszeichnungen (Auswahl) | Silberner und Bronzener Löwe von Radio Luxemburg (1959) Mehrfach „Bravo-Otto“ (1960-64) "Goldener Hund" der Plattenfirma Electrola für "Zwei kleine Italiener" Ernst-Lubitsch-Preis (1968) Goldene Kamera (1969) Goldener Bildschirm (1976) Bundesverdienstkreuz am Bande (1987) Bayerischer Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst (2005) Bayerische Kammerschauspielerin (2018) Deutscher Schauspielpreis (Ehrenpreis für ihr Lebenswerk) (2021) |