Eine Harmonika für den jungen Hans Blum
Ein misslungenes Weihnachtsgeschenk war schuld daran, weshalb Hans Blum Musiker wurde: Ein herrliche Dampfmaschine mit allen Finessen lag für den kleinen Buben unter dem Tannenbaum. Weitaus interessanter war allerdings das Geschenk, das der Gabentisch für seinen Bruder bereit hielt – eine kleine Ziehharmonika. Die beiden tauschten die Geschenke und schnell spielte der kleine Hans fehlerfrei und ohne Noten Weihnachtslieder. Den Eltern entging dieses Talent nicht und so schenkten sie ihrem Sohn von Jahr zu Jahr ein größeres Instrument.
Auch im Krieg schreibt Hans Blum Songs
Am Ende der Schulzeit waren die Traumberufe wie Lokomotivführer oder Techniker Schnee von gestern, denn er hatte nur den einen Wunsch, Musiker zu werden. Seine musikalische Ausbildung war grundsolide – er besuchte die Musikschule, lernte Kontrabass, Tuba und Klavier spielen, studierte Instrumentation und Harmonielehre. Nach der Abschlussprüfung wurde er zum Militär eingezogen und geriet in Kriegsgefangenschaft. Selbst dort blieb er der Musik treu, stellte einen Lagerchor zusammen und schrieb auf alle möglichen Papierschnipseln ganze Partituren von Chorwerken aus dem Gedächtnis nieder.
Hans Blum wird zum Bassist
Als Hans Blum heimkehrte, traf er seinen früheren Musiklehrer wieder. Dieser hatte einen Kontrabass über die Kriegstage hinweg gerettet und schenkte dieses Instrument nun seinem ehemaligen Schüler. Ein Glücksfall, denn der Lebensunterhalt musste bestritten werden:
Bislang hatte sich Hans Blum nur der klassischen Musik gewidmet, doch die Nachkriegszeit verhalf ihm zum Zugang zur leichten Muse. Als Bassist wurde er für eine kleine Kapelle engagiert, die für die amerikanischen Besatzer Swingmusik spielte.
Gesangsversuche im Quintett
Der Sänger Hans Blum trat 1948 erstmals in Erscheinung. Nicht als Solist, sondern als Ensemble-Mitglied des "Geller-Quintetts". Kurz zuvor hatte er ein Damen-Gesangsterzett kennengelernt, das einen Bassisten suchte, der auch singen konnte. Obwohl er bis dahin nur im Schul- bzw. Lagerchor mitgesungen hatte, nahm er das Angebot an. Der spätere "Truck Stop"-Produzent Joe Menke kam hinzu und komplettierte das Ensemble. Drei Jahre später ging die Gruppe durch die Heirat der weiblichen Mitglieder auseinander und Hans Blum gründete das "Hansen-Quartett".
Mit einem Quartett in rosige Zeiten
Die Urbesetzung des "Hansen-Quartett" bestand aus Joe Menke und den Schwestern Ingetraut und Ursula Maschke, die Blum bereits 1950 bei den ersten Fernseh-Versuchssendungen in Hamburg kennengelernt hatte. Zahlreiche Aufnahmen – unter anderem auch mit Erwin Lehn und seinem Südfunk-Tanzorchester – entstanden und wurden zu Erfolgsplatten. Das "Hansen-Quartett" sang sich schnell in die Herzen aller Schlagerfreunde und auch "innerbetrieblich" waren Herzensangelegenheiten im Spiel.
Ingetraut Maschke und Hans Blum traten 1956 vor den Traualtar und schlossen den Bund fürs Leben. Damit waren für ihn nicht nur im Musikgeschäft rosige Zeiten angebrochen.
Wie aus Hans Blum Henry Valentino wurde
Seinen ersten Hit unter dem Pseudonym Henry Valentino landete er mit "Ich hab' dein Knie geseh'n". Für viele Stars wie Siw Malmkvist ("Primaballerina"), Howard Carpendale ("Das schöne Mädchen von Seite eins") oder Wencke Myhre ("Beiss nicht gleich in jeden Apfel") war er als Songschreiber erfolgreich. Er schrieb auch den Song "Im Wagen vor mir". Weil seine Künstler den Song zu albern fanden, sang er ihn 1977 selbst unter dem Pseudonym Henry Valentino mit der Sängerin Uschi. Es wurde sein größter Hit und zum absoluten Kultschlager.
Friedlich eingeschlafen
Am 15. März 2024 ist er im Alter von 95 Jahren in Ovrath bei Köln gestorben. "Ein langes, von Glück und beeindruckender Schaffenskraft geprägtes Leben ist zu Ende gegangen", erklärte seine Familie. Valentino alias Blum sei zu Hause so gestorben, "wie er es sich gewünscht" habe: "nachts und ganz friedlich."
Hans Blum – der Steckbrief
Leben | geboren am 23. Mai 1928 in Hannover, gestorben am 15. März 2024 in Overath. |
Familie | Hans Blum lebte in Overath bei Köln. Seine Ehefrau Ingetraud Maschke, mit der er über 64 Jahre verheiratet war, verstarb am 23. Oktober 2020. |
Wettbewerbe | Blum nahm vier Mal als Komponist beim Eurovision Song Contest teil, drei Mal konnte er die Deutschen Schlagerfestspiele gewinnen. |
Kurios | Für den Fußballverein MSV Duisburg schrieb Blum 1964 die Hymne "Zebrastreifen weiß und blau..." |