Karrierestart mit Schlagern für Wencke Myhre und andere Stars
Erstmals einen Namen im Musikgeschäft machte sich der gebürtige Westfale Anfang der 1970er Jahre. Auf Gunter Gabriels Konto gehen einige Kultschlager, die bis heute zu hören sind: "Ein Sonntag im Bett" mit Wencke Myhre ebenso wie "Wenn Du denkst, Du denkst, dann denkst Du nur, Du denkst" mit Juliane Werding oder "Ich trink‘ auf Dein Wohl, Marie" mit Frank Zander.
Erster Erfolg mit "Freiheit ist ein Abenteuer"
Bis Gunter Gabriel selbst sich als Sänger etablieren konnte, startete er mehrere erfolglose Versuche mit Singles - unter anderem mit seinem Debüt "Wenn die Rosen blüh'n in Georgia". Dabei handelte es sich um die deutsche Cover-Version von "It’s a long, long way to Georgia" von Ralph Siegel, der damit in Amerika erfolgreich war. 1973 kam endlich der ersehnte erste kleine Durchbruch mit dem Song "Freiheit ist ein Abenteuer".
Erster Top-Ten-Hit mit "Hey Boss, ich brauch mehr Geld"
Aus Gabriels erstem Album "Gesucht" wurden einige Titel als Singles ausgekoppelt. Beispielsweise schaffte er sein Debüt in der ZDF-Hitparade mit "Ich werd' gesucht". "Er ist ein Kerl", das Lied vom 30-Tonner-Diesel, wurde zum erklärten Lieblingslied aller Fernfahrer. Der Newcomer erregte Aufmerksamkeit. Das Nachrichtenmagazin "Spiegel" bescheinigte ihm, dass es möglich ist, in deutschen Schlagertexten realistische Geschichten zu erzählen. "Hey Boss, ich brauch' mehr Geld" bescherte ihm 1974 den ersten Top-Ten-Hit.
Elvis Presley war sein Vorbild
Schlager schön und gut - aber eigentlich wollte Gunter Gabriel ja in eine ganz andere Musikrichtung. Anfangs hatten es ihm besonders Elvis Presley und sein Rock 'n' Roll angetan.
Sein Traum Musiker zu werden war für den jungen Gunter schwierig. Seine Mutter starb, als er noch ein kleines Kind war und der Vater war gewalttätig. Als er zuhause rausflog, versuchte er sich als Maschinenschlosser und an einem Maschinenbaustudium. In der Folge blieb er rastlos und trampte mit seiner Gitarre durch halb Europa. Wenn das Geld ausging, nahm er alle möglichen Jobs an - vom Gärtner bis zum Kanalarbeiter oder LKW-Fahrer.
Die Musik war die Konstante in seinem Leben
Auch nachdem er seine Freundin Gabriele geheiratet hatte und 1966 Tochter Yvonne zur Welt kam, blieb sein Leben turbulent. Die einzige Konstante war die Musik, der er regelmäßig nachging. Er nutzte sämtliche sich ihm bietenden Möglichkeiten, um aufzutreten. Seine Frau arbeitete bei einer kleinen Plattenfirma und gelegentlich nahm sie ihren Mann zu Firmenveranstaltungen mit. In dieser Zeit lernte er Fred Weyrich, den Entdecker und Produzenten von Künstler*innen wie Alexandra, kennen.
Mit seinen Liedern ganz nah an den Leuten
Gunter Gabriel war mit seinen Songs ganz nah an den kleinen Leuten und wollte etwas bewegen: "Ich habe das Lied 'Mit dem Hammer in der Hand' aus tiefer Überzeugung geschrieben. Viele haben an ihm herumgemäkelt und darin eindeutig tendenziöse Dinge gesehen. Aber je mehr man kritisierte, desto fester war mein Entschluss, dieses Lied zu singen, denn der 'Hammer' war längst fällig. Für mich ist er ein Sinnbild für Gut und Böse. Mit ihm kann man aufbauen oder zerstören." Daraufhin kamen die Hits in Serie - wie beispielsweise "Komm unter meine Decke" oder "Willy Klein, der Fernsehmann".
Gunter Gabriel mit hohen Schulden
Im Laufe der 1980er Jahre war seine beste Zeit vorüber. Die Plattenumsätze waren rückläufig und neben der künstlerischen Flaute bahnte sich auch privat eine Katastrophe an. Sein Millionenvermögen ging durch Fehlinvestitionen flöten. In finanziellen Fragen hatte er kein Gespür, so dass er dies vertrauensvoll in fremde Hände legte - mit fatalen Folgen. Gunter Gabriel war nicht nur pleite, sondern sah sich mit einem hohen Schuldenberg konfrontiert.
Der Countrystar lebte auf dem Schrottplatz
1986 hatte er seinen absoluten Tiefpunkt erreicht. Die Presse berichtete von diversen Abstürzen und Alkoholexzessen. Er galt als Raubein, Motzer und Trinker. Die Einzigen, die sich für ihn damals interessierten, waren das Finanzamt und die Gläubiger. Er verkroch sich auf die Autobahn und lebte jahrelang in einem Wohnwagen, zeitweise sogar auf einem Autoschrottplatz in Hildesheim.
Im Hausboot zu neuer Freiheit
Erst Mitte der 1990er Jahre bekam Gabriel wieder die Kurve. Er kaufte sich ein rund 400 qm großes Hausboot, in dem er lange Zeit auf der Elbe lebte und das wie ein vollständiges Haus eingerichtet war. Sogar ein beleuchteter Whirlpool gehörte zur Ausstattung. Platz fanden zudem viele Platten, CDs und vor allem Bücher, die für ihn Leidenschaft und Lebenselixier zugleich bedeuteten.
Ein Versprechen für Johnny Cash
Schon frühzeitig hatte Gunter Gabriel begonnen, Lieder von Johnny Cash zu interpretieren und weckte dadurch die Aufmerksamkeit des US-amerikanischen Countrystars.
Die Sänger lernten sich kennen und es entstand eine jahrzehntelange Freundschaft. 2003 nahm Gabriel mit Zustimmung des Altmeisters in Cashs Privatstudio das "Tennessee Projekt" auf - 18 Johnny Cash-Titel in deutscher Sprache. Wenige Tage nach diesen Aufnahmen verstarb Johnny Cash und Gunter Gabriel gab ein Versprechen ab: "Cash lebt in seinen Songs weiter und ich werde dabei behilflich sein."
Konzerte in deutschen Wohnzimmern
Zum Ende seiner Karriere hat Gunter Gabriel noch ein völlig neues Kapitel aufgeschlagen: Seine "Konzerte in deutschen Wohnzimmern" wurden ein durchschlagender Erfolg. Auslöser hierfür war sein Eingeständnis, viele Schulden zu haben. Das brachte ihn auf die Idee, für 1.000 Euro für jedermann aufzutreten, der ihn buchen wollte und dadurch irgendwann schuldenfrei zu sein.
Die Erlebnisse fand er so großartig, dass er den Entschluss fasste, diese Wohnzimmertour bis an sein Lebensende fortzusetzen. Das Ende kam unerwartet: An seinem 75. Geburtstag erlitt er einen schweren Treppensturz, an dessen Folgen er kurze Zeit später verstarb. Gunter Gabriel wurde in der Ostsee vor Travemünde auf See bestattet.
Gunter Gabriel im Steckbrief
Geboren | 11. Juni 1942 in Bünde/Westfalen als Günter Caspelherr |
Verstorben | 22. Juni 2017 in Hannover |
Familie | vier geschiedene Ehefrauen, 3 Töchter, 1 Sohn |
Autor | 2009 erschien seine Autobiografie "Wer einmal tief im Keller saß - Erinnerungen eines Rebellen" |
Theater | 2010 spielte er die Titelrolle im Stück "Hello, I'm Johnny Cash". Helen Schneider war als Johnny Cash's Frau June Carter Cash zu sehen. |
2013 stand er in Berlin in seiner eigenen Lebensgeschichte auf der Bühne: "Ich, Gunter Gabriel. Mein Leben mit Musik." | |
Fernsehen | 2012 übernahm er einen Gastauftritt in der TV-Serie "Großstadtrevier". |
2016 ging er ins Dschungelcamp, welches er nach fünf Tagen auf eigenen Wunsch wieder verließ. |