Frau Summhammer, Sie haben wohl schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht, wenn Sie beschlossen haben, so ein Buch zu schreiben?
Ich habe wirklich viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte mit Menschen verbracht, die mir immer wieder geschildert haben, dass sie keinen Weg finden, mit schwierigen Zeitgenossen umzugehen. Wir haben dann gemeinsam Wege erarbeitet, die sich als sehr zielführend herausgestellt haben. Und diese Wege habe ich dann zu einem Buch zusammengefasst. Ich hoffe sehr, dass jeder für sich Tipps und Tricks findet, wie es in Zukunft besser gehen kann.
Als schwierige Menschen nennen Sie Besserwisser, Nörgler, Choleriker und Blender. Welcher dieser Typen nervt Sie denn persönlich am meisten und warum?
Ich persönlich bin am meisten von den Besserwissern genervt. Ich muss aber dazu sagen, dass ich natürlich auch selbst in vielen Situation diese Besserwisserin bin. Das ist mir am gesamten Buch das Wichtigste: Wir sollten verstehen, dass jeder Mensch auch etwas von diesen Typen in sich hat. Nur wenn es in einem Überausmaß von einer Person ausgestrahlt wird, dann nervt es das Gegenüber.
Der Besserwisser ist so ein Typ, der hat aus seiner Prägungsgeschichte her mitbekommen: "Wir haben dich besonders lieb, wenn du etwas besser weißt oder besser kannst." Und diese Botschaft hat sich in diesem Menschen verinnerlicht. Er glaubt wirklich und ist überzeugt, dass wenn er etwas besser weiß und wenn er diese Besserwisserei einbringt, er von seinem Gegenüber mehr Anerkennung bekommt. Leider merkt er oft gar nicht, dass er dann weniger Anerkennung bekommt, weil es einfach zu viel ist.
Geht es bei den anderen Typen auch um Anerkennung? Im ersten Moment würde man ja denken, dass das eher nicht zusammenpasst.
Ja, Sie haben es richtig gesagt: Es geht bei jedem Typus um die Anerkennung. Die Anerkennung ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Jeder der Typen hat in der Kindheit Prägungen mitbekommen, die sie in eine Richtung wachsen ließen. Die haben sich dann eben zum Beispiel zu einem Nörgler entwickelt. Man muss den Hintergrund verstehen, nämlich dass die Nörgelei für den Nörgler etwas Positives ist, dass für ihn das Nörgeln etwas Wunderbares ist und dass er überzeugt ist, damit gewissermaßen die Welt zu retten. Dann muss ich die Nörgelei nämlich auch nicht mehr persönlich nehmen.
Als einen dieser schwierigen Typen haben Sie auch den Harmoniebedürftigen aufgetan. Das klingt doch aber erst mal gut, wenn man Harmonie herstellen will. Was ist denn an so einem Menschen das Problem?
Die Harmonie wird im Prinzip nur vorgetäuscht. Ein harmoniesüchtiger Mensch hat die Prägung in sich, keinen Konflikt zuzulassen, sich nicht aufzuregen, nichts Negatives einzubringen. Er hat gelernt, die Harmonie über alles zu stellen. Aber am Ende möchte er doch seine Ziele umsetzen. Deswegen kommt es dazu, dass Harmoniesüchtige vordergründig sagen, alles sei in Ordnung und sie seien mit allem einverstanden. Im Hintergrund jedoch beschweren sie sich dann aber über die Menschen. So sagen sie zum Beispiel: "Der Kollege hat mich wieder total überfahren!"
In Wirklichkeit steckt dahinter das Verhalten, dem Kollegen gegenüber nichts gesagt zu haben, um keinen Konflikt zu provozieren und dann nachher aus der Tür herauszutreten und sich zu beschweren. Das macht sie in der Tat zu sehr schwierigen Zeitgenossen. Es ist ja nur ein so tun als ob wir harmonisch wären, weil der Harmoniesüchtige ja daraufhin zu leiden und zu jammern beginnt: "Ich bin das Opfer, meine Ideen und meine Ziele kommen nicht zur Umsetzung, weil die Kollegen mich immer überfahren."
Was sind die häufigsten Fehler, die wir im Umgang mit schwierigen Menschen machen?
Aus meiner Erfahrung heraus ist der häufigste Fehler, das Verhalten dieser Personentypen persönlich zu nehmen. Wenn man beispielsweise in einer Situation von einem Besserwisser eine Erklärung bekommt und man denkt sich, der Besserwisser glaubt tatsächlich, man wüsste das nicht. "Was denkt denn der von mir?" Diese Gedanken lassen einen dann innerlich eskalieren und bringen eine negative Spannung in die Kommunikation. Man fühlt sich persönlich angegriffen und handelt aus diesem angegriffen sein. Diese Handlungen sind dann meist Gegenangriffe oder Fluchtversuche, was beides niemals zielführend ist.
Wie kann ich hier richtig handeln? Was sollte ich hier besser tun?
Es hilft, sich ganz klar ins Bewusstsein zu rufen, dass das ein Mensch ist, der halt gelernt hat, auf diesem Weg Anerkennung zu suchen. Das hat nichts mit mir zu tun, sondern ist einfach sein Handlungsrepertoire für diesen Moment und für diese Situation. Er hat hier nichts anderes zur Verfügung. Damit erkenne ich auch seine Grenzen und sehe einfach distanziert, das Handeln dieses Menschen in dieser Situation, von dem ich mich nicht angegriffen fühlen brauche.
Aber ändert das dann wirklich etwas?
Ich sage mal so: Ich beobachte einen Besserwisser, der mir die Welt erklärt in seiner ganz speziellen Art und ich stehe ihm gegenüber. Ich denke daran, dass er wirklich glaubt, mir etwas Gutes zu tun, indem er mir das erklärt. Das hat aber nichts mit mir, mit meinem Wissen und meiner Erfahrung zu tun. Es ist nur sein Verhalten. Dann kann ich ihn in Ruhe ausreden lassen und am Ende des Gesprächs eventuell noch Danke sagen. Ich brauche ihn nicht zurückstoßen. Intuitiv, wenn ich mich nicht distanziere, stoße ich ihn im Gespräch zurück und frage: "Herr Kollege, glauben Sie wirklich, dass ich das nicht weiß?!?" Meist kommt das dann in einem Gehabe und einem Tonfall, die zu einer Eskalationsspirale führen.
Nörgler, Besserwisser, Querulanten. Die Autorin Evelyn Summhammer zeigt in Ihrem Buch, wie man mit schwierigen Menschen besser umgehen kann. Das Buch ist im Goldegg-Verlag erschienen und kostet 19,95 € / E-Book 9,99€.