Gerade kommt Désirée von Trotha aus Mauretanien zurück, wo sie ihre Wüstenausstellung „Leere Viertel“ eröffnet hat, und im Sommer fliegt sie zu Recherchen für eine Filmtrilogie nach Mali. Désirée von Trotha erkundet seit 30 Jahren die bedrohte Welt der Tuareg und anderer Nomadenvölker, um der oft vergessenen „Zivilgesellschaft eine Stimme zu verleihen.“
Ihre poetischen wie diskret politischen Fotografien, Bücher und Filme über die uralte Sahara-Kultur sind beeindruckend, ihre Porträts der Wüstenmenschen berührend. Im Frühsommer zeigt das Ulmer Stadthaus eine Werkschau unter dem Titel „Sahara“: mit Landschaftsaufnahmen und Porträts von Mensch und Kamel.
Chronistin der Saharanomad*innen mit der Kamera
„Die Wüste ist Ja oder Nein, es gibt kein Vielleicht und manchmal Wunder,“ weiß die Fotografin, Autorin und Filmemacherin von Trotha, die seit 1991 zwischen München und ihrer Zweitheimat Agadez, der alten Handelsstadt im Niger, hin und her pendelt. Islamistischer Terror, Bürgerkriege, Korruption und kriminelle Netzwerke sowie ausbeuterische, internationale Konzerne, die etwa den Goldrausch befeuern, erschüttern die Zentralsahara. Angesichts dieses Desasters sei die Coronakrise bei uns „leider lächerlich“, sagt die Wanderin zwischen zwei Welten, wie sie gegensätzlicher kaum sein können.
Désirée von Trotha entstammt einem Adelsgeschlecht aus Sachsen und wird als einzige Frau in der Wikipedia-Liste von 32 Persönlichkeiten dieses Uradels aufgelistet. In der Reihe der Ahnen steht auch der Hauptverantwortliche für den Völkermord an den Herero und Nama im heutigen Namibia Lothar von Trotha. Auf Drängen ihrer Generation habe die Familie von Trotha eine persönliche Wiedergutmachung begonnen, man besuche sich gegenseitig, unterstütze eine Schule und bete an den Gräbern.