Tipps vom Orthopäden

Für wen sind Barfußschuhe geeignet?

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Dörte Tebben
Dörte Tebben

Auf superdünnen, biegsamen Gummisohlen fühlen wir den Boden wieder unter den Füßen. Barfußschuhe haben kein Fußbett, keinen Absatz, sind extrem leicht und liegen voll im Trend.

Was Barfußschuhe können und was nicht erklärt Professor Bruno Gladbach im SWR1 Interview. Er ist Facharzt für Orthopädie und Fußchirurgie in Mainz.

SWR1: Wie gesund ist das Laufen in Barfußschuhen? 

Bruno Gladbach: Es ist grundsätzlich eine gesunde Sache, weil der Mensch ja auch ohne Schuh geboren ist und Millionen Jahre ohne Schuhe gelaufen ist. Es ist im Prinzip die natürlichste Art der Fortbewegung. 

Barfußschuhe: Langsam mit dem Training beginnen

SWR1: Die Muskeln in den Fußsohlen sind das ja nicht mehr gewohnt. Müssen wir sie erst trainieren?

Gladbach: Auf jeden Fall. Da sollte man auch behutsam beginnen. Das geht damit los, dass man anstatt mit einem Barfußschuh zunächst den Fuß mit einem sogenannten Flip-Flop trainiert, also einer nach hinten offenen Sandale mit möglichst nur einer Fixierung über einen Zehensteg und einem leichten Bündchen. Darüber wird die Fußmuskulatur schon sehr schön trainiert, aber der Fuß hat noch die dämpfende Sohle des Flip-Flops und die Sohlenhaut kann sich an diese neue Belastung auch erstmal gewöhnen.

SWR1: Nehmen wir mal an, ich möchte joggen oder wandern in Barfußschuhen. Worauf muss ich am Anfang achten, damit ich das schrittweise für mich trainiere?

Gladbach: Langsam aufbauen, weil der Fußreflex muss ja erstmal wieder hergestellt werden. Damit sich das natürliche Krallen, was wir ja mit dem Barfußschuh wieder erreichen wollen, und das dann auch die Fußmuskulatur kräftigt, sich langsam entwickeln kann.

Tipp: Erst Flip-Flop, dann Barfußschuh

Also erstmal mit Flip-Flops beginnen, dann mit einem Barfußschuh weitermachen, aber auf weichen Böden. Nicht direkt der harte Beton oder das Kiesbett, wo viele spitze Steine auch noch spürbar sind. Die Fußsohle muss unempfindlicher werden. Wenn wir direkt aus dem beschuhten Fuß auf raue Oberflächen treten, wird das als unangenehm empfunden.

Ein Läufer ist den Halbmarathon barfuß gelaufen.
Ein Läufer war den Halbmarathon barfuß gelaufen.

SWR1: Ansonsten gibt es Muskelkater, oder?

Gladbach: Es gibt Muskelkater, es kann auch zu Verspannungen führen, auch das Gefühl von dicken Beinen, also dicke Unterschenkel zu haben. Das wird dann oft missinterpretiert als etwas Krankhaftes. Aber das ist genau das, was wir eigentlich erreichen wollen: Die ganze Fuß- und Unterschenkelmuskulatur arbeitet aktiv und stellt den Fuß ein. Das ist dann wie bei jedem anderen Training auch eine eigentlich gesunde Muskelschwellung.

Barfußschuhe gut für (fast) alle

SWR1: Jetzt stell ich mal die kesse These auf: Barfußschuh laufen ist für uns alle gut. Für wen wäre es denn nicht gut?

Gladbach: Es ist immer dann ein Problem, wenn wir bereits vorliegende Deformitäten am Fuß haben, also bereits Krallenzehen, die gar nicht mehr mitarbeiten können. Der Fuß kann dann gar nicht mehr das, was wir wollen. Dass der Zeh uns beim Abrollen, beim Laufen, beim Abstoßen mit der Muskulatur gar nicht mehr unterstützen kann, weil er schon eine Fehlstellung oder eine Verkürzung hat.

Oder wenn ich zum Beispiel eine stärker fortgeschrittene diabetische Erkrankung habe und merke zum Beispiel Fußverletzungen oder spitze Steine gar nicht. Dann kann auch wirklich Gefahr drohen. Das ist im Vorfeld auszuschließen.

SWR1: Und sonst ist der Barfußschuh ein perfekter Wegbegleiter?

Gladbach: Für jemanden, der seiner Fußmuskulatur etwas Gutes tun will und leider keinen schönen Strand wie an der Nordsee vor der Haustür hat, wo man sonst auch unbeschuht tolle Spaziergänge machen und den Fuß trainieren kann, ist das eine wahrlich gute Alternative.

Das Gespräch führte SWR1 Moderatorin Dörte Tebben.

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