SWR1: Warum fällt es uns so schwer, das Smartphone mal weg zu legen?
Sven Lindberg: Letztendlich glaube ich dadurch, dass so viele zentrale Dinge darüber entschieden gemacht und geregelt werden müssen, dass wir einfach das Gefühl haben, uns fehlt ein Körperteil, wenn das Handy nicht mit dabei ist.
SWR1: Aber das ist doch eigentlich krank?
Lindberg: Ja, in gewisser Weise ist es auch eine natürliche Entwicklung. Wobei diese Abhängigkeitsgeschichte natürlich auch in Richtung Sucht geht. Das muss man auch klar so sagen.
SWR1: Wenn man der Sucht entgegenwirken will, was ist besser: Handy ausschalten, neben sich legen oder es komplett verschwinden lassen?
Lindberg: Wenn es der nette Austausch im Restaurant oder mit der Familie sein soll, dann ist eigentlich das Weglegen […] die beste Option.
SWR1: Was wäre denn ein Anreiz, das Handy wegzulegen?
Lindberg: Ich glaube wichtig ist, sich bewusst zu machen, was man gewinnt. Studierende lieben es zum Beispiel mittlerweile zu sagen, sie gehen in die Bibliothek. Denn da ist Handyverbot, und sie wissen, sie gewinnen, dass sie konzentrierter an ihren Sachen arbeiten können.
SWR1: Wir Erwachsene sind ja wahrscheinlich Vorbild für die Kinder?
Lindberg: Ja, und tatsächlich die wichtigsten! Letztendlich orientieren sich die Kinder daran. Wie wird das Handy von den Erwachsenen benutzt und dann tun sie es auch und leiten ihre eigenen Regeln davon ab.
Damit klappt die Smartphone-Pause
SWR1: Also brauchen wir Regeln für die Familie. Welches sind denn die drei wichtigsten?
Lindberg: Wichtig ist, dass diese Regeln dann für alle gelten und klar gestellt ist, dass das Handy nicht überall mit dabei sein darf, wie zum Beispiel beim gemeinsamen Essen.
Dann ist es auch wichtig zu sagen, wie lange darf man bestimmte Funktionen des Handys nutzen. Zum Beispiel auf Social Media sein. Und es ist auch wichtig, mit Limits zu arbeiten und zu sagen: Okay so und so lange bist Du nur auf Social Media unterwegs.
Und dann kann man als nächsten Schritt auch noch mal damit arbeiten: Welche Funktionen werden freigeschaltet und welche nicht. Denn einige Sachen sind für bestimmte Altersgruppen eben noch gar nicht erlaubt.
Das Gespräch führte Michael Lueg.