Tipps vom Karriereguru Tobias Jost

Der Weg zum Traumjob

Stand
Moderator/in
Christian Balser
Christian Balser
Onlinefassung
SWR1

Tobias Jost ist auf Social-Media-Kanälen bekannt als der Karriereguru und hat das Buch "Mission Traumjob" geschrieben.

Darin zeigt er Wege zu mehr Spaß, mehr Geld und mehr Leben im Job. Wie das funktionieren kann, erzählt er im SWR1 Interview.

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SWR1: Was ist der erste Schritt, um den Traumjob zu finden?

Tobias Jost: Zunächst muss man verstehen, dass der Traumjob kein Nest ist, das bereits gemacht ist, sondern das Nest, was man sich erst bauen muss. Ein Traumjob ist kein pauschaler Zielzustand, der irgendwann eintritt, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Man kann sich das vorstellen, wie ein Baum, der mit jedem Jahr um einen Ring wächst. Dieser Baum wächst nur dann gerade, wenn er von allen Seiten perfekt bearbeitet wird. Ähnlich ist es in einer Karriere. Die Karriere wächst Jahr für Jahr, wenn man an den richtigen Disziplinen wie Gehalt, der Tätigkeit, der Work-Life-Balance, aber auch den zwischenmenschlichen Beziehungen zu Kollegen und Führungskräften arbeitet. Erst dann habe ich das Fundament, um irgendwann obendrauf mein Nest zu bauen.

SWR1: Aber manchmal ist es vielleicht gar nicht der richtige Baum, und viele hadern lieber jahrelang mit ihrem Job, statt sich einen neuen zu suchen. Was raten Sie denen?

Jost: Ein Traumjob besteht am Ende des Tages aus einer Tätigkeit, worin man gut ist, die einem Spaß macht, wofür man gut bezahlt wird, wo man einen Sinn darin sieht und wo das soziale Gefüge stimmt. Wenn diese fünf Dimensionen so weit gut erfüllt sind, dann bin ich sicherlich im richtigen Job. Wenn eines aus dem Gleichgewicht gerät, dann sollte ich mich damit auseinandersetzen. Aber das bedeutet nicht immer auch gleichzeitig den Job zu wechseln. Denn man hat sehr viel in der eigenen Verantwortung – auch die aktuelle Tätigkeit – seinen Job zum Traumjob werden zu lassen, wenn man daran arbeitet.

SWR1: Sie sagen, man muss sich seine eigenen Stärken bewusst sein. Wenn ich die kenne, wie geht es dann weiter?

Jost: Man muss sich diese in jedem Fall kommunizieren. Karriere passiert nicht nur aufgrund der Performance. Die ist tatsächlich nur zu zehn Prozent dafür ausschlaggebend, ob eine Beförderung oder Anerkennung und Wertschätzung passiert. Vielmehr ist die Sichtbarkeit und das Thema Beliebtheit dafür ausschlaggebend. Also, verstehen meine Führungskräfte, meine Kollegen und das Unternehmen, welchen Wert ich hier zum Wachstum beitrage? Und mögen mich die Leute? Denn die beste Leistung bringt nichts, wenn keiner davon erfährt und mich keiner mag.

SWR1: Wenn ich mir den Ruck gegeben habe, und ich wage es. Was sollte ich in meinem Bewerbungsanschreiben beachten? Spreche ich meine Probleme mit dem alten Job offen an?

Jost: Definitiv nicht. Jegliches Problem, jegliche Lücke, die irgendwo im Karriereverlauf entstanden ist, sollte gar nicht erwähnt werden. Denn man lenkt dadurch nur unnötig die Aufmerksamkeit auf etwas, was man eigentlich verbergen möchten. Es geht vor allem um die persönliche Geschichte, die eigenen Werte, Überzeugungen und wie die mit den Werten und Überzeugungen des Unternehmens zusammenpassen. Das bedeutet vielmehr, über die eigene Motivation zu sprechen. Eher das, was mich jeden Tag gerne aufstehen lässt als das, was ich möglicherweise an Fachkompetenz habe, denn das ist letztendlich vergleichbar. In Mathe eine Eins zu haben, das ist nicht einzigartig, sondern vergleichbar. Und deswegen geht es um die eigene Geschichte.

SWR1: Ganz oft wird man auch gefragt, was stellen Sie sich denn gehaltlich vor? Was antwortet man darauf?

Jost: Man muss natürlich verstehen, dass der Arbeitgeber ein Interesse daran hat, so wenig wie möglich für so viel wie möglich zu bezahlen. Es gibt zwei Ansätze. Entweder von unten nach oben, dass man sich fragt, was brauche ich überhaupt zum Leben? Und dann schlage ich nochmal zehn Prozent obendrauf als Verhandlungspuffer. Denn sonst kommt man irgendwo raus, was man sich gar nicht erhofft hat. Die zweite Möglichkeit ist, seinen Marktwert zu ermitteln, indem man sich online informiert. Es gibt es mittlerweile Portale, wo das relativ transparent einzusehen ist. Und von dort ganz selbstbewusst argumentieren, das ist der Wert, den man gerne hätte.

Ein Mann liegt am Rheinufer in einer Hängematte im Schatten.
Stimmt die Work-Life-Balance?

SWR1: Besonders bei jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ist Freizeit ein großes Thema. Da kann man sich heutzutage schon eher sagen, drei von vier Wochen würden mir schon reichen. Einfach, weil die Arbeitgeber auf der Suche sind.

Jost: Richtig. Wir befinden uns in einem Arbeitnehmermarkt. Es heißt, es gibt mehr Stellen, als es Talente gibt. Man ist am Ende der Frage auch immer so ein bisschen der Chef seines eigenen Berufslebens. Denn in der Regel – und das besagt das Parkinsonsche Gesetz – braucht man so lange für eine Aufgabe, wie man sich selbst für Zeit dafür gibt. Wenn ich eben von morgens bis abends vier, fünf, sechs Kaffee trinke und öfter eine Pause mache, dann zieht sich das natürlich. Viele Dinge hat man schon auch im eigenen Verantwortungsbereich.

Das Gespräch führte SWR1 Moderator Christian Balser.

Mehr Informationen zu Tobias Jost finden Sie auf seiner offiziellen Homepage.

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