Für viele Menschen kommt irgendwann der Punkt, an dem sie aus ihrem alten Beruf rauswollen und eine dauerhafte Alternative suchen. Berufsberaterin Kathrin Brückner aus Mainz erklärt im SWR1 Interview, worauf es beim Jobwechsel ankommt und welche Menschen am häufigsten bei ihr landen.
SWR1: Mit welchen Fragen kommen Menschen, die umsatteln wollen, zu Ihnen?
Kathrin Brückner: Das sind unterschiedlichste Arten von Fragen. Einmal kommen ganz viele Menschen in der Hoffnung, dass ich ihnen sagen kann, was sie machen sollen. Dann muss ich sie immer enttäuschen, weil die Menschen das natürlich im Coaching für sich selbst herausfinden dürfen.
Aber natürlich sehe ich oft den Wunsch nach Bestätigung, wenn schon eine konkrete Idee da ist, wohin die Reise gehen kann. Und ich unterscheide immer, ob jemand mit einem Wunsch von etwas weg will. Also will jemand etwas verlassen oder möchte jemand zu etwas hin? Das sind dann auch die unterschiedlichen Richtungen, Anfragen und Wünsche, die Menschen beim Coaching haben.
SWR1: Was möchten die meisten Menschen? Warum wollen sie umsatteln?
Brückner: Die meisten sind tatsächlich unzufrieden, fühlen sich nicht sinnerfüllt – so würde ich es mal ein bisschen pathetisch nennen. Wir haben das Gefühl, dass sie nicht ihr ganzes Potenzial entfalten können. Das sind schon so die meisten Menschen, die bei mir landen.
SWR1: Wie groß ist denn das Risiko, dass man den neuen, angepeilten Job mit einer zu rosaroten Brille sieht?
Brückner: Wenn man sich für ein Coaching entscheidet, ist dieses Risiko gar nicht sehr hoch. Denn es geht im Coaching ja darum, herauszufinden, was ist es denn wirklich? Was sind die Anforderungen, was muss erfüllt sein? Und da gibt es auch die Chance, nochmal einiges geradezurücken. Wenn sich jemand bewusst damit auseinandersetzt, ist das Risiko nicht hoch.
SWR1: Gibt es ein perfektes Alter, um beruflich nochmal neu anzufangen?
Brückner: Nein, ich glaube, das ist tatsächlich völlig altersunabhängig. Wenn man das Gefühl hat, es braucht etwas anderes, um zufrieden zu sein, dann ist das Alter egal.
SWR1: Es werden Fachkräfte gesucht, wie zum Beispiel Erzieher oder Grundschullehrer. Ist es aus Ihrer Sicht besonders einfach, als Quereinsteiger in diesen Berufen zu landen?
Brückner: Es ist vom Ablauf natürlich einfach, weil da händeringend gesucht wird. Ich glaube aber, dass das etwas ist, für das man sich auch sehr bewusst entscheiden muss: mit kleinen Kindern zu arbeiten und diese Verantwortung zu tragen.
SWR1: Wir hatten hier heute Morgen schon ein Beispiel, dass ein Bundeswehr-Soldat zum Zugführer geworden ist. In welchen Bereichen lohnt sich denn ein Quereinstieg?
Brückner: Gerade in Bereichen mit starkem Fachkräftemangel, wie etwa bei der Bahn oder im Handwerk, sind natürlich Quereinstiege sehr gut möglich. Ich glaube aber tatsächlich, dass der Mensch eher herausfinden sollte: Was ist es denn für mich, damit danach auch eine Zufriedenheit sein kann, wenn es nicht nur ums bloße Geldverdienen geht, sondern auch um die Zufriedenheit.
Das Gespräch führte SWR1 Moderator Michael Lueg.