Interview mit Psychologin Antonia Lutterbach

Darum ist es wichtig, auch mal nichts zu tun

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Frank Jenschar
SWR1 RP Moderator Frank Jenschar
Interview mit
Antonia Lutterbach
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SWR1

Der Alltag kann oft zur Belastung werden. Was dabei häufig zu kurz kommt ist die Entspannung. Psychologin Antonia Lutterbach empfiehlt: Wir sollten mehr in uns selbst reinhören.

SWR1: Warum ist es denn so wichtig, einfach mal nichts zu tun?

Antonia Lutterbach: Unser Alltag ist inzwischen sehr davon bestimmt, dass wir mit unserem Kopf ständig beschäftigt gehalten werden oder uns selbst beschäftigen, indem wir jede kleine Pause mit dem Blick aufs Handy füllen.

"Leg doch mal das Handy weg!" Gadgets für die Pause am Smartphone

Manchmal helfen gute Wort nicht, um jemanden von der Handynutzung abzuhalten. Dafür gibt es aber einige Helferlein, die die Nutzung zumindest erschweren.

Guten Morgen RLP SWR1 Rheinland-Pfalz

Und da gibt es inzwischen sehr viele Forschungen dazu und vielleicht auch das eigene Erleben, dass das auch zu Unruhe führen kann. Dazu, dass man Schwierigkeiten hat sich zu entspannen. Umgekehrt formuliert, ist es total wichtig, in diesem oft vollen Alltag ab und zu Mal zu entspannen oder was zu genießen und sich selbst so einen Moment der Ruhe und der Pause zu gönnen.

SWR1: Das kann nicht jeder und einige haben dann vielleicht auch ein schlechtes Gewissen.

Lutterbach: Das stimmt! Ich glaube, das ist ein Missverständnis, dass wir uns dieses Nichtstun oft so vorstellen, dass wir dann auf dem Sofa lümmeln und bewegungslos herumliegen und dann entspannen sollen.

Viel sinnvoller wäre es zu überlegen, wie kann man einen Kontrast zum Alltag schaffen.

Entspannungstipp: Einen Ausgleich suchen und die Balance finden

Wenn ich beispielsweise einen Tag hatte, der vollgestopft war mit fremdbestimmten Terminen, bei denen ich mich sehr konzentrieren musste und vielleicht auch noch viel gesessen habe, dann ist mein Ausgleich vielleicht abends alleine ein Hörbuch zu hören und mich dabei sogar zu bewegen.

Nichtstun ist oft gar nicht so die pauschale Antwort. Wenn ich mich wieder in die Balance bringen will, sondern ich müsste mich eher fragen, wovon will ich mich denn erholen und wie kann ich mich ausbalancieren?

Körper und Seele brauchen ja auch manchmal unterschiedliche Sachen. Also wenn der Körper den ganzen Tag im Büro gehockt hat, dann braucht der vielleicht frische Luft und Bewegung, aber mein Kopf will sich vielleicht mal nur auf eine Sache, nur auf ein Gespräch oder einen Input Kanal konzentrieren.

SWR1: Was raten Sie Menschen, die vielleicht Schwierigkeiten haben, einfach mal nichts zu tun oder sich auf sich selbst zu konzentrieren?

Lutterbach: Statt aufs Handy zu gucken, mal fünf tiefe Atemzüge nehmen und mal zu registrieren: Wie fühlt sich mein Körper eigentlich gerade an, hab ich da irgendein Bedürfnis? Kann ich vielleicht sogar mal ein Gefühl wahrnehmen und dann zu gucken, wie kann ich denn darauf irgendwie eingehen?

Statt aufs Handy zu gucken, mal fünf tiefe Atemzüge nehmen und mal zu registrieren: Wie fühlt sich mein Körper eigentlich gerade an, hab ich da irgendein Bedürfnis?

Tipp der Psychologin: In mich reinhören und fragen: Was brauche ich?

Zum Beispiel: Fühle ich mich jetzt gerade angespannt, weil ich den ganzen Tag hier mit eingezogenen Schultern an meinem Schreibtisch saß? Dann stehe ich vielleicht mal auf und rolle die Schultern ein paar Mal nach hinten, damit fängt es an, mit so kleinen Momenten, wo ich mal versuche, mich selbst zu verstehen, darum geht es ja am Ende.

Dieses Nichtstun könnte man eher auf diesen Moment beziehen, wo ich mal innehalte wirklich nichts tue, um mich dann zu fragen: Was bräuchte ich jetzt eigentlich als Ausgleich?

Das Interview führte Frank Jenschar.

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