Kritik der Gewerkschaft der Polizei (GdP)

Polizei über Grenzkontrollen: "Wir sind am Limit"

Stand

Die Gewerkschaft der Bundespolizei zweifelt, ob der Aufwand für die zusätzlichen Grenzkontrollen gerechtfertigt ist.

Seit dem 16. September wird von der Polizei wieder an allen Landesgrenzen Deutschlands kontrolliert. Damit will die Bundesregierung die illegale Migration in den Griff bekommen. Für Rheinland-Pfalz bedeutet das: Kontrollen an den Grenzen nach Frankreich, Belgien und Luxemburg. Wir haben darüber mit Andreas Roßkopf gesprochen. Er ist Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei für den Bereich Bundespolizei.

SWR1: Haben Sie heute Morgen bei der Polizei genügend Leute für die Grenzkontrollen am Start?

Andreas Roßkopf: Man muss ganz klar festhalten, dass es eine lückenlose Kontrolle nicht geben wird. Selbst solche Kontrollen, wie an der Ostgrenze - die wir ja seit vielen Monaten und Jahren haben - kann und wird es nicht geben. Das heißt, dass stationäre Kontrollen die Ausnahme sein werden, wir werden dies flexibel betreiben müssen. Tatsächlich sind wir personell und auch ausstattungsmäßig am Limit.

SWR1: Glauben Sie, dass die Grenzkontrollen ausreichen, um tatsächlich etwas zu erreichen?

Roßkopf: Da haben wir ein Stück weit Zweifel. Wir reden hier alleine an der Westgrenze von weiteren 1.400 Kilometern, die zu überwachen sind. Mit sporadischen Kontrollen kann man Schleuserorganisationen, die sehr gut aufgestellt sind und innerhalb von wenigen Stunden auf Kontrollstellen reagieren, kaum beeindrucken.

Drohnen-Überwachung, Kennzeichenerkennung, mobile Kontrollstellen - all das fehlt uns, um letztendlich ebenbürtig den Schleusern gegenübertreten zu können. Deswegen muss man sich die Frage stellen, ob wir im Kampf gegen die Migration durch dieses Mittel etwas erreichen oder eben nicht.

SWR1: Jetzt haben Sie mehrere Punkte genannt, die im Grunde sagen, dass die Grenzkontrollen gar nichts bringen...

Roßkopf: Grenzkontrollen ermöglichen es uns, zumindest in gewissen Fällen auch zurückweisen zu können. Leider sind es sehr wenige Fälle. Und deswegen muss man sich die Frage stellen, ob wir im Kampf gegen die Migration durch dieses Mittel etwas erreichen oder eben nicht. Das bleibt abzuwarten. Die Zweifel bestehen jedoch.

SWR1: Das klingt so, wie maximal ein Tropfen auf den heißen Stein...

Roßkopf: Ja, genau, so kann man es auch sehen. Es muss ein Maßnahmenpaket geschnürt werden, das europäisch auf den Weg gebracht wird. Es müssen die Sozialleistungen überdacht werden. Es muss mit benachbarten Ländern gesprochen werden. Jetzt müssen Herkunftsstaaten letztendlich vertraglich gebunden werden, wieder Menschen zurückzunehmen.

Wir müssen mehr Abschiebungen von Menschen, die bei uns schon im Land sind und nichts hier mehr verloren haben, vollzogen werden. All das muss jetzt auf den Weg gebracht werden. Die Grenzkontrollen selbst sind ein kleiner Mosaikstein, bei denen man sich fragen muss, ob der Aufwand, zu dem was wir erzielen wollen, in dieser Art und Weise wirklich gerechtfertigt ist,

Das Gespräch führte SWR1 Moderator Michael Lueg.

Mehr über die Gewerkschaft der Polizei

Rheinland-Pfalz

Polizei spricht von ruhigem Start Grenzkontrollen in RLP begonnen - bisher ohne lange Staus

An deutschen Grenzen gibt es seit Montag Grenzkontrollen. In Rheinland-Pfalz betrifft das die Übergänge zu Frankreich, Belgien und Luxemburg. Lange Staus gab es bisher nicht.

Scheibenhardt

Spediteur: "Am Ende zahlt der Verbraucher" Start der Grenzkontrollen nach Deutschland: Reaktionen aus der Pfalz und dem Elsass

Ab Montag soll an allen deutschen Landesgrenzen kontrolliert werden. Zwischen Frankreich und der Südpfalz ist das schon seit Anfang Juni Alltag. Werden die Staus nun noch länger?

Rheinland-Pfalz

Stichwort Grenzkontrollen in der EU - Was ist erlaubt? Wie sollen sie funktionieren?

Seit Montag gibt es an allen deutschen Grenzen Kontrollen. Zunächst für sechs Monate. In Rheinland-Pfalz sind die Grenzen zu Frankreich, Luxemburg und Belgien betroffen.

Neuhofen

Christian Claus von FWT-Spedition Neuhofen äußert sich zu den Grenzkontrollen

Christian Claus, FWT-Spedition Neuhofen

Rheinland-Pfalz

2024 gelingen bislang mehr als 40 Prozent der Abschiebungen nicht FAQ: Darum scheitern so viele Abschiebungen in RLP

Nach dem Attentat von Solingen ist eine Debatte über Abschiebungen entbrannt. In Rheinland-Pfalz sind im ersten Halbjahr 2024 rund 40 Prozent der Rückführungen von abgelehnten Asylbewerbern gescheitert. Das hat das Integrationsministerium mitgeteilt. Was sind die Gründe?

Wetterwarnung für Italien, Schweiz und Frankreich Kann ich wegen Unwetter von meiner Reise zurücktreten?

Aufgrund der Warnung vor Starkregen und Unwetter raten Experten dazu, Reisen vor allem nach Italien nicht anzutreten. Was können Urlauber jetzt tun?

Entzug, gesellschaftlicher Druck und die neue Lust aufs Leben Daniel Wagner: Leben ohne Alkohol

Alkohol prägte lange sein Leben. Heute ist Daniel Wagner trocken. Im SWR1 Interview spricht er über den Entzug, gesellschaftlichen Druck und die Lust aufs Leben ohne Rausch.

Unwetterwarnung über Ostern Starkregen in Norditalien: Das kann Urlaubern zu Ostern drohen

Wir haben mit SWR1 Wetterexperte Andreas Machalica darüber gesprochen, warum es rund um Ostern in Norditalien gefährlich nass werden kann – und was das für Urlauber bedeutet.