Was Sie tun können, um Ihre Gewohnheiten so zu verändern, dass sie zu einem glücklicheren Lebensstil führen, das erklärt uns Dr. Susanne Kobel im SWR1 Interview. Sie ist Gesundheitsexpertin und hat zusammen mit Dr. Olivia Watha im Buch "111 Healthy Habits" passende Rituale dafür zusammengetragen.
SWR1: Was sind die wichtigsten Alltagsgewohnheiten?
Dr. Susanne Kobel: Wir haben das in sechs Bereiche aufgeteilt, weil die unterschiedlichen Bereiche so wichtig sind. Also nicht nur die körperliche, sondern auch die psychische Gesundheit.
Wenn Sie mehr Zufriedenheit haben wollen, können Sie sich einfach morgens im Spiegel für drei bis zehn Sekunden anlächeln. Dann starten Sie gleich fitter in den Tag. Wenn Sie aber sagen, ich brauche mehr Energie durch Ernährung, dann reicht vielleicht eine Handvoll Nüsse am Tag.
SWR1: Gibt es Strategien, wie man aus solchen kleinen Dingen eine langfristige Änderung seiner Gewohnheiten erzeugen kann?
Dr. Kobel: Da ist es ganz wichtig, dass wir uns aussuchen, was uns besonders wichtig ist und dass wir uns nicht zu viel aufhalsen. Also nicht gleich sagen: Ich möchte meine gesamten Ernährungsgewohnheiten umstellen und nehme da auch welche auf, die mir vielleicht gar nicht gut tun oder mir nicht wichtig genug sind. Da tut man sich schwer.
Und das andere ist natürlich, dass ich mir von meinen bisherigen Alltagsgewohnheiten Unterstützung holen kann. Das heißt, dass ich an Routinen andocken kann, die ich sowieso durchführe. Wenn ich morgens eh aufstehe und mir den Kaffee mache, kann ich daneben vielleicht noch auf einem Bein stehen und habe dann schon was für meine Balance getan.
SWR1: Was wäre für so eine alltägliche Gewohnheit wie das Zähneputzen noch ein Zusatz, der uns positiv beeinflussen kann?
Dr. Kobel: Da kann ich zum Beispiel auch mal eine Minute nur an eine Sache denken. Das ist eine kleine Meditation-Sache, damit wir unseren Kopf frei bekommen. Nach dem Zähneputzen sind wir dann schon deutlich entspannter.
SWR1: Wie wichtig ist es Neues auszuprobieren und den dem Alltagstrott zu verlassen?
Dr. Kobel: Ich empfinde das als sehr wichtig, einfach mal die Komfortzone zu erweitern. Unser Gehirn strebt immer nach gewohntem. Das möchte möglichst wenig denken, möglichst wenig Energie verbrauchen und sich eben nicht ständig mit Neuem auseinander setzen. Das sorgt aber in uns auch dafür, dass dieses Gefühl der Unbeschwertheit und auch dieses lebendig sein fehlt.
Wenn wir immer wieder das Gleiche machen, ist es nicht mehr so spannend wie am Anfang. Deswegen ist es ganz wichtig, auch für unser Selbstwert und unsere Resilienz, dass wir immer mal wieder was probieren, was wir noch gar nie ausprobiert haben.
SWR1: Was könnte das beispielsweise sein?
Dr. Kobel: Derjenige, der es mal leicht versuchen will, der sollte vielleicht einfach in seinem Lieblingsrestaurant mal nicht gleich die Speise nehmen, die er sonst immer nimmt. Das ist ja dann schon mal ein ganz kleiner Schritt, was Neues zu machen. Der Nächste wäre natürlich dann zum Beispiel ein anderes Restaurant ausprobieren.
Aber es kann natürlich auch eine ganz große Sache sein. Man könnte auch einfach mal träumen: was wollte ich denn eigentlich mal wieder? Wo wollte ich denn vielleicht mal hingehen? Welche Sportart wollte ich mal ausprobieren? Alle Sachen im Bereich der Hobbys, die man eigentlich immer hinten anstellt und mal gerne ausprobiert hätte. Da kann man dann auch etwas finden, was einem vielleicht Spaß macht.
Das Gespräch führte SWR1 Moderator Hanns Lohmann.