Nach einer aktuellen Umfrage der Online-Partnervermittlung Elitepartner ist das Thema Geld etwa in jeder zehnten Beziehung ein ständiges Streitthema. Deutlich mehr Frauen als Männer haben angegeben, von ihrer Beziehung finanziell abhängig zu sein. Wir haben darüber mit Finanzcoachin Dagmar Stock aus Pirmasens gesprochen.
SWR1: Gibt es so etwas wie ein Allgemeinrezept für gerechte Aufteilung in einer Partnerschaft? Also zum Beispiel: Wer mehr verdient, übernimmt auch mehr von den regelmäßigen Kosten.
Dagmar Stock: Ein Patentrezept gibt es nicht. Es ist jedoch ganz wichtig, sich Gedanken zu machen und über das Thema Geld zu sprechen. Wir wissen alle, diese Denkweise, "über Geld spricht man nicht", das steht dem Ganzen schon etwas entgegen. Deshalb ist es wichtig, darüber zu sprechen und zu sagen, wie kann ich das aufteilen?
Auch, dass jeder in der Partnerschaft ein eigenes Konto behält, dass man vielleicht ein Gemeinschaftskonto einrichtet und dann entscheidet, wer welchen Anteil darauf einzahlt und wie die finanziellen Mittel aufgeteilt werden. Es ist wichtig, dass jeder seinen eigenen Anteil hat und jeder eine eigene Zugriffsmöglichkeit auf Geld hat.
SWR1: Frauen verdienen oft weniger als ihre Männer und übernehmen oft mehr Hausarbeit. Auch bei der Kindererziehung sind sie oft stärker engagiert – nicht immer, aber im Durchschnitt. Wie kann ein Paar das finanziell gerecht lösen?
Stock: Immer wieder über das Thema sprechen. Wer macht die Arbeit und was ist mir das wert? Wenn jemand weniger verdient oder nicht verdient, muss es dafür einen finanziellen Ausgleich geben. Ob das ein fester monatlicher Betrag ist, ob das eine einmalige Summe ist, eine private Rentenversicherung oder einen ETF-Sparplan, spielt keine Rolle. Wichtig ist, dass der Partner, der kürzertritt, dafür einen Ausgleich bekommt.
SWR1: Das heißt, dass grundsätzlich jeder Partner und jede Partnerin in einer Beziehung auch sein eigenes Vermögen aufbauen sollte, oder?
Stock: Auf jeden Fall. Es ist wichtig, sich selbst um seine Finanzen zu kümmern, sich Gedanken zu machen: Wo stehe ich, wo will ich hin und sind meine Existenzrisiken abgesichert? Wie sieht es mit dem Thema Altersvorsorge aus? Das Ziel sollte sein, dass jeder Mensch finanziell auf eigenen Beinen steht.
SWR1: Spielt es beim Umgang mit Finanzen in Paarbeziehungen eine Rolle, ob die beiden Partner verheiratet sind?
Stock: Ja, denn im Grundgesetz genießt die Ehe und Familie einen besonderen Schutz. Das heißt, bei Scheidung oder Tod des Partners sind die wichtigsten Dinge geregelt, wie zum Beispiel der Zugewinnausgleich, Versorgungsausgleich, Unterhalt oder im Todesfall die Erbrechte. Unverheiratete Paare stehen im Fall einer Trennung oder beim Tod des Partners viel schlechter da. Das heißt, ein Partnerschaftsvertrag ist ein Muss. Das Ziel muss auch da sein, eine eigene unabhängige Existenz zu haben, sollte der Partner einfach nicht mehr da sein – aus welchen Gründen auch immer.
SWR1: Den Partnerschaftsvertrag empfehlen Sie bei unverheirateten Paaren. Und bei Ehepaaren ist das mit den gesetzlichen Regelungen meistens ausreichend?
Stock: Nein, auch da sage ich, dass ein Ehevertrag sinnvoll ist. Denn was heißt das? Ich mache mir Gedanken über das Thema Geld zusammen mit meinem Partner. Das ist am Anfang der Beziehung am einfachsten, wenn man sich liebt und gut versteht.
Die Grand Dame der Finanzwelt der Frauen, Helma Sick, hat mal einen schönen Spruch gesagt: "Der Ehevertrag ist das unromantischste Dokument, aber lieber unromantisch als später arm." Es ist wichtig, die Beziehung vom Ende her zu denken. So eine Vereinbarung wie ein Ehevertrag oder ein Partnerschaftsvertrag ist wie ein Vorrat. In guter Zeit angelegt und für schlechte Zeiten gedacht.
SWR1: Wie würden Sie als Finanzexpertin den Zusammenhang zwischen Geld und Beziehungen kurz zusammenfassen?
Stock: Darüber sprechen und auf das Beste hoffen, aber auf das Schlechteste vorbereitet sein. Und, liebe Frauen, passt auf, ein Mann ist keine Altersvorsorge.
Das Gespräch führte SWR1 Moderator Hanns Lohmann.