In der geplanten Förderschulreform sollen Erstklässler ihre Schullaufbahn in der normalen Regel-Grundschule starten. Erst im Verlauf soll dann ein zusätzlicher Förderbedarf festgestellt werden und der Schulwechsel erfolgen. Außerdem soll die 10. Klasse an den Förderschulen abgeschafft werden.
Diese Punkte hatten im Vorfeld für Kritik gesorgt. SWR1 Moderatorin Steffi Vitt hat mit der rheinland-pfälzischen Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) über die Reform, die zum kommenden Schuljahr umgesetzt werden soll, gesprochen.
SWR1: Was sind die wichtigsten Punkte der Förderschulreform?
Stefanie Hubig: Für uns geht es darum, dass die Kinder zunächst alle an der Grundschule ihres Wohnortes angemeldet werden. Dann gibt es Kinder, die schon Förderbedarf haben, und wenn die Eltern entscheiden, dass sie in eine Förderschule gehen, dann werden sie auch direkt dort eingeschult.
Die Kinder, die einen Förderschwerpunkt "Lernen" haben, das heißt, sich einfach am Anfang beim Lernen schwertun, sollen aber trotzdem jetzt die ersten Jahre in der Grundschule verbringen und dort gefördert werden. Wenn man dann im Laufe der Grundschule sieht, das Kind sollte vielleicht doch noch einmal speziell unterstützt werden, kann es eben auch begutachtet werden.
SWR1: An den Schulen herrscht akuter Lehrermangel. Kann das überhaupt aufgefangen werden, wenn die Schulen mit noch mehr betreuungsintensiven Schülern umgehen müssen?
Hubig: Wir haben alle unsere Grundschulen mit allen Planstellen versorgt. (...) Im Bereich Vertretungskräfte ist es in der Tat ein bisschen schwieriger, weil wir einfach ganz viele Menschen eingestellt haben. Außerdem wollen wir nochmal zusätzlich Förderschul-Lehrkräfte einstellen, wir haben dafür allein 250 Stellen vorgesehen, sodass wir auch sagen, wenn wir eine neue Herausforderung für die Schulen haben, dann sollen sie auch zusätzliches Personal bekommen.
SWR1: Bei der Reform soll es auch um mehr Inklusion gehen. Sie sprechen aber in der Hauptsache von Schülern mit einer Lernschwierigkeit. Sind Sie da nicht ein bisschen zu kurz gesprungen?
Hubig: Es betrifft schon alle. Wir stärken unsere Förder- und Beratungszentren. Das sind diejenigen, die sich wirklich gut mit Inklusion, aber auch mit dem Umgang mit Kindern mit Beeinträchtigung auskennen. Die sollen die Schulen stärker beraten, die sollen sie unterstützen.
Wir sind in Rheinland-Pfalz, auch im Vergleich zu manchen anderen Bundesländern, nicht so gut in Inklusion, wie wir sein sollten. Inklusion ist ein Menschenrecht, da haben die Menschen einen Anspruch drauf, und da müssen wir nachsteuern. Das gilt auch für alle Arten von Beeinträchtigung. Wir werden aber das System Förderschule einerseits, Schwerpunktschulen und Regelschulen genauso weiter bestehen lassen. Wir werden nur die Anstrengungen noch einmal intensivieren.
Das Gespräch führte SWR1 Moderatorin Steffi Vitt.
Das vollständige Interview können Sie oben im Audio anhören.