Die meisten kennen ihn vor allem als Verhinderer: ein einziges Hamsterloch reicht – und schon gibt es Probleme. Warum man so ein Tierchen dennoch retten sollte? Das weiß Janina Langner, Koordinatorin für Rheinland-Pfalz beim Projekt Feldhamsterland, das den Feldhamster vor dem Aussterben retten will.
SWR1: Was würde sich ändern, wenn der Feldhamster nicht mehr da ist? Was merken wir davon?
Janina Langner: Die ernüchternde Antwort ist, vermutlich merken wir erstmal nichts. Es ist oft so in einem Ökosystem, man merkt es immer erst, wenn es dann wirklich passiert. Das Ökosystem ist sehr komplex und teilweise auch fragil. Es kann erhebliche Auswirkungen haben, wir wissen manchmal nicht genau, wie alles im Zusammenhang steht. Aber Fakt ist, je mehr Arten wir verlieren, desto weniger ist ein Ökosystem gewappnet gegen das, was von außen kommt.
Feldhamster eher nachtaktiv
SWR1: Beschreiben Sie den Feldhamster mal: Wie tickt der, was ist er für ein Typ?
Langner: Ich würde sagen, der Feldhamster ist eher so der grummelige Typ, meistens dämmerungs- und nachtaktiv. Tagsüber begegnet man ihm eher selten, da muss man schon Glück haben. Er ist kein typisches Beutetier, das einfach die Flucht ergreift, sondern er kann sich durchaus wehren. Der stellt sich auf seine Hinterfüßchen, kann fauchen und klappert mit den Zähnen.
Das habe ich schon mal gehört, das ist wirklich ziemlich furchteinflößend. Damit schafft er es wohl auch, zumindest junge Füchse in die Flucht zu schlagen, oder für einen kurzen Moment zu verwirren.
Frühe Ernte sorgt für Problemen bei Feldhamstern
SWR1: Den Feldhamster gibt es vor allem noch in Rheinhessen – und gerade jetzt sterben die meisten Hamster. Woran liegt das?
Langner: Wir merken von Jahr zu Jahr, dass die Ernte einfach früher kommt. Das kollidiert genau mit der Aufzucht der Jungtiere, die irgendwann den mütterlichen Bau verlassen müssen. Wenn sie dann auf einem abgeernteten Feld das erste Mal das Tageslicht erblicken, werden sie leider sehr schnell Opfer von Greifvögeln oder Füchsen.
Was wir auch sehen, ist, dass es tatsächlich auch zu Inzucht kommt, weil die Population schon so geschwächt ist, also nur noch wenige Tiere vorhanden sind. Das konnten wir in unserem Projekt Feldhamsterland mit dem Partner Senckenberg-Institut, der da genetische Analysen gemacht hat, sehr gut nachweisen, dass sich da teilweise Geschwister treffen.
SWR1: Was hat das für Auswirkungen?
Langner: Inzucht führt zu Krankheiten oder im schlimmsten Fall auch dazu, dass sich Tiere gar nicht mehr weiter vermehren können. So wird die Population immer kleiner und kleiner. Wenn wir da nicht nachhelfen, auch mit Schutzmaßnahmen, dann sieht es böse aus. In anderen Bundesländern werden Feldhamster auch schon wieder angesiedelt.
Schutzmaßnahmen von Landwirten
SWR1: Wie kann man die Hamster denn retten?
Langner: Wir versuchen es in Rheinland-Pfalz gerade noch über die Schutzmaßnahmen. Unsere wichtigsten Verbündeten sind da die Landwirte und Landwirtinnen. Mit denen führen wir Gespräche, versuchen sie zu sensibilisieren und zu überzeugen, dass der Feldhamster ein besonderes Tier ist. Oft gelingt uns das, und wir schließen Verträge mit den Landwirten und Landwirtinnen ab.
Sie legen für uns dann sogenannte Schutzmaßnahmen an, zum Beispiel einen Blühstreifen. Also Kulturen, die jetzt vielleicht nicht den direkten Nutzen für die Landwirtschaft bringen, aber dem Hamster Deckung und Nahrung liefern. Das sind dann vor allem mehrjährige Kulturen, die auch nach der Ernte noch stehen bleiben können. Da versuchen wir ein Netzwerk in der Landschaft zu schaffen, damit sich der Feldhamster gut fortbewegen kann.
Das Gespräch führte SWR1 Moderatorin Steffi Stronczyk.
Weitere Informationen über das Projekt Feldhamsterland finden Sie auf der offiziellen Internetseite.
Das vollständige Interview können Sie oben als Audio nachhören.